Wölfe in Tschechien  Die Rückkehr der Wölfe – Hoffnung und Kontroversen

Wölfe Foto: © archiv Jiřího Beneše

Wölfe werden wieder heimisch in Tschechien. Was Tierschützer freut, betrachten Viehzüchter mit Sorge. Jiří Beneš liebt die Raubtiere und hat ein Buch über sie geschrieben. Dennoch glaubt der Ökologe, dass man den Wolf als Tierart schützen kann, indem man „problematische Exemplare“ abschießt. Im Interview erklärt er, wann ein Wolf als problematisch gilt und was an Wolfskot romantisch ist.

Jiří, was verbindet dich so mit den Wölfen?

Früher habe ich Wölfe einfach vergöttert. Ich bestand auf ihrem absoluten Schutz, wollte ihnen den Weg frei machen für die Rückkehr in die Natur Tschechiens. Das hat sich zwar geändert, bis heute bewundere ich diese Tiere aber. Für ihr Jagdtalent, ihre Fähigkeit, am Leben zu bleiben, obwohl sie seit Jahrhunderten verfolgt werden, und für ihre unglaublich gut entwickelten Sozialstrukturen im Familienrahmen. Gleichzeitig weiß ich, dass ihre Rückkehr vielen Menschen ernsthafte Probleme bereitet, die Umweltschützer nicht übersehen dürfen.

Was hat deine Haltung zu den Wölfen geprägt?

Neben wissenschaftlichen Artikeln auch Diskussionen mit Menschen, auf deren Leben die Wölfe einen unmittelbaren Einfluss nehmen. Vor allem mit Haltern von Schafen, Ziegen und weiteren Nutztieren in Regionen, in denen sich Wölfe angesiedelt haben. Durch diese Diskussionen sehe ich den Wolf nicht mehr nur durch die Brille des Tierschützers, sondern auch durch die des Ökologen. Ich kann einsehen, dass ein Wolf beim Überschreiten einer bestimmten Grenze in der Natur nicht erwünscht sein kann. Für mich ist nicht das Überleben eines jeden einzelnen Wolfes wichtig, sondern das Überleben der Spezies. Genau das ist es, was ein einzelnes problematisches Tier gefährdet, wenn sein Verhalten Kontroversen hervorruft und ein schlechtes Licht auf alle Wölfe wirft. Ich bin davon überzeugt, dass man den Wolf als Tierart schützen kann, wenn man ein solches problematisches Exemplar abschießt. Das ist auch Bestandteil des tschechischen Natur- und Landschaftsschutzgesetzes, das besagt, dass es möglich ist, auch Exemplare einer geschützten Tierart zu beseitigen, wenn das öffentliche Interesse das Interesse des Naturschutzes überwiegt.
 
WolfFoto: © archiv Jiřího Beneše

Wie verhält sich so ein Wolf, den du als problematisch bezeichnen würdest?

Das ist ein Wolf, der wiederholt hochwertige Schutzmaßnahmen von Weiden überwindet. Außerdem wenn es sich um einen Wolf handelt, bei dem Tollwut nachgewiesen wurde, oder er sich Menschen gegenüber aggressiv verhält, was eine rein hypothetische Situation ist.

Kam es denn noch nie dazu?

Selten. 2018 fand so eine Geschichte im Riesengebirge statt, wo eine verwirrte junge Wölfin in eine Kneipe lief, einen Hund biss und die Leute anknurrte. In ihrer DNA wurden Antikörper gegen Tollwut gefunden. Damit die Experten eine Infektion bestätigen konnten, mussten sie die Wölfin einschläfern, denn für den Nachweis benötigten sie Hirnwasser. Zum Glück für all jene, die mit dem Speichel der Wölfin in Kontakt kamen, litt sie nicht an der Krankheit. Die einzige logische Erklärung ist, dass sie geimpft war, was heißt, dass sie aus einer Wolfshaltung ausgebrochen sein muss. Aber zu einem Angriff auf einen Menschen kam es in Tschechien noch nie, Wölfe sind sehr scheu, ähnlich wie Luchse.

Mit der Illustratorin Karolína Wellartová hast du 2020 das Buch „Die Wölfe kommen“ („Přicházejí vlci“) herausgegeben. Eigentlich hatten sie doch seit Urzeiten auf tschechischem Gebiet gelebt. Wohin sind sie gegangen?

Die Wölfe sind nicht gegangen, sie wurden gegangen, durch den Menschen. In Europa endete die Vertreibung der Wölfe vor ungefähr 250 Jahren mit der Entwaldung der Landschaft und dem Aufschwung von Schusswaffen, die Mietjägern massive Beute ermöglichten. Die Wölfe wurden abgeschossen.

Warum?

In der europäischen Kultur werden Wölfe historisch als böse Kreaturen dargestellt. Was die menschliche Erkenntnis damals noch nicht objektiv deuten konnte, was rätselhaft war, das schrieben Menschen den Wölfen zu. Wölfe waren es, die hinter dem Verlust von Kindern in den Wäldern standen, die Krankheiten verbreiteten. Dabei sehen beispielsweise die Indianer den Wolf als ein Symbol des Guten an, sie schätzen sein ausgezeichnetes Jagdtalent, die Fähigkeit, gute Beziehungen zu pflegen und sich um alle Mitglieder des Rudels, im übertragenen Sinne der Familie, zu kümmern. An diesen guten Eigenschaften nehmen sich die Indianer ein Beispiel. Einige Stämme glauben auch, dass sie im zukünftigen Leben selber Wölfe werden.
 
WolfsspurFoto: © archiv Jiřího Beneše

Heute ist der Wolf als eine vom Aussterben bedrohte Tierart gesetzlich geschützt.

Ja, so wird er vom Natur- und Landschaftsschutzgesetzes definiert. Unter diesen Schutz fällt nicht nur der Wolf selbst, sondern ganze Biotope, die er besiedelt. Es handelt sich nämlich um eine sogenannte Schirmart. Wenn wir den Wolf schützen, schützen wir zusammen mit ihm auch viele weitere Lebewesen, aber auch das Ökosystem insgesamt. Am deutlichsten ist seine Abwesenheit in der Natur am Zustand der tschechischen Wälder zu sehen. Einzelne Arten von Schalenwild, welches überhandnimmt, verhindern eine natürliche Walderneuerung durch das Nagen, Schälen oder Verbiss vor allem an kleinen Bäumen. Jäger können die Rolle des Wolfes in der Nahrungskette nicht komplett wettmachen. Wölfe können ihnen bei einer gewissen Reduktion von Wild helfen; in der geringen Anzahl, in der sie zu uns zurückkommen, die Jäger jedoch nicht ersetzen. Ideale Bedingungen herrschen leider nur an sehr wenigen Orten und schon gar nicht in Tschechien, wo sich die Natur sehr durch menschliche Eingriffe gewandelt hat.

Seit 2012 kehren die Wölfe in die tschechische Natur zurück. Was hat sich seitdem geändert?

Die Wölfe bringen zwei Dinge mit sich: Hoffnung und Kontroversen. Beides spiegelt sich deutlich in den Medien wider; der Wolf als Thema zieht bei den Lesern. Hoffnung sehe ich darin, dass es durch Nachrichten über Wölfe leichter wird, die breite Öffentlichkeit über den Zustand unserer Natur zu informieren. Ich kann mir vorstellen, dass wir aufgrund der Rückkehr der Wölfe auch in der Lage sein werden, zu zeigen, warum es zum Beispiel nötig ist, Remisen zu bauen oder das Wasser in der Landschaft zu halten. Und wenn es uns gelingt, das verständlich zu vermitteln, werden sich die Menschen unseren Forderungen und Visionen anschließen, damit wir effektiv die Gesetzgeber erreichen können und jene, die wirklich darüber entscheiden, was mit der Natur passiert.
 
Erzgebirge Erzgebirge | Foto: © Ester Dobiášová

Und die Kontroverse?

Ich habe ja schon beschrieben, wie einige Kulturen zu den Wölfen stehen, ähnliches passiert auch heutzutage. Ein Teil der Bevölkerung setzt große Hoffnungen in sie, sieht nur das Positive, sei das aus Sicht eines Laien oder eines Experten. Und dann gibt es Gruppen von Menschen, für die die Rückkehr der Wölfe Sorgen und in einigen Fällen auch Existenzängste bedeuten. Jäger, die den Wolf als ihren Konkurrenten wahrnehmen, da er ihnen manchmal eine schöne Jagdtrophäe wegnimmt, die sich ansonsten gut im Jagdsalon oder über der Haustür machen würde. Oder die sie für zehntausende bis hunderttausende Tschechische Kronen einem Jagdgast aus dem Ausland verkaufen könnten.
 
Dann sind da noch die Halterinnen und Halter von Nutztieren. Wölfe bereiten ihnen große Schwierigkeiten, da sie neue Risiken für das bereits eingespielte System ihres Wirtschaftens bedeuten. Jahrzehnte bis Jahrhunderte lang mussten sie ihre Tiere nicht vor Gefahren von außen schützen. Sie mussten dafür sorgen, dass die Herde nicht in den Wald davonläuft, aber sie mussten sie nicht davor schützen, was aus dem Wald zu ihnen ins Gehege kommt. Natürlich gibt es Ausnahmen, in den Beskiden zum Beispiel, wo die Wölfe aus der Slowakei kommen. Dort war die Tradition eines Herdenschutzes nie für längere Zeit unterbrochen. Es ist an den Haltern, wie sie sich diesen Unannehmlichkeiten stellen. Das ist einer der Hauptaspekte, die die Rückkehr der Wölfe für das Zusammenleben mit dem Menschen mit sich bringt.

Reagiert der Staat auf die Bedürfnisse der Viehzüchterinnen und -züchter? Er schützt einerseits Wölfe per Gesetz als vom Aussterben bedrohte Tierart, aber andererseits gibt es dabei auch geschädigte Bürger.

Der Wolf wird in drei Gesetzen erwähnt. Im Natur- und Landschaftsschutzgesetz, über das wir bereits gesprochen haben. Ebenso im Jagdgesetz. Er befindet sich dort auf der Liste von Wildtieren, deren Bestand nicht durch Jägerei reguliert werden darf. Einem anderen Gesetz zufolge können Tierhalter eine Erstattung der Schäden, die ein Wolf verursacht hat, oder Subventionen für Schutzmaßnahmen wie elektrische Weidezäune, den Kauf eines Schäferhundes und dergleichen mehr beantragen. In Gegenden, wo es Wölfe gibt, beispielsweise in der Region Broumovsko, im Erzgebirge oder in den Beskiden, bietet der tschechische Staat eine einhundertprozentige Deckung der Ausgaben an – finanziert aus EU-Mitteln. Dort, wo noch kein längerfristiges Auftreten von Wölfen nachgewiesen wurde, können sich Tierhalterinnen und -halter nur auf eigene Kosten auf das Ansiedeln der Wölfe vorbereiten. Ohne finanzielle Hilfen vom Staat ist das aber extrem aufwändig. In der Praxis sieht es damit also eher trist aus.
 
Tierhalter können eine Erstattung der Schäden, die ein Wolf verursacht hat, oder Subventionen für Schutzmaßnahmen beantragen. Tierhalter können eine Erstattung der Schäden, die ein Wolf verursacht hat, oder Subventionen für Schutzmaßnahmen beantragen. | Foto: © archiv Jiřího Beneše

Um zu den Medien zurückzukehren: In deinem Buch und bei Vorträgen kritisierst du, dass die Medien öfter schockierende Vorfälle erwähnen und damit ein falsches Bild von Wölfen erzeugen.

Einige Zeitungen und Zeitschriften liefern mehr oder weniger objektive Informationen, seien es die positiven – zum Beispiel, dass ein Wolfswelpe geboren wurde – oder die negativen – meistens getötete Schafe. Die Viehzüchterinnen und -züchter bekommen Raum, genauso wie die Wolfsschützer. Und dann gibt es da noch die Boulevardmedien und einige Regionalblätter, die die Diskussion einseitig angehen und sie nutzen, um eine höhere Reichweite ihrer Artikel zu erzielen. Sehr oft rutschen diese Diskussionen dann in ein Verbreiten von Desinformationen ab, so wie Behauptungen der Art „vielleicht waren es Wölfe“, „heute habe ich ein Rudel von zehn Wölfen in unmittelbarer Nähe des Ortes gesehen“ oder als der Vorsitzende des Böhmisch-mährischen Jägerverbandes (Českomoravská myslivecká jednota) schrieb, dass er durch einen Ort gefahren sei und dort unter einer Straßenlaterne eine Wolfsmutter mit ihren Jungen gesehen habe, aber ohne diese „einmalige“ Beobachtung scheuer Wölfe mit einem Foto belegen zu können. Dabei ist der Einfluss der Medien absolut grundlegend für die öffentliche Meinungsbildung. Vor allem in Regionen, in denen sich Wölfe angesiedelt haben, sehe ich in einer einseitigen Berichterstattung eine große Gefahr. Ein ganzheitlicher Blick der Tierhalterinnen und -halter fehlt oft genau dort, wo sie leben.

Dennoch passiert es ja tatsächlich, dass ein Wolf mehr Schafe reißt, als er überhaupt fressen kann. Warum tut er das?

Das weiß ich nicht. Es gibt mehrere Theorien, die versuchen, das zu erklären. Manche vergleichen es mit dem Adrenalinschub im menschlichen Körper, wenn wir in Stresssituationen kurzsichtig handeln und keinen kühlen Kopf mehr bewahren. Andere sagen, dass es dem Wolf Spaß mache, und wieder andere vergleichen ein solches Verhalten des Wolfes mit dem eines Marders oder Fuchses im Hühnerstall. Einige denken auch, dass es den Wolf stört, dass die anderen Schafe hysterisch mähen, wenn er eins von ihnen gefangen hat. Und so beißt er sie, um seine Ruhe beim Fressen zu haben. Diese Theorien haben unterschiedlichen Gehalt, ich neige am ehesten zur Erklärung mit dem Adrenalin. Aber niemand kann diese Frage mit Sicherheit beantworten.

Passiert so etwas in freier Wildbahn denn nicht?

In freier Wildbahn kann das gar nicht passieren, denn Hirsche, Mufflons, Damwild, Rehe und andere Waldtiere leben nicht hinter einem Zaun. Sie können weglaufen. Ein Wolfsrudel muss ein Tier ausmachen, auf das die Jagd abzielen soll. Oft ist es das schwächste oder ein verletztes Exemplar. Schafe sind für sie eine leichte Beute, vor allem auf einer ungeschützten Weide. Sie haben nicht so gut ausgebildete Verteidigungs- und Fluchtfähigkeiten wie Hirsche oder Rehe. Dennoch machen Schaffe nur ein bis zwei Prozent der Ernährung von Wölfe aus und je besser ihre Weiden mit Zäunen und Hunden geschützt werden, desto schwerer wird es für die Wölfe, ein Schaf zu erbeuten.
 
Erzgebirge Erzgebirge | Foto: © Ester Dobiášová

In deinem Buch behauptest du, dass es eine Entscheidung von uns allen sei, in welche Entwicklung die Rückkehr der Wölfe in der näheren Zukunft nehmen wird. Was meinst du damit?

Das kritische Auswerten von Informationen, die Unterstützung durch Organisationen, die sich ebenso kritisch mit dem Schutz von Wölfen befassen, aber auch die Unterstützung der Tierhalterinnen und -halter direkt in den Regionen, wo die Wölfe auftreten. Beispielsweise durch den Kauf ihrer Produkte: Fleisch, Milch, Wollprodukte. Einige von ihnen betreiben Agrotourismus, was eine gute Gelegenheit ist, um sie persönlich kennenzulernen und mehr Einblick in ihr Leben zu bekommen.

Aber wenn jemand direkt in engen Kontakt mit den Wölfen kommen will, sollte er an einer der sogenannten Wolfsstreifen teilnehmen, die die Organisation Hnutí DUHA Olomouc jedes Jahr veranstaltet. Freiwillige in ganz Tschechien dokumentieren Aufenthaltszeichen großer Raubtiere, das heißt nicht nur von Wölfen, sondern auch von Luchsen und Bären, und weiteren geschützten Tierarten. Sie fotografieren Spuren, sammeln Kötel, pflegen Fotos aus Kamerafallen in Datenbanken ein und so weiter. Der so zusammengetragene Datensatz ist die Grundlage für objektive, verifizierbare Informationen, die Hnutí DUHA Journalisten und Wissenschaftlern vorlegt. In der Praxis kann das die Entscheidung über den Bau einer neuen Eisenbahnstrecke oder Straße beeinflussen, zum Festlegen neuer Wildtierkorridore führen, damit die Tiere sicher eine Straße überqueren können, und ähnliches. Und darüber hinaus trifft dabei eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Interesse zusammen und es entstehen oft wunderbare Freundschaften.

Erzähl mir doch mehr über die Kötel.

(lacht) Na gut. Ganz am Anfang eines jeden Fachartikels und wissenschaftlichen Outputs steht das jämmerliche Einsammeln stinkender, 30 Zentimeter langer Kötel voller Knochen und Haare, die Freiwillige vom Waldweg aufheben, in Plastiktüten verstauen und dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem der Koordinatoren in den Kühlschrank schmuggeln, von wo aus die Probe anschließend zu einer ganzen Reihe von Analysen wandert. Jeder Kötel hat eine eigene Registriernummer, eine umfangreiche Fotogalerie und mit den GPS-Angaben kann man sogar den Ort finden, an dem er seinem Schicksal überlassen wurde… Den Weg einer Probe vom Sammeln bis zum Fachtext zu verfolgen, hat mir schon immer Spaß gemacht. Außerdem erfahren wir aus dem Studium der Kötel eine Menge darüber, was im Wald passiert. Aus dem Kötel eines Wolfes kann ich ableiten, ob er ein Schaf gefressen hat, ein Wildschwein oder ein Reh. Er erzählt eine Geschichte, die am entsprechenden Ort stattgefunden hat, genauso wie Spuren in der Erde.

Das klingt romantisch. Würdest du uns gern noch mehr darüber erzählen?

Da gäbe es noch so einiges…
 
Wolfskot Wolfskot | Foto: © archiv Jiřího Beneše

Vielleicht lieber nächstes Mal. Erzähl mir doch zum Abschluss noch etwas über das Projekt, zu dem du mich wieder als Redakteurin eingeladen hast, damit wir hier ein wenig Wind um uns machen. Diesmal werden wir den Tierhalterinnen und -haltern mehr Raum geben.

Ja. Mich stört nämlich der Blick auf die Tierhalter als einen minderwertigen Teil unserer Gesellschaft, der nicht in der Lage ist, sich in der modernen Welt zu etablieren und von Subventionen lebt, weil er keinen „normalen“ Job finden kann, der im heutigen Wirtschaftssystem als angesehen gilt. In vielen Fällen ist das ganz und gar nicht so. Viehzüchter sind meistens intelligente Menschen mit einer durchdachten Haltung zur Natur, ihre Lebensgeschichten sind stark und inspirierend. Oft arbeiten sie in Gegenden, in denen sie kein soziales oder kulturelles Umfeld vorfinden, keine soziale Blase, zu der sie gehören, und wo sie keine Menschen mit den gleichen Lebensidealen um sich herum haben. Ihr Blick auf die Dinge hat meine Beziehung unter anderem zu Wölfen so sehr verändert, dass ich mir wünsche, dass mehr Menschen von ihnen erfahren. Deshalb möchte ich ihnen ein Buch mit Interviews widmen, dessen roter Faden die Rückkehr des Wolfes in die Natur sein wird, ohne dass wir uns davon beschränken lassen wollen.
 
Wölfe sind großartige Tiere. Sie haben Bewunderung und Respekt verdient, aber mindestens genauso großartig sind die Viehzüchterinnen und -züchter. Mit den Weiden halten sie wertvolle Orte am Leben. Ohne ihre schlecht bezahlte Arbeit würden die Weiden verschwinden und mit ihnen eine ganze Reihe von Tierarten, die ebenso gefährdet und geschützt sind wie der Wolf.
 

Jiří Beneš (1987) lebt schon fast sein ganzes Leben in Šternberk bei Olomouc. Bereits in frühester Kindheit weckte sein Großvater, ein Förster, in ihm eine positive Beziehung zur Natur. Er arbeitet in der Naturschutzorganisation Hnutí DUHA, wo er sich mit dem Wandel von Wald- und Jagdgesetzgebung auseinandersetzt. Er engagiert sich für ein rücksichtvolleres Wirtschaften mit Wäldern und Wild. Dem Schutz von Wölfen widmet  er sich seit 2015, außerdem hilft er aber Schafhalterinnen und -haltern Probleme zu lösen, die sich durch die Rückkehr der Wölfe in die tschechische Natur ergeben.

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