Über das Projekt

Poets Translating Poets Festival

 

25. - 27. November 2016
Mumbai, INDIEN

SPRACHE | BILD | KLANG |

20 Sprachen | 51 Dichter und Dichterinnen | 187 Gedichte | 280 Übersetzungen

 

Das Poets Translating Poets-Projekt wurde im Oktober 2014 vom Goethe-Institut Mumbai gemeinsam mit anderen Goethe-Instituten in Südasien und in Zusammenarbeit mit der Literaturwerkstatt Berlin / Haus für Poesie initiiert. Die Leitidee war, Grenzen der Sprachen und Kulturen durch Übersetzungen und Dichtung zu überschreiten. Mit dem Projekt sollte eine Plattform für Lyriker und Lyrikerinnen aus Südasien und Deutschland geschaffen werden, mit deren Hilfe sie ihre Arbeiten gegenseitig übersetzen können. Während der vergangenen zwei Jahre wurde Gegenwartsdichtung aus Bangladesch, Pakistan, Indien und Sri Lanka von namhaften deutschen Lyriker und Lyrikerinnen ins Deutsche übersetzt – wie auch ihre Gedichte in umgekehrter Richtung. Es war das erste Mal, dass deutschsprachige Gegenwartsdichtung in einem solchen Umfang in die Sprachen Südasiens übersetzt wurde – wie auch vice versa.

Die Früchte dieser „Dichtungs-Begegnungen“ – Gedichte und ihre Übersetzungen sowie Fotos und Mitschnitte – sind auf dieser umfangreichen Website kostenfrei und für jeden verfügbar www.goethe.de/ptp

Der Höhepunkt des Projekts war das Poets Translating Poets Festival, einem Fest der Dichtung, im November 2016.

 

Was für ein Festival war das?

Das Poets Translating Poets Festival war ein dreitägiges Spektakel, bei dem Ideen und Vorstellungen zu Vielfalt, Identität und Multikulturalismus mit Hilfe von Lyrik untersucht werden, die Grenzen der Dichtung und anderer künstlerischer Ausdrucksformen befragt werden und Dichtung in den verschiedensten Aufführungen gefeiert wird. Das Festival wurde zu einer Bühne für Gegenwartsdichter und -dichterinnen aus Südasien – Pakistan, Indien und Sri Lanka – wie aus Deutschland – mit zahlreichen Lesungen und Übersetzungen ihrer jeweiligen Werke.

Das Zentrum bildete das Goethe-Institut/Max Mueller Bhavan. Umliegende Institutionen und Kunstorte wie das CSMVS Museum wurden mit einbezogen. In Cafés und Galerien wie dem Kala Ghoda Cafe, Tarq u.a. gab es Lesungen, dazu Performances an Orten wie dem NCPA und dem Edward Theatre. Außerdem gab es in anderen Stadtteilen von Mumbai weitere Lesungen in Gemeindezentren, um so die Dichtung in alle Teile der Stadt zu tragen.

Das Festival bot zudem eine Möglichkeit alle jene Aktivposten zusammenzubringen, die sich in den letzten Jahren um die Dichtung in Mumbai bemüht und verdient gemacht haben. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern – Lyrik-Initiativen, Organisationen, Vereinen, Auftrittsorten, Cafés, Galerien – gab es von November an zahlreiche Lesungen, Performances, Workshops, Open Mic-Abende und weitere Aktivitäten mit Lyrik-Bezug – in der ganzen Stadt wie auch an Schulen und Hochschulen.

 

Was war auf diesem Festival zu erwarten?

Das Festival-Programm während der drei Tage umfasste Präsentationen, Lesungen, Gesprächsrunden, Übersetzungsworkshops, Filmvorführungen, Performances, eine Klanginstallation und eine Fotoausstellung. Hier der Überblick über das Programm.

 

Erster Tag: Festival-Eröffnung

Der erste Tag des Festivals war nicht örtlich begrenzt sondern öffnete seine Arme für die ganze Stadt Mumbai. Dichter stiegen in Taxis, Rickshaws und die roten öffentlichen Busse um zu verschiedenen in der Stadt verteilten Teeständen zu kommen und dort Gedichte mit anderen PTP-Poeten und Dichtern aus Mumbai vorzutragen und liehen auch spontanen Lesungen der Umstehenden ein Ohr. Andere betraten die geheiligten Tore von Universitäten, Schulen und Colleges für Rhythmus und Reime. Wir beendeten den Tag mit der Festivaleröffnung, mit Konversationen und einem Liederabend mit Benjamin Appl und Simon Lepper, im spektakulärem Tata Theatre, NCPA, Mumbai.

 

Zweiter Tag: Dichtung des Widerstands und des Friedens

Der zweite Tag war der Lyrik des Widerstands und des Friedens gewidmet, wodurch Indien’s Constitution Day gefeiert wurde. An diesem Tag in Jahr 1950, verabschiedete Indien seine Konstitution die die Prinzipien des Säkularismus, Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit verfechtet. Angesichts der Tatsache, dass sich unser Festival um das Thema der kulturellen Diversität drehte, schien es mehr als angemessen diesen Tag den Anstrengungen der Künstler zu widmen die über Ungerechtigkeit sprachen, sich gegen Einschränkungen der Meinungs- und Redefreiheit einsetzten und Säkularismus – das Rückgrat unserer Konstitution – priesen. Beim PTP Festival Programm bestand zudem aus Lesungen, Filmvorstellungen aus dem ZEBRA Filmprojekt, Workshops und Diskussionen rund um die Themen Lyrik des Widerstands, Lyrik über Grenzen hinaus, Lyrik in Konfliktgebieten, Urdu und Bengalische Lyrik, Dichtung in der Zeit des Friedens und vielen mehr. Mit einer besonderen Filmvorstellung von Amar Kanwar’s Night of Prophecy,und Podiumsdiskussionen geleitet von Ranjit Hoskote, Kaiwan Mehta, Arunava Sinha, Arundhati Subramaniam, Nabina Das, Thomas Wohlfahrt durchlebten wir einen Tag voll rasender Gedanken. Der Tag endete mit einer Konzertkollaboration, Ulrike+ALIF on Scratch Tap, mit Lyrik und Musik auf Kashmiri, Urdu, Hindi und Deutsch im wunderbar urigen Edward Theatre.

 

Dritter Tag: Dichtung und die Künste

Wir beschlossen den letzten Tag mit der Präsentation der Liaison zwischen Lyrik und anderen Kunstformen – Musik, Theater und visueller Kunst. Zu sehen gab es Darbietungen aus Theater, Musik und visueller Kunst mit Gerhard Falkner, Atul Dodiya, Kamini Sawhney, Swanand Kirkire, Nicolai Kobus, Harish Meenashru, Christian Filips, Sunil Shanbag, Manoj Shah, Mamta Sagar, Sharmistha Saha, Vasu Dixit und vielen mehr. Es gab Dichterlesungen auf mehreren Sprachen von Kindern, sowie von Erwachsenen und außerdem Veranstaltungen zum Gesprochenen Wort, Open Mics und Workshops zur Lyrikperformance und Lyrik und Bild. Während der Tag sich dem Ende zuneigte nährten wir unsere Gedanken mit einem Vortrag des anerkannten Sprach- und Kulturexperten Professoer Ganesh Devy, gefolgt von einer Abschlussdiskussion mit Festivaldirektor Dr. Martin Wälde, der deutschen UNESCO Vertreterin Dr. Karin von Welck, Autor Kiran Nagarkar und Regisseur Nilanjan Bhattacharya. Als Abschlusskonzert brachten wir euch die Jazzgruppe MELT Trio aus Berlin, zusammen mit Gedichten und Lyrikinterpretationen von Nicolai Kobus und Rochelle D’Silva auf dem berühmten Innenhof des St. Xaviers College.

In der Galerie des MMB wurde eine Fotoausstellung gezeigt, für die künstlerische Fotografen Arbeiten geschaffen hatten, die von Gedichten inspiriert worden waren und durch die Zusammentreffen während der „Dichtungs-Begegnungen“ in den vergangenen zwei Jahren entstanden sind, sowie überdies eine eigens gestaltete Klanginstallation mit dem Titel „Wordscape“. „Wordscape“ ist eine mehrteilige Klangkomposition, die den rezitierten Gedichten neue Dimensionen verleiht. Als audiovisuelle Installation beschäftigt sie sich mit der Vielfalt der Regionalsprachen in Südasien und Deutschland.

 

An wen richtete sich das Festival?

An alle und jeden!

Das Festival mit seinem vielgestaltigen Programm richtete sich an ein breites Publikum. Während die Workshops in erster Linie für die Dichter und Dichterinnen, Übersetzer und Übersetzerinnen, ihre begeisterten Leser wie auch Studierende gedacht waren, richteten sich die Podiumsdiskussionen und Gesprächsrunden mit ihrem weiten Spektrum an ein breiteres Publikum. Jeder, der sich auch nur ein wenig dafür interessiert wie die Welt, in der wir leben, zu verstehen ist konnte hier etwas finden, um seinen Verstand zu schärfen. In Ergänzung zur Schärfung des Verstands gab es während der drei Tage zahlreiche, über die ganze Stadt verteilte Lesungen und Abendprogramme für die Seele.

Um das Büchergeschäft nicht zu vernachlässigen, gab es einen Büchermarkt und Verlagsstände und eine Autoren-Lounge, in der man Bücher kaufen und bei Speis und Kaffee Gespräche führen und Kontakte knüpfen konnte.

Und zu guter Letzt fand gleich im Anschluss an die Festivaltage in Mumbai ein Festival in Chennai statt, bei der sechzehn der 51 Dichter ebenfalls vertreten waren.