A Broken Theatre – A Broken Dream

Eine Szene aus A Broken Theatre - A Broken Dream © Bozour Theatre Collective, Maxi Obexer, Clemens Bechtel, Goethe-Institut, Heinrich-Böll-Stiftung

Das Theaterstück „A Broken Theater – A Broken Dream“ untersucht die Bedeutung von Kultur in Palästina als einem von Belagerung und Krieg geprägten Land. Ausgangspunkt ist das Al Mishal Theater in Gaza City. Es war ein geschützter Spielraum bevor es im August 2018 bombardiert wurde. Seit 2019 arbeiten die Bühnenautorin Maxi Obexer und der Theaterregisseur Clemens Bechtel mit Künstlerinnen des Frauen-Theaterkollektivs Al Bozour in Gaza an diesemTheaterprojekt.

Das Theaterprojekt

Im Sommer 2018 wurde das Said Al Mishal Theater in Gaza bei einem Luftangriff zerstört. Das Said Al Mishal galt als einer der ältesten, am stärksten integrierten und bestausgestatteten Kulturräume im Gazastreifen. Seine Zerstörung ist der Ausgangspunkt für das Theaterprojekt „A Broken Theater – A Broken Dream“ [„Ein zerstörtes Theater – Ein zerstörter Traum“], das die von Frauen geleitete feministische Theatergruppe „Al Bozour“ derzeit zusammen mit der Bühnenautorin und Schriftstellerin Maxi Obexer und dem Theaterregisseur Clemens Bechtel entwickelt. Das Stück wird im September 2021 in Gaza Premiere haben und im November im Potsdamer Hans-Otto-Theater über eine Lesung und die virtuelle Einbindung einer Vertreterin des Theaterkollektivs auch in Deutschland gezeigt werden. Auf der einen Seite sollen im Laufe des Projekts entwickelte Texte, Berichte, Gedichte und Szenen wiederentdecken und untersuchen, was sowohl im buchstäblichen als auch im übertragenen Sinne unter den Ruinen des Said Al Mishal Theaters begraben wurde.Auf der anderen Seite soll die Aufführung die Frage stellen, welche Inhalte und Geschichten ein neues Theater in Gaza insbesondere für Frauen aufgreifen sollte.

„A Broken Theater – A Broken Dream“ untersucht die Bedeutung von Kultur in Palästina als einem von Belagerung und Krieg geprägten Land. Es beleuchtet Ansätze, die Frauen in einer auf Selbstbestimmung ausgerichteten Kulturarbeit verfolgen können. Die Aufführung unterstreicht die Rolle des Theaters als unverzichtbarer Freiheits- und Schutzraum, als Raum der Artikulation und Reflexion über die permanente Logik des Krieges und den Teufelskreis der Gewalt hinaus.

In der ersten Phase des Projekts wurden Texte und szenische Entwürfe zu der Frage entwickelt, was jungen Künstlerinnen (Al Bozour) zufolge heute im Laientheater aufgeführt und angesprochen werden sollte. Auf diese Weise zielten die produzierten Texte darauf ab, ein Schlaglicht auf weibliche Erfahrungen und ihre sozio-politische Dimension und Reflexivität in Bezug auf die Durchführung von Kulturarbeit in Gaza zu werfen. Indem zunächst Workshops zur Ideensammlung und Entwicklung von Manuskripten durchgeführt wurden, wurde eine Plattform für das Lernen, die Vermittlung von Kenntnissen und den Wissenstransfer zwischen jungen Akteurinnen des Wandels geschaffen. Pandemiebedingt verwandelten sich die analogen physischen Workshops in den darauffolgenden zwei Monaten durch das Abhalten wöchentlicher Online-Sessions in ein diskursives, prozessgesteuertes Format im digitalen Raum.

Die von Frauen geleitete Theateraufführung hat das Potential, im Hinblick auf Geschlechterrollen und Gleichberechtigung einen Perspektivwechsel auszulösen. Diese dokumentarische Theateraufführung beleuchtet Themen wie Gewalt gegen Frauen und stellt bestehende Auffassungen und Klischees zu Geschlechternormen infrage, die Frauen in Gaza auferlegt werden. Viele der jungen Künstlerinnen sind Überlebende familiärer Gewalt und Misshandlung und indem sie in die Lage versetzt werden, ihre Geschichten zu teilen, stärkt die Aufführung nicht nur diese Frauen, sondern bewirkt insbesondere bei anderen (jungen) Frauen durch die offene Diskussion von Themen, die sonst Tabu sind, auch einen Perspektivwechsel.

Die letzte Phase des Projekts umfasst den Prozess der Dokumentation der Theateraufführung. Zur Dokumentierung gehört Archivwissen, denn aufgrund der Lage im Kontext eines Konflikts fehlen zunehmend Archive und Dokumente zu künstlerischem Leben und Kulturarbeit in Gaza. Dies wird noch bedeutsamer, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Kunstwerke einer ganzen Reihe von Kunstschaffenden aus Gaza, die alle im Al-Mishal Theater lagerten, zerstört wurden. Durch die Erstellung einer visuellen Dokumentation mithilfe von Fotos des Prozesses und der Premiere wird daher das Bewusstsein für die Thematik der Rolle junger Künstlerinnen und Agentinnen des Wandels in den darstellenden Künsten und darüber hinaus sichergestellt. Diese werden entweder in einer Ausstellung in Gaza und Deutschland oder in einer digitalen / Print-Veröffentlichung mit dem Ziel geteilt werden, eine Konversation und Diskussion über die Themen der Aufführung zu beginnen und damit ebenfalls die Nachhaltigkeit des Projekts sicherzustellen.

Konzept, künstlerische Leitung, Objekttheater: Maxi Obexer, Clemens Bechtel
Gefördert von: Dieses Projekt ist Teil der Runde 9 des Internationalen Koproduktionsfonds, Jahr 2020.

Zeitplan:
Premiere in Gaza im September 2021

Habibi Kiosk am 24.11.2021

Premiere im Hans-Otto-Theater in Potsdam, Deutschland am 27.11.2021

 

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