Then and Again

Balkanrituale neu denken

Then and Again. Balkanrituale neu denken nimmt zeitgenössische Rituale in den Gesellschaften Südosteuropas in den Blick. Als wesentlicher Teil menschlichen Ausdrucks- und Kommunikationsverhaltens sagen „Rituale“ viel über Werte, Rollenverständnisse und soziales Miteinander aus, wobei sie eine regulierende, unterstützende Funktion haben.
 

Then and Again © YOOOP Studio

Über

Soziale Rituale werden immer von Beziehungsgeflechten begleitet; so gibt es auch eine Reihe von Ritualen, die auf Machtdemonstrationen, Unterdrückung und Ausgrenzung basieren. Gibt es gegenwärtig typische wiederkehrende, individuelle oder kollektive Handlungen, die – in unserer spezifischen geographischen Region – als „zeitgenössische Rituale“ fungieren? Welche Relevanz haben Rituale in der modernen Gesellschaft? Können Rituale dazu beitragen, einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft Orientierung, Sicherheit und Gemeinsinn zu geben? Die Gruppenausstellung versammelt neue Arbeiten von neun ausgewählten Künstlern*innen aus verschiedenen Ländern Südosteuropas (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Rumänien, Serbien, Türkei und Zypern), die mit den Mitteln der Fotografie oder anderer objektivbasierter Medien arbeiten.
 

Eröffnung: Donnerstag, 23.5.2024, 19:00. Dauer: 24.5–6.7.2024

Besuch

ΜΙΕΤ–Kulturstiftung der Nationalbank von Griechenland
Zweigstelle Thessaloniki
Villa Kapantzi
Vassilissis Olgas 108, 54643 Thessaloniki

Montag–Mittwoch, Freitag 10:00–17:00
Donnerstag 13:00–20:00
Samstag 12:00–18:00
(Sonntags und an Feiertagen zu)


KünstlerInnen
Martin Atanasov, Ali Cem Doğan (Darağaç Collective), Armin Graca, Teodora Ivkov, Marietta Mavrokordatou, Luka Pešun, Marius Ionut Scarlat, Gefängnisinsassen aus Chios und Stratis Vogiatzis, Gerta Xhaferaj

Kuratoren
Yorgos Prinos, Dimitris Tsoumplekas


Then and Again. Balkanrituale neu denken
Ein Projekt des Goethe-Instituts in Kooperation mit der ΜΙΕΤ–Kulturstiftung der Nationalbank von Griechenland sowie mit Unterstützung des MOMus–Thessaloniki Museum für Fotografie.
 

Künstler*innen

Martin Atanasov ist bildender Künstler und Forscher. In seiner Arbeit untersucht er queere Körper, Homosexualität im bulgarischen Kontext und den politischen und sozialen Wandel Bulgariens nach dem Fall des kommunistischen Regimes. Die wichtigsten Medien und Formen, die Martin in seinen optischen Forschungen benutzt, sind Fotografie, Video, Fotobücher und Texte. Zu seinen jüngsten Arbeiten zählen: das selbstveröffentlichte Fotobuch und Projekt How To Forget Your Past Fast, das 2023 im Festival Circulations, Paris, Frankreich, gezeigt wurde; Notes on Cutout Study, Installation und Fotobuch (2023, GARA art space, Sofia, Bulgarien); Between the Wild Grass, sound piece/Gespräch mit Katy Bentall und Teil der Installation aus dem Projekt New Ecologies, das 2023 in Swimming Pool Gallery, Sofia, Bulgarien, gezeigt wurde; Nature Index, selbstveröffentlichtes Fotozine in Zusammenarbeit mit Konstantin Georgiev, 2021–2023. Er lebt und arbeitet in Sofia, Bulgarien.
 

Ali Cem Doğan (geb. 1988) arbeitet zur Zeit als Kameramann an verschiedenen Filmprojekten, ist Dozent an den Fakultäten für Schöne Künste und Film & Digitale Medien der Wirtschaftsuniversität Izmir und Gründungsmitglied des İzmir Darağaç Kollektivs. Er wuchs in Izmir auf und schloss 2013 sein Grundstudium an der Fakultät für Medien und Kommunikation der Wirtschaftsuniversität Izmir ab. Sein Masterstudium absolvierte er 2018 an der Aristoteles-Universität Thessaloniki.
„Ich beschäftige mich mit der audiovisuellen Dokumentation von Narrativen, die sich durch den Einsatz von Rhetorik und Symbolen entwickeln. Mein Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der Identität, des soziokulturellen Daseins und der Kämpfe des Individuums innerhalb seiner Gemeinschaft, die die grundlegenden Elemente meiner Erzählungen bilden. Durch meine Arbeiten schaffe ich einen sichtbaren Raum für diese Narrative, und manchmal stelle ich diese Figuren direkt in den Mittelpunkt ihrer eigenen Geschichten‟.
 

Armin Graca (geb. 1990) ist Fotograf und Geschichtenerzähler. Er wurde in Sarajevo, Bosnien u. Herzegowina, geboren. Graca erzählt Geschichten durch visuelle Erfahrungen, indem er seine Kamera benutzt, um soziales Alltagsleben zu dokumentieren. Seine Hauptinteressen sind Straßen- und Dokumentarfotografie, und er verbringt den größten Teil seiner Freizeit damit, auf der Straße Bildaufnahmen zu machen. Darüber hinaus arbeitet er an langfristigen Dokumentarprojekten. 2023 gewann er den ersten Preis  beim Brussels Street Photography Festival und einen Grand Prix sowie den ersten Preis beim Sarajevo Photography Festival. Zur Zeit lebt er in Belgrad, Serbien.

Teodora Ivkov ist visuelle Forscherin und Künstlerin. In ihrem Werk erforscht sie ihre persönliche und nationale Identität, wobei das Sammeln von vernachlässigten Artefakten und Gesten im Mittelpunkt steht. Oft verwebt sie ihren Forschungsprozess in eine Geschichte, die durch Bilder, greifbare Gegenstände, Bücher und Ausstellungen erzählt wird. Sie schloss ihr Studium für Bildende Kunst – Fotografie an der Kunstakademie der Universität von Novi Sad ab. Außerdem erwarb sie 2020 einen MSc (mit Auszeichnung) in Produkt- und Servicedesign an der Universität La Sapienza in Rom. Derzeit ist sie Doktorandin an der Universität Sapienza, wo sie die Fotografie als visuelle Methode für die Designforschung untersucht.
 

Marietta Mavrokordatou (geb. 1996 in Nikosia) erforscht in ihrer künstlerischen Praxis die möglichen Formen der Bildgestaltung. Sie verwendet autobiografische Elemente als Bezugspunkte und stellt sich vor, wie diese aus dem Standpunkt des Betrachters zu sehen wären. Damit schafft sie eine neue Beziehung zu ihnen. Die Darstellung von Mavrokordatous Narrativen führt zurück zum fotografischen Mittel an sich, wo sie direkt auf dessen formale Komponenten eingeht. Die Fotografie wird zum Abbild ihrer selbst und der Künstlerin. In der Regel arbeitet Mavrokordatou mit einer Abfolge von Bildern, wobei die Fiktion durch den Rhythmus zwischen den Gesten, den Lücken und den Unterbrechungen entsteht. Sie erwarb einen MFA in Fine Art Media von der Slade School of Fine Art, London. Ihre letzte Einzelausstellung „GIRL“ wurde in Thkio Ppalies, Nikosia, gezeigt. Unter ihren jüngsten Einzel- und Gruppenausstellungen sind folgende: Ah This!, Felix Gaudlitz, Wien (2023); Homotopy Type Theory, Oslo (2023); Park Activity, Nikosia (2023); Our Misfortune, Thousand Julys, Nikosia (2022) und Power, Corruption & Lies, Unit 3 Projects, London (2022). Sie lebt und arbeitet in London.
 

Luka Pešun ist Fotograf. Sein Hauptinteresse liegt darin, die Bedeutung von Identität, Familie und Zugehörigkeit zu erforschen, wobei sein Fokus auf Queer als Gegengewicht zur Normalität liegt. Seine Arbeit ist vor allem digital und dokumentarisch, umfasst aber auch die Aneignung von Bildern, die er in Familienalben entdeckt, Screenshots und analoge Aufnahmen, die sich an der Grenze zwischen Inszenierung und Realität bewegen. Indem er Bedeutungen in Bezug auf ihren Kontext hinterfragt, erforscht er verschiedene Dinge, vom Banalen bis zum Persönlichen, wobei sein besonderes Interesse der Beziehung zwischen den Individuen und dem von ihnen bewohnten Raum gilt. Er erwarb einen MA in Fotografie von der Academy of Dramatic Art. Seine Arbeiten hat er in verschiedenen Gruppen- und Einzelausstellungen in ganz Kroatien gezeigt, unter anderem am 36th Youth Salon in Zagreb. Luka wurde in Zagreb, Kroatien, geboren, wo er auch lebt.
lukapesun.com 
 

Marius Ionut Scarlat (geb. 1993) ist Dokumentarfotograf. Er interessiert sich für die sozialen Probleme Rumäniens und spielt mit der Spannung, die neue Narrative im Bereich der Dokumentarfotografie erzeugen können. In seinen Projekten greift er gerne die Spannungen und Konflikte auf, die durch seinen Umzug nach Spanien entstanden sind. Sein Werk wurde bei mehreren nationalen und internationalen Wettbewerben anerkannt und ausgezeichnet, darunter PHotoEspaña, Magnum Photos, Futures Photography, The Emerging Photographer Fund, Visa pour l’image und Matera European Photography. Scarlat lebt zwischen Rumänien und Spanien. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit ist er auch im akademischen Bereich engagiert, als Dozent an der University School of Arts TAI in Madrid.  

Stratis Vogiatzis ist Anthropologe, Autor, Filmemacher und bildender Künstler, dessen Arbeit eng mit dem posthumanen oder postanthropozentrischen Diskurs verbunden ist. Im Kern seiner Praxis stehen Vielstimmigkeit und kollaborative Arbeitsmodelle. Er ist der Gründer des Caravan Projektes, eines interdisziplinären Kollektivs, das diverse Formen der Wissensproduktion vermittelt und sich mit der menschlichen und nicht-menschlichen Beteiligung an kollaborativen Projekten befasst, die sich auf Wirkungskraft und Begegnung, Verwandlungsfähigkeit, Zuhören und die Schaffung von Räumen konzentrieren. Seine Werke befinden sich in Museen und Privatsammlungen. Er hat fünf Bücher veröffentlicht und bei mehreren unabhängigen Dokumentar- und Kurzfilmen Regie geführt, die auf internationalen Filmfestivals ausgezeichnet wurden. Er ist auf der Insel Chios, Griechenland, geboren und aufgewachsen.
 

Gerta Xhaferaj ist bildende Künstlerin und Fotografin mit einem Hintergrund in Architektur. Auf ihrer Suche nach einer vertieften Auseinandersetzung mit bestimmten Realitäten, um intensive ästhetische Erfahrungen hervorzubringen, setzt sie Spontaneität und methodisches Vorgehen ein. Ihr künstlerischer Fokus liegt auf einem historisch-dokumentarischen Stil. Mit dem betonten Ziel, das typisch Ungesehene zum Vorschein zu bringen, umfasst Gertas Ansatz eine ganzheitliche Erkundung der zeitgenössischen Dynamik. Dazu erforscht sie verschiedene Medien wie Fotografie, Video, Installation und Sound. 2022 erhielt sie das VID-Stipendium der Foundation for Photography in Amsterdam. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Kunstgallerien und Ausstellungen gezeigt, u.a. in: Galeria 17 (Pristina), Larnaca Biennale (Zypern), Jelsa Art Biennial (Insel Hvar), MOCA (Skopje), Zeta Gallery (Tirana), Manifesta Biennial 14 (Pristina), Vogue Photo Festival (Mailand), Bazament Art Space (Tirana), Galeria e Bregdetit (Vlorë). Sie hat einen MSc in Architektur und absolviert derzeit einen MA in Fine Arts an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel (FHNW).

 

Kuratoren

Yorgos Prinos

Yorgos Prinos ist bildender Künstler. In seiner Arbeit erforscht er Macht- und Gewaltfragen an der Schnittstelle zwischen menschlicher Psychologie und Politik, oft mit Fokus auf die menschliche Figur im urbanen Raum. Er verwendet sowohl eigene Bilder als auch Μaterial aus dem Internet und der Presse. Er machte seinen Master an der Yale School of Art. Seine Werke wurden in ganz Europa, den Vereinigten Staaten und Asien gezeigt. Neben seiner künstlerischen Praxis war Prinos Mitherausgeber mehrerer Kataloge, hat an verschiedenen Publikationen mitgewirkt und Ausstellungen auf internationaler Ebene mitkuratiert. Er lebt und arbeitet in Athen.

Dimitris Tsoumplekas

Dimitris Tsoumplekas (geb. 1967 in Athen) ist bildender Künstler. Er beschäftigt sich vor allem mit dem Einfluss des Privaten auf das Öffentliche (und umgekehrt), sowie mit der Frage, wie die unmittelbare Umgebung unsere persönlichen und sozialen Erlebnisse prägt und ihnen Bedeutung verleiht. In seinem fotografischen Werk dominiert die Landschaft, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne. Parallel zu seinen Einzelausstellungen hat er an zahlreichen Gruppenausstellungen in Griechenland und im Ausland teilgenommen. Neben seiner künstlerischen Arbeit hat er mehrere Fotobücher und Kataloge herausgegeben und verschiedene internationale Ausstellungen kuratiert.

Informationen

Partner

In Kooperation mit der ΜΙΕΤ–Kulturstiftung der Nationalbank von Griechenland sowie mit Unterstützung des MOMus–Thessaloniki Museum für Fotografie