Wir
Mode und Natur – mit unserem Kleiderschrank die Welt retten!

Ein Kleiderschrank voller Knete. ©Jaan Pavliuk

Ein perfekter Modekonsum ist in einem kaputten System unmöglich, aber einige Schritte in die richtige Richtung sind für uns alle machbar.

Ere Kama

Als Mensch kommt man nicht um das Tragen von Kleidung herum. In der Geschichte der Menschheit hat die Kleidung einen hohen kulturellen Wert, da sie Auskunft über die Herkunft sowie den Status der Person gibt und sie es allen ermöglicht, sich so zu schmücken, dass jede*r seinem*ihren Charakter und Haltung Ausdruck verleihen kann.

Heute ist die Mode jedoch zunehmend zu einem politischen Thema geworden, da jeder Euro, der in einem Geschäft ausgegeben wird, sein Päckchen mit sich trägt, und das Fast-Fashion-Modell, das die Modewelt erobert hat, ethisches Einkaufen fast unmöglich macht.

Skrupellosigkeit und Gier treiben die Konzerne dazu, die Produktion zu steigern. Ihre Marketingteams machen Überstunden, um die Verbraucher*innen zu animieren, mit dem Überfluss mitzugehen. Gleichzeitig gelangen immer mehr Abwässer aus der chemischen Textilverarbeitung und Abgase in die Umwelt. Dasselbe gilt für synthetische Stoffreste, die aus finanzieller Sicht nur schwierig zu recyceln sind.

Inmitten all der Verwirrung ist es für den*die Durchschnittsverbraucher*in sehr schwierig, Entscheidungen zu treffen, die zu einer positiven Entwicklung des Bekleidungsmarktes führen und den Druck der Branche auf die Umwelt verringern. Perfekter Konsum ist in einem kaputten System unmöglich, aber einige Schritte in die richtige Richtung können von allen unternommen werden.

Sich bewusst werden

Unternehmen nutzen gerne die Unkenntnis der Verbraucher und Verbraucherinnen über den Arbeitsprozess aus. Indem sie die moralisch fragwürdigen Aspekte in ihrem Arbeitsmodell nicht offenlegen, wahren sie ihren Ruf und ihre Kundschaft, während sie gleichzeitig unmenschliche Arbeitsbedingungen sowie billige, dafür umweltschädliche Technologien nutzen können, so viel sie wollen. Dagegen hilft die Aufklärung des*der Verbrauchers*in über den Aufbau des Systems. Da jede*r Kleidung trägt, umfasst der Konsum in der Modebranche mehr oder weniger die gesamte Menschheit. Verbraucher*innen, die sich der Funktionsweise von Marken und der katastrophalen Auswirkungen der Fast-Fashion-Produktion auf die Umwelt bewusst sind, können bessere Entscheidungen beim Gestalten ihrer Garderobe treffen. Je mehr man über das Thema spricht, Informationen austauscht und recherchiert, desto mehr Menschen können sich in der komplexen Landschaft der Modebranche orientieren und positive Entscheidungen treffen.

Der Konsum

Wir gehen nun davon aus, dass der*die Konsument*in einen Überblick über die vielen Probleme des Fast-Fashion-Systems hat und handeln möchte, um seinen*ihren Beitrag in diesem System zu reduzieren. Der allererste Schritt zur Lösung des Problems, dessen Hauptursache der Überkonsum ist, besteht darin, den Verbrauch zu reduzieren. Kaufen kann das Kaufproblem nicht lösen, auch wenn Modeunternehmen lieber für das Gegenteil werben.

Der Kauf von Kleidung ist so alltäglich geworden wie das Essen in einem Restaurant, wobei oft der gleiche niedrige Geldbetrag bezahlt wird, der durch erzwungene billige Produktionskosten möglich ist. Diese günstigen Preise sind oft nur aufgrund der geringen Qualität der Produkte möglich, was leider auch dazu führt, dass die Kleidung schnell verschleißt und leichter kaputt geht. Um die Lebensdauer bestehender Kleidung zu verlängern und den ständigen Bedarf an neuer Kleidung zu reduzieren, ist es sehr nützlich, nähen zu können, da auf diese Weise zerrissene Kleidung zu Hause geflickt werden kann.

Der Konsum wird auch durch eine Reihe von Community-Austauschgruppen, Bekannten ähnlicher Größe und Familienerbstücken reduziert. Auf diese Weise erhältst du hochwertige Altkleider völlig kostenlos, die sonst auf der Mülldeponie gelandet wären. Ziel ist es, den Fokus der Verbrauchsgemeinschaft von der Quantität auf die Qualität zu verlagern und die Notwendigkeit, ständig neue Kleidung zu kaufen, zu reduzieren.

Bewusster Konsum

In einer Konsumgesellschaft wäre es jedoch naiv zu hoffen, dass nur das Flicken und der Austausch von Kleidung ausreicht. Der Kauf von Kleidung ist unvermeidlich, kann aber durch die Unterstützung positiver Veränderungen im gesamten System erreicht werden. Das Geld der Verbraucher*innen ist der größte Motivator für Modemarken. Sie sind nur bereit, den Produktionsprozess zu ändern, wenn dies ihren Gewinn sichert. Wenn Verbraucher*innen ihr Geld einsetzen, um ein Unternehmen unter Druck zu setzen, umweltverträgliche Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung für die Folgen seines Handelns zu übernehmen, sind Veränderungen im gesamten System spürbar und die Befriedigung der Marktnachfrage wird für Unternehmen zu einer Priorität. Hier wird jedoch performative Umweltfreundlichkeit oder Greenwashing oft zum Hindernis. Auf Druck informierter Verbraucher*innen werden „grüne“ Marketingkampagnen lanciert, die zwar keine wirkliche Veränderung zum Besseren bewirken, aber in den meisten Fällen ausreichen, um wohlwollende Kund*innen wieder an die Kasse zu locken.

Im Idealfall würde der*die Konsument*in aber Fast Fashion-Marken komplett meiden und nur in Second-Hand-Läden einkaufen. Es kursieren bereits so viele Kleidungsstücke auf der Welt, dass es Jahrzehnte dauern würde, sie alle zu konsumieren. Dies wäre auch dann der Fall, wenn nicht ständig neue Kleidung produziert werden würde. Auch der Konsum von Altkleidern verlängert deren Lebensdauer und reduziert das Gewicht von auf Mülldeponien landenden Textilabfällen.

Verantwortung

Aber das Wichtigste, was ein*e Verbraucher*in tun kann, ist den Durchblick zu behalten. Als Reaktion auf den erhöhten ökologischen Druck wurden viele soziale Kampagnen gestartet, um Verbraucher*innen für alle Umweltprobleme verantwortlich zu machen. Es lässt uns verzweifeln und erschöpft uns völlig, macht uns praktisch handlungsunfähig, und lässt den Konzernen die Freiheit, auf die altmodische Weise weiterzuarbeiten. Es muss daran erinnert werden, dass keine Bluse aus einem Fast Fashion-Laden für das ganze kaputte System verantwortlich ist, ebenso wie der von der Großmutter geerbte Mantel, der seit 50 Jahren in der Familie ist und daher oft getragen wurde, nicht alle Probleme im System löst. Die Verantwortung ist kollektiv und kann nicht auf der Ebene des Einzelnen getragen werden. Die Menschheit als Ganzes hat die Macht, Veränderungen herbeizuführen, und dies erfordert kollektiven Druck auf die Machtinhaber*innen: mit deinem Geld kannst du dich zwischen Unternehmen entscheiden und Parteien mit politischer Stimme unterstützen, die eine grüne industrielle Regulierung und eine ethische Produktion fordern.

Schließt du dich uns an?

Kleidung hat immer noch viel Bedeutung, aber jetzt zeigt die Garderobe eines Menschen nicht nur sein Modebewusstsein und seinen Vermögensstatus, sondern auch, wie viel er oder sie weiß und sich um die schädlichen Folgen des Modesystems für die Natur kümmert. Die Natur steht schon viel länger im Mittelpunkt der menschlichen Entwicklung als Kleidung und Mode, aber jetzt opfern wir das Erste um des Zweiten willen. Geblendet vom Wahnsinn des Geldes, geben riesige Unternehmen gerne vor, ihr System sei fehlerfrei, aber die Wahrheit wird den Verbraucher*innen immer klarer. Gemeinsam sind unsere Stimmen stark genug, um das gesamte System zu verändern und den Schaden, der unserem Planeten zugefügt wurde, durch grundlegende Reformen wiederherzustellen. All das beginnt mit einem einzigen Ton. Wirst du unserem Chor beitreten?


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