Interview mit Podcast-Host Marisa von Fairquatscht  „Inspiration auf dem Weg zur Arbeit“

Auf dem Bild ist das Titelbild des Podcastes "Fairquatscht" abgebildet: Die Illustration einer Erde - rundherum mehrere Elemente (Bambuszahnbürste, Einmachglas, Windrad, Karotte, ...) Illustration (Detail): © Sophie Boche

Im Interview verrät uns Podcast-Host Marisa, wie sie es schafft, trotz aller Umweltkrisen positiv zu bleiben, und erzählt von ihren größten Aha-Erlebnissen der letzten Folgen ihres Nachhaltigkeits-Podcastes. 

Marisa Becker ist freie Journalistin und Content Creatorin. Sie teilt über ihren Instagram-Account „mysustainableme“ ihr Wissen mit über 45.000 Follower*innen, hat bereits zwei Bücher geschrieben und das Umweltmagazin EKOLOGISKA MAG  mitgegründet. Seit sechs Jahren hostet sie außerdem ihren Podcast „Fairquatscht“. Für unsere Reihe „Podcasts im Porträt“ haben wir Marisa interviewt.
 
Marisa, beschreibe uns deinen Podcast in zwei Sätzen.  

„Fairquatscht“ gibt Menschen einen guten Überblick über Umwelt- und Klimathemen, von denen sie noch nie etwas gehört haben. Jede*r kann in dem Podcast etwas für sich mitnehmen, da die Themen einen Bezug zum Alltag haben und nicht aus der Luft gegriffen sind.

Wie bist du vor sechs Jahren dazu gekommen, genau diesen Podcast zu erstellen?

Ich habe mich damals beruflich mit Podcasts und den genannten Themen beschäftigt. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, ein Interview-Podcast zu machen, bei dem ich Leuten eine Bühne gebe, die spannende Geschichten zu erzählen haben. Ich habe erst einmal angefangen, Leute aus meinem Umfeld zu interviewen. Das habe ich dann step by step erweitert.  

Das Thema Nachhaltigkeit kann sehr breit sein. Gibt es einen speziellen Fokus, der bei dir häufiger vorkommt?

Es gibt Themen, die immer wieder eine Rolle spielen, da man sie aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann. Zum Beispiel das Thema Geldanlage: Man kann über Girokontos sprechen, aber auch über Aktien, Fonds und ETFs. Ähnlich ist es beim Thema Mode. Einmal erzählt eine Modemarke, welchen Weg sie gegangen ist, ein anderes Mal wird die Perspektive einer Firma geschildert, die zum Beispiel Siegel vergibt und Klamotten zertifiziert. Generell habe ich aber keinen speziellen thematischen Fokus.

Und wie findest du nach sechs Jahren immer noch neue Themen, die du noch nicht behandelt hast?

Tatsächlich finden die Themen inzwischen mich. Ich bekomme unfassbar viele Mails mit Themenvorschlägen, sodass ich meist gar nicht mehr dazu komme, selbst nach Themen zu suchen.  Wenn ich mir selbst Themen suche, dann meist über die üblichen Wege: Ich habe sehr viele Zeitungen digital abonniert, manchmal finde ich Themen auch via Instagram.

Du hast mittlerweile schon über 120 Folgen produziert …

Es sind vielleicht sogar ein paar mehr, weil ich Sonderfolgen gar nicht mitzähle.

… Das ist auf jeden Fall beeindruckend. Was hat sich bei deinem Podcast im Laufe der Jahre verändert – und bei dir als Host?

Vor Corona habe ich meine Interviewpartner*innen immer besucht. Ich habe Vorgespräche geführt und nach der Aufnahme eine Tasse Kaffee mit ihnen getrunken. Jetzt habe ich zwei Kinder und kann nicht einfach für einen Tag weg. Daher zeichne ich die Interviews digital auf. Das funktioniert an sich gut – trotzdem finde ich es schade, dass das persönliche Gespräch wegfällt. Ansonsten ist der Podcast aber überwiegend gleichgeblieben. Ich selbst merke aber, dass ich deutlich routinierter geworden bin und für den Schnitt viel weniger Zeit brauche als anfangs.

Was war eines deiner größten Aha-Erlebnisse, die du von deinen Interview-Partner*innen gelernt hast?

Das kann ich so fast nicht sagen. Ich habe mit so vielen unterschiedlichen Menschen gesprochen.

Dann vielleicht eines aus der letzten Zeit?

Ich habe letztens mit dem Mobilitätsforscher Harry Wagner gesprochen, der mein Mindset für Mobilität in der Zukunft stark verändert hat, weil er mir das Thema Seilbahnen nähergebracht hat. Ich habe Seilbahnen bisher immer mit Bergen verknüpft – er hat mir aber erzählt, wie günstig man Seilbahnen bauen kann und wie schnell man dadurch Leute zu Verkehrsknotenpunkten bringen könnte.  
Ebenfalls spannend fand ich das Interview mit Markus Maute. Maute ist Naturfotograf, der um die Welt gereist ist und dabei Klimakipppunkte dokumentiert hat. Die Bilder, die er von Naturzerstörung gemacht hat, sind makaber – sie rütteln aber auch wach. Die zwei Interviews aus der letzten Zeit kann ich allen ans Herz legen.

Du informierst Menschen nicht nur über deinen Podcast, sondern auch über deinen Instagram-Kanal und über das Magazin Ecologiska Mag. Wie kann man es schaffen, trotz der vielen umweltpolitischen Rückschläge – Stichwort: USA und der Ausstieg aus dem Klimaabkommen– den Kopf nicht in den Sand zu stecken? 

Zum einen habe ich das Gefühl, dass ich durch meine Arbeit das Negative verarbeiten kann. Zum anderen bekomme ich sehr viel positives Feedback von außen. Wenn ich mir vorstelle, nur negative Schlagzeilen zu lesen und nicht das Gefühl hätte, etwas machen zu können, dann würde ich wahrscheinlich auch den Kopf in den Sand stecken. Die Lage ist aktuell sehr deprimierend.

Hast du denn einen Tipp für Menschen, die nicht so viel Zeit in ihrem Beruf damit verbringen können?

Ich habe mal gehört: Man ist das Produkt der fünf Personen, die einen umgeben. Indem man Menschen um sich herum inspiriert, kann man also sehr viel bewegen.
Wenn meine fünfjährige Tochter zum Beispiel auf die Idee kommt, Müll zu sammeln oder sich um Vögel zu kümmern, geht mein Herz auf. Oder meine Mutter: Sie hat sich jetzt mit Mode-Siegeln beschäftigt und mir nun ihre neue zertifizierte Hose gezeigt. Sogar meine Tante weiß mittlerweile was GOTS bedeutet. Solche kleinen Sachen, die jede Person im Alltag bewegen kann, sind sehr bestärkend.

Zum Schluss noch eine Frage: Nachhaltigkeit und Podcast passen gut zusammen, weil…

… man sich auf dem Weg zur Arbeit ein bisschen Inspiration holen kann.

Der Podcast im Kurzporträt

Podcastname: Fairquatscht
Thema: Interview-Podcast, bei dem die unterschiedlichsten Themen durch die grüne Brille betrachtet werden (zum Beispiel Goldgewinnung, Kindererziehung und urbane Landwirtschaft)
Host: Marisa, freie Journalistin und Contentcreatorin mit Fokus auf Umwelt und Klimathemen
Folgenlänge: 20-40 Minuten
 

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