Alkoholverzicht  Trockener Februar – Warum ein Monat ohne Alkohol?

Suchej únor (Trockener Februar) Foto: © Suchej únor, z. ú. ® 2021

Die Initiative Trockener Februar (Suchej únor) wirbt auch dieses Jahr mit einem verlockenden Angebot: das eigene Verhältnis zum Alkohol erforschen und eingefahrene Gewohnheiten ändern. Teil der Kampagne ist das Buch Trockener Februar – 28 Gründe ein alkoholfreies Leben auszuprobieren. Also: Welche Rolle spielt Alkohol in eurem Leben?

Suchej únor (Logo)
Wir teilen diesen Artikel mit der freundlichen Einwilligung der Kampagne Suchej únor (Trockener Februar). Auf der Webseite suchejunor.cz gibt es weitere Informationen zum Thema (in tschechischer Sprache).

 
Diesen Februar findet schon zum neunten Mal die bereits traditionelle Kampagne Trockener Februar statt. Sie soll der breiten Öffentlichkeit dabei helfen, das eigene Verhältnis zum Alkohol zu überprüfen und eingefahrene Gewohnheiten zu ändern. Im vergangenen Jahr haben laut einer Umfrage etwa neun Prozent der erwachsenen Bevölkerung Tschechiens an der Initiative teilgenommen. 2021 gibt es eine grundlegende Neuerung – das Buch Trockener Februar, das auf 416 sorgfältig destillierten Seiten Alkohol in all seinen gesellschaftlichen Rollen vorstellt.
 
Der Eishockeyspieler Patrik Bartošák, die Psychologen Pavel Rataj und Ilona Preslová, der Schriftsteller Josef Formánek, der Chefarzt Petr Popov, die Coachin Janka Chudlíková, der Rettungshelfer Honza oder der Musiker Petr Fiala gehören zu den 72 tschechischen Persönlichkeiten, Fachleuten, Journalist*innen und deren ungewöhnlichen Lebensgeschichten, die zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben. In 28 Kapiteln wird hier der Alkohol mit Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit vorgestellt – in all seinen gesellschaftlichen Rollen. Das sind zum Beispiel Schlaf, Sex, Sport, Arbeit, Kindererziehung, Gesundheit oder Alkohol am Steuer.
 
„Unser Buch macht keine Abstinenzler*innen aus Ihnen – das ist auch gar nicht das Ziel. Es soll die Menschen vor allem zu behutsamer Selbstreflexion inspirieren, und sie erfahren darin so einiges, nicht nur zum Thema Alkohol, sondern vor allem über sich selbst. Das Buch hat ein einziges Ziel, nämlich dass wir eine ehrliche Antwort auf folgende Frage geben können: ‚Beherrschen wir den Alkohol, oder beherrscht der Alkohol uns?‘“ beschreibt Petr Freimann, der Leiter der gemeinnützigen Organisation Suchej Únor (Trockener Februar), das Anliegen des Buches. Dieses kann man auf der Webseite der Organisation erwerben und so die Kampagne unterstützen.

Was haben die Teilnehmer vom Trockenen Februar?

Die Kampagne Trockener Februar ist für viele Teilnehmer*innen nicht nur ein einmonatiger Detox vom Alkohol, sondern eine ganzheitliche Reinigung verbunden mit einem gesunden Lebensstil und dem Wunsch, etwas Sinnvolles für sich selbst zu tun – und darüber hinaus auch andere zu inspirieren. Dass den Menschen die Nüchternheit schmeckt, belegen auch die 53 Prozent Teilnehmer*innen, die bei einer Umfrage nach vier Monaten eine längerfristige Reduktion ihres Alkoholkonsums bestätigen. Oft deshalb, weil ihnen der Verzicht die Augen geöffnet und zur Selbstreflexion verholfen hat.

Und so haben wir uns doch alle gerne:
Suchej únor © Suchej únor, z. ú. ® 2021 Die positive Kampagne reagiert aber auch auf ein echtes Problem. Alkohol ist ständiger Begleiter unseres Alltags, berauschendes Getränk voller Freuden und auch eine Droge, in der sich so manche Seele verloren hat. Und dank der Initiative Trockener Februar wird in der Gesellschaft eine Frage immer häufiger gestellt: Warum trinken wir eigentlich? Sechs von zehn Personen haben in ihrer unmittelbaren Bekanntschaft jemanden, der im Kampf mit dem Alkohol den Kürzeren zieht. Mit dem Verzicht auf Alkohol sprechen wir nicht nur zu uns selbst, sondern auch zu anderen um uns herum.
 
Der Trockene Februar ist voll von Geschichten und Daten über Alkohol und seine Rolle in unserem Leben und der gesamten Gesellschaft. Ihren Beitrag dazu leisten Teilnehmer der Initiative, Ärzt*innen und Therapeut*innen, Suchtforscher*innen, Journalist*innen, tschechische Persönlichkeiten, namhafte Restaurants und Bars, Student*innen und auch Menschen, die selbst mit dem Alkohol zu kämpfen haben. Ihnen allen gilt dafür großer Dank. Jede dieser Geschichten hilft nämlich dabei, die Botschaft des Trockenen Februars zu vermitteln. Nämlich uns selbst – und immer mehr auch den Menschen um uns herum – zu helfen, herauszufinden, wer hier wen beherrscht.
 

Beherrschen wir den Alkohol, oder beherrscht der Alkohol uns?“



Der Trockene Februar will keine Prohibition, er kämpft auch nicht gegen den Alkohol als solchen. Es ist eine aufklärerische Kampagne für ein gesünderes und bewussteres Lebens, zu dem (in der Regel) auch ein gemäßigter Konsum gehört. Grundlage ist das reale Problem in der tschechischen Gesellschaft – der unverhältnismäßig hohe Alkoholkonsum und die damit verbundenen negativen Folgen. Das Buch ist voll von Zahlen, für den Anfang wollen wir vier für die Tschechische Republik gültige anführen:
 
  • Sechs Prozent der Todesfälle in Tschechien gehen auf das Konto des Alkohols
  • Über eine Million Menschen in Tschechien konsumieren Alkohol in einem riskanten Ausmaß
  • Laut der WHO trinken die Tschech*innen 14,4 Liter reinen Alkohols pro Person und Jahr – nach Abzug des Konsums durch Tourist*innen
  • 56 Milliarden Tschechische Kronen (ca. 2,15 Milliarden Euro) kostet die Gesellschaft der übermäßige Alkoholkonsum 

Es geht nicht nur ums und SHD

Der Trockene Februar soll keine Abstinenzler*innen aus uns machen – dazu dürften wir ganze drei Jahre nicht einen Tropfen Alkohol zu uns nehmen. Aber wir wissen, dass es in unserer Umgebung viele gibt, die ein reales Problem mit Alkohol haben, und dass es einfach gut ist, dieses Thema anzusprechen. Auf der Arbeit, zuhause, unter Freund*innen, in der Schule. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass eine positive Kampagne, die die Menschen motiviert, sinnvoller ist als jede Regulierung oder Repression. Und deshalb rufen wir auch jede*n dazu auf, sich an der Initiative zu beteiligen und ihren Gedanken weiterzuverbreiten. Das Thema Alkohol betrifft nämlich vielleicht nicht nur uns, sondern auch die Menschen in unserem Umfeld, durch die wir zu so etwas wie „Passivraucher*innen“ werden, also zu Konsument*innen von Alkoholexzessen. Das nennt man SHD – second-hand drinking. Wenn zu Beispiel ein Elternteil trinkt und das auf uns einen negativen Einfluss hat. Oder wenn ein Freund trinkt, eine Kollegin oder ein Angestellter. Wir glauben einfach, dass der einmonatige Verzicht eine nützliche Erfahrung sein kann. Sie hilft zu erkennen, dass man einen schönen Abend mit einem Glas Wein verbringen kann, dass es aber auch mit einer Tasse Tee klappen würde.

Neun Jahre auf der trockenen Welle, 86 Prozent zufriedene Wellenreiter

Der Trockene Februar reagiert alljährlich mit einem positiven Aufruf auf die nicht sehr schmeichelhaften Statistiken, denen zufolge über 1.000.000 Tschechen in riskantem Ausmaß Alkohol konsumieren. Aus einer Untersuchung der Agentur Nielsen Admosphere geht hervor, dass die Bekanntheit der Kampagne im vergangenen Jahr von 47 auf 58 Prozent quer durch die tschechische Bevölkerung angewachsen ist. Über 500.000 erwachsene Teilnehmer*innen machten mit.
 
Die Kampagne wird in diesem Jahr in den sozialen Medien von dem Hashtag #insuchoveritas begleitet. Registrierte Teilnehmer*innen können sich außer auf das Buch auch wieder auf eine geschlossene Gruppe auf Facebook freuen, in der sie ihre Erlebnisse teilen, sich gegenseitig unterstützen und inspirieren können. Das Buch wird durch 110 originelle Illustrationen, Zitate und viel interaktiven Inhalt ergänzt. Es gibt auch einen Wettbewerb um den besten alkoholfreien Drink.

Das könnte auch von Interesse sein

Failed to retrieve recommended articles. Please try again.

Empfehlungen der Redaktion

Failed to retrieve articles. Please try again.

Meistgelesen

Failed to retrieve articles. Please try again.