Die ehrenamtlich arbeitenden Podcast-Hosts von „Klimanews“, Valeria und Jonathan, geben im Interview einen Einblick in ihren Redaktionsalltag.
Ehrenamtlich drei Mal pro Woche einen Podcast mit aktuellen Klimanachrichten zu produzieren, das klingt nach ganz schön viel Arbeit. Und trotzdem gibt es mittlerweile über 200 Folgen „Klimanews“ – ein Podcast, der seit Herbst 2022 online geht. Das Team besteht aus 10 Mitgliedern, knappe vier Stunden Ehrenamtszeit steckt in einer Folge.Für unsere „Podcasts im Porträt“-Reihe haben wir Mitte März zwei Teammitglieder getroffen: Jonathan hat den Podcast mitgegründet. Er schreibt Skripte, redigiert Texte und moderiert. Valeria ist hauptsächlich für die Moderation zuständig, seit Frühling 2023 ist sie im Team mit dabei.
Wie habt ihr euch als Klimanews-Redaktion gefunden?
Jonathan: Ich bin bei Fridays for Future aktiv und habe dort Leute kennengelernt, die sich für Medien und Klima interessieren. Aus der Klimabewegung heraus ist die initiale Idee für den Podcast entstanden. Mittlerweile ist unser Team aber diverser geworden: Manche machen eine journalistische Ausbildung, einige studieren, andere gehen noch zur Schule.
Wie könnte man euren Podcast in zwei Sätzen beschreiben.
Valeria: Unser Podcast ist ein kurzes knackiges Klima-Update mit niedrigschwelligen Informationen und wissenschaftlichen Einordnungen von Expert*innen.
Jonathan: Genau, und das Ganze dreimal pro Woche mit einer Folgenlänge von unter 10 Minuten.
Es gibt bereits einige Podcasts, die sich mit aktuellen Klimanachrichten beschäftigen. Was ist im Vergleich zu anderen Podcasts das Besondere an eurem Format?
Jonathan: Die meisten Klimapodcasts sind ausführlicher und gehen bei bestimmten Themen mehr in die Tiefe – erscheinen allerdings nicht so häufig wie unser Podcast. Zudem sind wir kurz und knackig, aber auch sehr aktuell in unserer Berichterstattung. Für unsere Hörer*innen soll es einfach sein, sich mit dem Thema Klima auseinanderzusetzen.
Valeria: Dadurch, dass das Klima aktuell nicht im Fokus der Medien ist, muss man Klima-Berichterstattung aus den verschiedensten Nachrichtenformaten zusammentragen, wenn man informiert sein will. Wir wollen diese Arbeit für unsere Hörer*innen übernehmen.
Das heißt im Umkehrschluss, dass der Rechercheaufwand bei euch liegt. Wie identifiziert ihr die Themen, über die ihr sprechen wollt?
Jonathan: Wir haben einen Pool verschiedenster Medien angelegt, die über das Klima berichten. Dazu gehören auch Klimanewsletter. Daneben verfolgen wir Nachrichten sehr aktiv.
Valeria: Das Gute an unserem Team ist, dass alle auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Klima zu tun haben. Durch das Wissen eines jeden Mitglieds haben wir eine ganze Sammlung an Ideen, die wir angehen wollen. Außerdem ordnen wir in unserem Podcast das Weltgeschehen klimapolitisch ein. So beschäftigen wir uns auch beispielsweise mit den Folgen der US-Wahl auf das Klima.
Und wie organisiert ihr euch als Team?
Valeria: Wir haben die Redaktion und die Produktion, zu der Schnitt und Moderation gehört. Außerdem arbeiten wir im Schichtdienst. Das heißt pro Woche ist immer ein Team von 3-4 Menschen für den Podcast verantwortlich, das sowohl Redaktion als auch Produktion übernimmt. Diese Verantwortung wird nach der Woche abgegeben, in einem Monat ist man dann wieder an der Reihe.
In eurer Profilbeschreibung steht, dass ihr auch oft Expert*innen in euren Podcast einladet. Wie oft macht ihr das und wen ladet ihr zu euch ein?
Jonathan: Unser Ziel ist es, mindestens einmal pro Woche eine Person einzuladen, die das aktuelle Geschehen einordnet oder Fachexpertise zu einzelnen Themen mitbringt. Zuletzt hatten wir zum Beispiel Baro Gabbert zu Gast, die Sprecherin von Greenpeace. Aber auch Claudia Kemfert oder Luisa Neubauer waren schon einmal bei uns im Podcast.
Ihr setzt euch auch aktivistisch für Klimagerechtigkeit ein. Im Journalismus wird das Vermischen von Aktivismus und Journalismus allerdings sehr kritisch gesehen. Wie geht ihr damit um?
Jonathan: Das haben wir im Team auch schon oft diskutiert. Einerseits ist natürlich klar: Wir sind keine Journalist*innen, unser Podcast ist daher kein journalistisches Produkt im engeren Sinne. Gleichzeitig gehen wir mit unserem Aktivismus-Hintergrund transparent um – auf unserer Website haben wir eine „Über uns“-Seite eingerichtet, auf der man nachlesen kann, wie wir uns außerhalb des Podcasts engagieren. Außerdem versuchen wir, unser aktivistisches Engagement klar von unserem Podcast zu trennen.
Valeria: Unser großes Team kommt uns dabei auch wieder zugute. Manchmal entstehen Skripte über Themen, bei denen sich Einzelne nicht sicher sind, ob wir sie so senden können. Als Team versuchen wir, darauf eine Antwort zu finden. Ein Skript wird zudem immer von mindestens einer Person gegengelesen. Unsere Informationen sind also sachlich und fachlich vertretbar. Wir kommunizieren außerdem sehr transparent, wenn wir als Redaktion ein Geschehnis einordnen. Am Satzbeginn sagen wir dann zum Beispiel: „Die Redaktion findet…“
Ist es denn einfach, zu einer Meinung zu kommen – ihr seid ja ein 10-köpfiges Team?
Valeria: Es passiert sehr selten, dass wir uns inhaltlich uneinig sind. Diskussionen führen wir eher auf der sprachlichen Ebene – wenn wir uns beispielsweise fragen, wie scharf wir unsere Meinung formulieren können.
Fällt euch eine Situation ein, bei der ihr euch uneins wart?
Valeria: Die einzige Situation, an die ich mich erinnern kann, war eine Diskussion über das Ziel des Podcasts. Ein Redaktionsmitglied hatte den Wunsch, meinungsbasierter zu arbeiten – ein Wunsch, der an sich nachvollziehbar ist. Da wir aber ein kurzer Podcast sind, in dem wir keine Stunde miteinander sprechen und auch nicht die Zeit haben, so ein Format aufzuziehen, haben wir uns als Team dagegen entschieden.
Jonathan: Stimmt, die Situation habe ich fast wieder vergessen, weil wir sonst so wenig Uneinigkeiten haben.
Klingt nach einem richtig süßen Team!
Beide nicken und lachen.
Der Podcast im Kurzporträt
Podcastname: KlimanewsThema: Klimanachrichten
Hosts: Die Klimanews-Redaktion, abwechselnd im wöchentlichen Rhythmus
Folgenlänge: Unter 10 Minuten
Erscheint immer am: Montag-, Mittwoch- und Freitagmorgen
April 2025