Rosinenpicker  Ode an den Schwanzhund

„Wahre Liebe mit Loriot“, Diogenes-Verlag
„Wahre Liebe mit Loriot“, Diogenes-Verlag Cover © Diogenes Verlag, Foto: Marcus Sporkmann

Vicco von Bülow alias Loriot wäre am 12. November 2023 100 Jahre alt geworden. Zur Feier des großen Humoristen und Künstlers erscheint im Diogenes Verlag das Büchlein „Wahre Liebe mit Loriot“, und wir sammeln Loriot-Lieblingsmomente.
 

„Wahre Liebe mit Loriot“, Diogenes Verlag © Diogenes Verlag Am Tag nach der Weihnachtsfeier vergangenes Jahr in der Zentrale des Goethe-Instituts in München treffen sich Kolleg*innen, die für die Organisation zuständig waren, zum Aufräumen. Es müssen Tische und Stühle umgestellt und der Flügel ein Stück zurück ans Fenster geschoben werden. „Ein Klavier, ein Klavier!“, rufe ich. Und mein Kollege Patrick fällt ein: „Mutter, wir danken Dir!“ Und voilà, sehr viele von Euch, liebe Leser*innen, sehen jetzt Loriot alias Vicco von Bülow und die Schauspielerin Evelyn Hamann vor sich. In dem großartigen Sketch, worin ein Familienvater die Lieferung eines von seiner Mutter geschenkten Klaviers mit der Videokamera filmen will und Familie und Klavierträger in seinem Eifer übel schikaniert.

Loriot und die Liebe

Unzählige Menschen in Deutschland sind mit Loriot aufgewachsen, mit seinem feinen Witz und seinen wundervollen Zeichnungen. 2023 wäre Loriot 100 Jahre alt geworden. Und zur Feier ist bei Diogenes, dem Schweizer Verlag, in dem Loriot alle seine Bücher herausgegeben hat, ein neues Büchlein ihm zu Ehren erschienen: Wahre Liebe mit Loriot.

Die Zeichnungen des Büchleins behandeln verschiedene Stadien von Liebe: Flirt, Brautschau, Verlobung, Ehe, Ehekrise. Wann habt Ihr zuletzt das Wort „Brautschau“ gehört? Wahrscheinlich ist das schon eine Weile her. Loriot ist 2011 gestorben. Seine Zeichnungen, Filme und Sketche sind seit den 1950er-Jahren erschienen. Seine Liebes-Beobachtungen beziehen sich also auf eine Zeit vor Erscheinen von Dating-Apps, als die Brautschau noch analog stattfand. Wobei ihr Grundprinzip sicher gleichgeblieben ist. Es gibt übrigens auch ein Kapitel zu Liebe im Weltall. Da formuliert Loriot Tipps, wie sich Astronaut*innen in der Schwerelosigkeit des Weltraums am besten küssen. Wenn irgendwann demnächst ein Weltraumtourismus startet, könnten diese Tipps nützlich sein.

Loriot und die Hunde

Wahre Liebe mit Loriot ist Teil einer Reihe, dessen Bände themenbezogen Loriot-Zeichnungen versammeln. Erschienen sind bereits unter anderem Fahrvergnügen mit Loriot, Reisen mit Loriot und Ein Hundeleben mit Loriot. Damit sind wir endlich bei den Hunden gelandet. Hunde spielen eine Hauptrolle im Werk von Loriot. So hat er etwa den Zeichentrickhund Wum erfunden. Sein Lieblingshund war der Mops. Nahezu sprichwörtlich ist sein Befund: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Womit wir bei meiner Loriot-Lieblingszene angekommen wären. Wie die Klavier-Szene spielt sie in einem Wohnzimmer, dem Wohnzimmer der Familie Winkelmann in Loriots Film Ödipussi von 1987. Obgleich bereits in seinen Fünfzigern, lebt Paul Winkelmann, verkörpert von Loriot, noch bei seiner Mutter. Es ist Spiele-Nachmittag. Gespielt wird Scrabble.

Tante Mechthild wird das Legen des Wortes „Hundnase“ mit Verweis auf ein fehlendes E verwehrt, und so legt sie stattdessen das Wort „Schwanzhund“ und fordert dafür 57 Punkte ein. Ein Streit entbrennt. Und wie bei der Klavier-Szene muss ich beim 100sten Mal Anschauen zum 100sten Mal laut lachen, und ein wohliges Gefühl stellt sich ein, wie jedes Mal, wenn ich Loriot begegne und seinem Witz, der mich wie viele schon so lange begleitet.

Was ist Eure Loriot-Lieblingsszene? Schreibt sie in den Kommentaren auf.

Das Büchlein Wahre Liebe und weitere Bücher von Loriot findet ihr auf der Website des Diogenes-Verlags.
 

Rosinenpicker © Goethe-Institut / Illustration: Tobias Schrank Susanne von Bülow und Peter Geyer (Hrsg.): Wahre Liebe mit Loriot
Zürich: Diogenes, 2023. 128 Seiten
ISBN: 978-3-257-02188-2