Einkommen in Deutschland

Wie viel verdient eine erwerbstätige Person in Deutschland? Das lässt sich nicht so einfach sagen. Löhne und Gehälter unterscheiden sich stark: Je nachdem, wo eine Person arbeitet, als was und in welcher Branche. In Süddeutschland und im Finanzwesen verdient man tendenziell am besten.

Rund 1.500 Euro beträgt das durchschnittliche Nettoeinkommen in Deutschland pro Monat. Diese Zahl dient vielen statistischen Berechnungen als Grundlage. 1.500 Euro im Durchschnitt – das sagt allerdings nicht viel über das tatsächliche Einkommen der Menschen aus. Manche verdienen viel mehr als das, viele allerdings auch weniger. Wie viel eine erwerbstätige Person in Deutschland verdient, hängt von verschiedenen Faktoren ab: von der Art des Beschäftigungsverhältnisses, von der Branche, der Region, dem Alter, dem Geschlecht sowie von der Ausbildung und Arbeitserfahrung der jeweiligen Person.

Große Unterschiede zwischen den Branchen

Wer in Süddeutschland wie zum Beispiel Bayern oder Hessen arbeitet, verdient tendenziell mehr als in Nord- oder Ostdeutschland, wer im Finanzwesen tätig ist mehr als im Handwerk. Das Karriereportal StepStone.de listet im „Gehaltsreport 2015“ durchschnittliche Brutto-Jahresgehälter von Festangestellten in unterschiedlichen Branchen auf. Das „Bruttogehalt“ ist das Monatsgehalt, vom dem noch die Beiträge für Sozialversicherung und Steuern abgehen. Übrig bleibt das Nettogehalt, das je nach Steuerklasse ungefähr 60 Prozent beträgt.
Der Einkommensunterschied zwischen den Branchen ist groß, wobei auch diese Vergleiche Durchschnittswerte verwenden: Das durchschnittliche Brutto-Monatsgehalt im Bankensektor ist mit rund 5.200 Euro fast doppelt so hoch wie im Hotelgewerbe mit 2.800 Euro. Auf Platz zwei der Hitliste der Branchen, in denen man sehr gut verdient, rangiert die Pharmaindustrie, gefolgt von der Automobilindustrie, der Telekommunikationsbrache und der Chemieindustrie mit Brutto-Jahresgehältern um die 5.000 Euro. Die Branchen, in denen am wenigsten gezahlt wird, sind neben dem Handwerk die Gastronomie sowie das Hotelgewerbe, dicht gefolgt vom Bildungswesen.

Mann oder Frau: Das macht einen Unterschied

Außerdem unterscheidet sich das Einkommen von Männern und Frauen in den meisten Branchen. Eine Umfrage des Statistik-Portals Statista.com von 2014 ergab zum Beispiel, dass Männer im Finanz- und Versicherungssektor durchschnittlich 5.705 Euro brutto pro Monat verdienen, Frauen aber nur 4.010 Euro – ein Unterschied von 1.700 Euro pro Monat. Auch in der Informations- und Kommunikationsbranche liegen Männer mit 5.360 Euro gegenüber den Frauen mit 4.000 Euro deutlich vorn. In der öffentlichen Verwaltung zum Beispiel ist die Lücke kleiner, das Gehalt aber auch: Männer verdienen hier im Durchschnitt 3.620 Euro, Frauen 3.360 Euro.

Überstunden, Gewerkschaften, Tarifverträge

Überstunden gehören für Beschäftigte in einem festen Arbeitsverhältnis zum Alltag, also Arbeitsstunden, die über die festgelegte Wochenarbeitszeit hinausgehen. In der Regel werden Überstunden bezahlt, in manchen Unternehmen auch durch Freizeit ausgeglichen. Eine Umfrage der Webseite „Lohnspiegel.de“ unter Bürokaufleuten fand heraus, dass rund 38 Prozent der Befragten Überstunden machen. 58 Prozent von ihnen bekommt diese bezahlt oder als Freizeit angerechnet. 42 Prozent erhalten allerdings nichts.
In manchen Berufsgruppen engagieren sich Gewerkschaften für die Interessen der Arbeitnehmer. Es gibt zum Beispiel eine Gewerkschaft für die Metallindustrie, eine Gewerkschaft für „Bergbau, Chemie, Energie“, für „Bauen, Agrar, Umwelt“ oder „Erziehung und Wissenschaft“. Sie setzen sich bei den Arbeitgebern für höhere Löhne und Gehälter, bessere Arbeitsbedingungen oder Arbeitszeitverkürzungen ein, manchmal auch mit Hilfe von Streiks. Die Ergebnisse werden in so genannten Tarifverträgen festgelegt, die dann für die gesamte Branche gelten.

Arbeiten für einen Niedriglohn

In Branchen ohne starke Gewerkschaften arbeiten viele Beschäftigte für einen Niedriglohn. Im Jahr 2012 galt ein Brutto-Stundenlohn unter 9,30 Euro als Niedriglohn. Jeder fünfte Beschäftigte arbeitete damals für einen Niedriglohn, manche sogar für weniger als fünf Euro pro Stunde. Eine Studie des Institutes für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg Essen von 2014 ergab, dass Arbeitnehmer unter 25 Jahren besonders oft zu Niedriglöhnen arbeiten, genauso wie Frauen, Ältere über 54 Jahren sowie Ausländer und Ausländerinnen.
Seit Januar 2015 gilt in Deutschland einen Mindestlohn von 8,50 Euro brutto pro Stunde. „Ein wichtiger Fortschritt“, meint Prof. Gerhard Bosch vom IAQ. Er findet es ohnehin wichtig, dass in Deutschland die Löhne steigen, da dann auch die Binnennachfrage anziehen würde. „In den letzten Jahren sind die Reallöhne in Deutschland gesunken“, sagt er. „Rechnet man die Inflation ein, dann liegen die Löhne 2015 zum ersten Mal höher als im Jahr 2000.“ Der Mindestlohn sei ein erster Schritt, so Bosch, aber „noch keine angemessene Bezahlung“, nur die „untere Basis“. Über sechs Millionen Beschäftigte des Niedriglohnsektors könnten vorerst davon profitieren. „Es ist aber wichtig, dass in Tarifverträgen Löhne aushandeltet werden, die über dem Mindestlohn liegen und auf der Qualifikation der Beschäftigten basieren.“