Ausgesprochen...bildlich  Bug sein

Illustriert: An einer Kreuzung sitzt eine Figur, die die Straße für drei Autos, welche aus unterschiedlichen Richtungen kommen, blockiert
Straßen versperrt Illustration: © Susi Bumms

Ein kleines, störendes Element an der richtigen Stelle kann ein System vollständig lahmlegen. Das ist visuell besser darstellbar als mit Worten und somit bestens geeignet für diese Kolumne.

Die Herkunft der Bezeichnung „Bug“ als System- oder Softwarefehler ist unklar, etabliert wurde sie durch die amerikanische Informatikerin Grace Hopper. Einmal, dies ist dem Logbuch ihrer Arbeit am Großcomputer Mark2 von 1947 zu entnehmen, wurde innerhalb eines Computers tatsächlich ein kleiner Käfer gefunden. Der Computer arbeitete mit Lochkarten, der ersten Form eines Datenträgers. Diese wurden zunächst für Webstühle entwickelt und dann für Computer: In langen Papierbahnen werden Lochreihen eingestempelt – die Abfolge der Löcher übersetzt zum Beispiel Rechenvorgänge in Binärcode. Das da ein kleines, abenteuerlustiges Tier weitreichende Probleme verursachen kann, ist leicht vorstellbar. Der Käfer, eine Motte, wurde später ins Logbuch geklebt und ist heute im Smithsonian National Museum of American History zu sehen.

Illustriert: Ein graues Wesen mit Fühlern sitzt in einem Bildschirm Motte im Computer | Illustration: © Susi Bumms Ein anderes Beispiel, das dasselbe Prinzip bedient, sind Straßensperren, wie zum Beispiel die der aktivistischen Gruppe „Aufstand der letzten Generation“ vor Kurzem. Wenige Mitglieder der Gruppe blockieren mit Sitzstreiks Zufahrten zu städtischen Autobahnen in Berlin. Ihr Ziel ist es, auf Lebensmittelverschwendung hinzuweisen, die zur CO2-Belastung und somit zum Klimawandel beiträgt. Straßensperren stören und können, im Gegensatz zu anderen Protestformen, ein ganzes Netz lahmlegen. Sie sind ein hinderndes Element an einer entscheidender Stelle, eine kleine Intervention mit weitreichenden Folgen. Nicht despektierlich gemeint: sie werden für das Straßensystem zu Bugs.

Illustriert: An einer Kreuzung sitzt eine Figur, die die Straße für drei Autos, welche aus unterschiedlichen Richtungen kommen, blockiert Straßen versperrt | Illustration: © Susi Bumms In dem Märchen Prinzessin auf der Erbse wird eine Prinzessin unter vielen „falschen Prinzessinnen“ als wirklich royal erkannt, da sie eine störende Erbse unter vielen übereinander gestapelten Matratzen erspürt. Ich habe mir in der Visualisierung davon immer einen Matratzenberg vorgestellt, der die kleine Erhebung durch die Erbse so verstärkt, dass die Prinzessin am Ende fast kopfüber liegt. Weil wie sonst soll sie die eine kleine Erbse erspüren? Gut, ich bin keine Prinzessin und die ganze Sache ein Märchen, aber in meiner Vorstellung ist es wieder das gleiche Bild: ein kleines, intervenierendes Element, das Auswirkungen auf ein ganzes System hat.

Illustriert: Eine Person in rotem Kleid liegt auf sehr vielen türkisen Matratzen, die sich alle wölben, da unter ihnen eine kleine Erbse liegt Prinzessin auf der Erbse | Illustration: © Susi Bumms

„Ausgesprochen...“

In unserer Kolumnenreihe „Ausgesprochen …“ schreiben und malen im wöchentlichen Wechsel Susi Bumms, Maximilian Buddenbohm, Sineb el Masrar und Marie Leão
Susi Bumms beobachtet in "Ausgesprochen...bildlich" Popkultur und Politik und kommentiert diese in Bildern.