Yoko Tawada: Etüden im Schnee

Yoko Tawada
© Yves Noir

Fr, 10.06.2022 15:00 Uhr – 15:50 Uhr

Výstaviště Praha Holešovice

Výstaviště 67
Praha 7

Details

Sprache: Deutsch und tschechisch mit Simultanübersetzung
Preis: Mit gültiger Eintrittskarte für die Buchmesse

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Warum fahren Bären Fahrrad? Seit sie als Kind in Tokio den Moskauer Zirkus sah, beschäftigt Yoko Tawada diese Frage. In ihrem neuen Roman erzählt die inzwischen in Deutschland lebende Autorin die Geschichte einer drei Generationen umspannenden Bärenfamilie, deren letzter Spross der berühmteste Berliner Eisbär überhaupt ist: Knut. Es ist eine skurrile, bizarre, lustige und traurige Geschichte, die  im Moskau der Sowjetzeit beginnt, und dann zwischen Kanada, West- und Ostberlin spielt.
 
Man kann diesen Roman als einen Künstlerroman lesen, denn die erste Bärin ist Schriftstellerin und soll ihre Autobiografie schreiben; es könnte eine Persiflage auf den Literaturbetrieb sein, denn die Bärin wird getriezt, gegängelt und überwacht, Literaturkonferenzen kommen ihr wie Zirkus vor; es könnte aber auch eine Tier-Parabel sein, denn auch die Menschen verhalten sich wie Raubtiere; oder sogar eine Persiflage auf die sogenannte Migrantenliteratur, Autoren, die im Exil leben oder außerhalb ihres Mutterlandes und mit einer neuen Sprache umgehen müssen. Worauf kam es der Autorin bei der Gesamtidee dieser sehr eigenwilligen Bärengeschichte an? Wie nimmt sie das Leben und Schreiben in der deutschen und japanischen Sprache und Kultur wahr?
 
Das Gespräch mit Yoko Tawada und der Übersetzerin Michaela Škultéty wird Haruna Honcoop führen.

Haruna Honcoop ist eine tschechisch-japanische Dokumentarfilmregisseurin und Dramaturgin des japanischen Filmfestivals Eigasai. In ihren Dokumentarfilmen bearbeitet sie Themen, die vor allem mit Architektur, Urbanismus von Städten und Politik vs. Kultur und Literatur verbunden sind. Der Film Na věčné časy - Relikty architektury komunistické éry (Gebaut für die Ewigkeit - Relikte der Architektur aus der kommunistischen Ära, 2017) wurde auf vielen Festivals auf der ganzen Welt gezeigt und gewann einen Preis auf dem Festival ArchFilm in Lund, Schweden. Momentan vollendet sie den Film Olympijský mezičas (Olympische Zwischenzeit) über den Urbanismus in den Olympia-Städten Tokio, Peking, Paris und Athen, der im Jahr 2023 Premiere haben wird. Zudem arbeitet sie mit dem Verlag Větrné mlýny und dem Monat der Autor*innenlesungen in Brno zusammen an der Vorbereitung des Dokumentarfilms Varða über die Sicht auf Island aus den Augen zeitgenössischer isländischer Schriftsteller*innen und entwickelt den Entwurf eines Films über europäisch-taiwanische politische Beziehungen.


Michaela Škultéty konzentriert sich auf die zeitgenössische deutschsprachige Literatur und Belletristik für Kinder und Jugendliche. Sie ist Preisträgerin der IBBY Honourlist 2014 für Tschechien für die Übersetzung des Romans Tschick von Wolgang Herrndorf sowie des Goldenen Bandes für Kinder- und Jugendbücher. Sie arbeitet langfristig mit dem Prager Literaturhaus und dem Goethe-Institut zusammen. 2019 hat sie ein eigenes Buch mit dem Titel Das Leben und andere Unregelmäßigkeiten herausgegeben.