Biodiversität und Artenvielfalt   Warum ist biologische Vielfalt wichtig?

Man sieht verschiedene Blumen in allen Farben, dahinter blauen Himmel. Foto © picture alliance / AGRAR-PRESS | Krick

Biodiversität: Der Begriff bestimmt Debatten, wenn es um Natur- und Umweltschutz geht – dabei lässt er sich kaum greifen. Wie kann man Biodiversität dennoch erfassen? Wie steht es um die Biodiversität in Deutschland? Und wie lässt sich ihr Zustand verbessern?

Was biologische Vielfalt ist und in welchem Zustand sie sich befindet, lässt sich immer nur ausschnittweise beschreiben. Der bekannteste Ausschnitt, der häufig stellvertretend für Biodiversität herangezogen wird, ist die Artenvielfalt. Damit reduziert man sich auf die Zahl von Tier-, Pflanzen- und vielleicht noch Pilzarten, die in einem bestimmten Gebiet vorkommen. Die lassen sich in klaren Zahlen erfassen und miteinander vergleichen. Viele Arten bedeuten demnach eine hohe Biodiversität – und die ist grundsätzlich immer wünschenswert.

Biodiversität meint aber noch viel mehr als nur das Vorkommen von Arten. Eine hohe biologische Vielfalt zeigt sich auch durch abwechslungsreiche Lebensräume und intakte Ökosysteme oder durch genetische Vielfalt innerhalb von Populationen einer Art. Biodiversität meint das Leben in den Kronen uriger Mischwälder genauso wie das Grün, das sich zwischen Pflastersteinen empor zwängt. Wir erleben sie im frühmorgendlichen Vogelgezwitscher ebenso wie beim Schwärmen von Maikäfern.

Wie steht es um die Biodiversität in Deutschland?

Bleibt man bei der Artenvielfalt und betrachtet reine Zahlen, gibt es in Deutschland eine große biologische Vielfalt. Rund 48.000 Tierarten kommen bei uns vor, außerdem 9.500 Arten von Pflanzen und mehr als 14.000 Pilze.

Der Zustand dieser Vielfalt ist jedoch weniger gut. Das zeigte zuletzt der „Faktencheck Artenvielfalt“ von 2024, in dem zahlreiche Forschende eine Erfassung der biologischen Vielfalt in Deutschland versuchten. Sie stellten fest: 35 Prozent der Tierarten sind in ihrem Überleben gefährdet, ebenso 31 Prozent der Pflanzen. Drei Prozent aller Arten, die es in Deutschland geben sollte, sind bereits ausgestorben.

Auch Faktoren, die sich weniger gut beziffern lassen, zeigen schlechte Zustände und negative Entwicklungen. Mehr als die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen sind demnach in ungünstiger Verfassung. Besonders schlecht steht es um Hochmoore, die von der vollständigen Vernichtung bedroht sind. Auch landwirtschaftlich genutzte Flächen wie Grünland und Äcker bieten immer weniger Lebensraum. Die Intensivierung der Landwirtschaft sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass diese wertvollen Räume zerstört werden. In diesen Landschaften leben heute etwa nur noch halb so viele Vögel wie noch vor knapp 40 Jahren.

Warum ist Biodiversität so wichtig?

Für uns Menschen ist eine hohe biologische Vielfalt überlebenswichtig. Sie schützt uns zum Beispiel vor landwirtschaftlichen Krisen und Krankheitserregern: Nur wenn ausreichend Vögel vorhanden sind, können sie dafür sorgen, dass Schadinsekten nicht überhandnehmen. Biodiversität bietet zudem die beste Vorsorge gegen die Folgen des Klimawandels: Je größer die Vielfalt von Lebensformen, desto unterschiedlicher sind ihre Lebensbedingungen und desto resilienter ist sie gegenüber klimatischen Veränderungen. Biodiversität kann uns also vor Dürren und Hochwasser schützen.

Wie können Menschen Biodiversität erhalten und fördern?

Biologische Vielfalt muss nicht unrettbar verloren sein. Wenn Lebensräume wiederhergestellt werden, kann sie sich erholen. Seit 2010 etwa hat hierzulande die Zahl der Waldvögel stark zugenommen, was sehr wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass in der Vergangenheit in Wäldern Lebensraumstrukturen gezielt verbessert wurden. Generell verspricht eine ökologisch nachhaltige Nutzung von Land und Wasser die beste Erholung für die Biodiversität.

Schutzgebiete sorgen zudem dafür, dass Rückzugsmöglichkeiten für Arten entstehen. Dabei kommt es eher auf die Vernetzung von Lebensräumen und deren Qualität als auf die Größe an: Das „Grüne Band“ beispielsweise umfasst mehrere Schutzgebiete entlang des ehemaligen Grenzverlaufs zwischen BRD und DDR auf einer Gesamtlänge von fast 1.400 Kilometern. Zusammen bilden sie einen überlebenswichtigen Korridor für viele Tiere und Pflanzen.

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