Ägypten

Feb. 2024

Berlinale Talent Morad Mostafa  2 min “Am Anfang hatte ich etwas Angst“

Berlinale Talent, der ägyptische Regisseur Morad Mustafa
Berlinale Talent, der ägyptische Regisseur Morad Mustafa ©Mohammadreza Mayghani

Im vergangenen Sommer nahm der ägyptische Filmemacher Morad Mostafa mit seinem Kurzfilm "Eissa" an der Kritikerwoche des Filmfestivals von Cannes teil. Zuvor waren seine Kurzfilme bereits auf bedeutenden internationalen Festivals wie in Clermont-Ferrand, Locarno, London und Palm Springs gezeigt worden. Jetzt ist Morad zum ersten Mal in Berlin, um am Berlinale-Talents-Programm teilzunehmen. Ich habe mich in einem Berliner Café mit ihm getroffen, um zu erfahren, wie es ihm in Berlin und auf dem Festival in den ersten Tagen ergangen ist.

Welche Eindrücke haben Sie vom ersten Berlinale-Besuch?

Zunächst hatte ich noch etwas Angst. Ich bin zum ersten Mal in Berlin, in dieser riesigen Stadt mit der ihr eigenen Struktur. Im Vergleich dazu fühlt sich die Berlinale wie eine sehr kleine Veranstaltung an. Ich habe mich anfangs auch verirrt, bis mein Freund, der Kritiker Mohamed Tarek, kam und mir half, den Ort besser kennenzulernen und mich zwischen den verschiedenen Festivalorten zurechtzufinden. Bei vielen Festivals kann ich mich problemlos allein zurechtfinden, aber hier brauchte ich einen Führer oder einen Freund. Dazu kommen die zahlreichen historischen Wahrzeichen, auf die man überall trifft, Zeichen einer großen Vergangenheit, die wir aus Büchern und Filmen alle kennen.
 
Sie haben bereits eine Reihe wichtiger beruflicher Erfolge erzielt. Was hat Sie motiviert, sich für das Talents-Programm in Berlin zu bewerben?

Ehrlich gesagt hatte ich mich bereits mehrmals erfolglos dafür beworben und musste feststellen, dass man für eine Teilnahme bereits ein paar Erfolge vorweisen sollte. Jetzt, nach vier Kurzfilmen, denke ich, dass das der richtige Zeitpunkt für mich ist. Davor habe ich an den Talentprogrammen von Locarno, Cannes und Durban teilgenommen und dabei wichtige Erfahrungen gemacht. Außerdem war das jetzt die Gelegenheit für meinen ersten Berlinale-Besuch
Berlinale Blogger Ahmed Shawky (links) im Interview mit Berlinale Talent Morad Mustafa
Berlinale Blogger Ahmed Shawky (links) im Interview mit Berlinale Talent Morad Mustafa | ©Maha Fagal
Was sind Ihre ersten Eindrücke vom Programm Berlinale Talents und haben sich Ihre Erwartungen daran verändert seit Sie hier sind?

Meine Vorstellung hat sich stark verändert. Ich dachte erst, es handele sich um ein einwöchiges Schulungsprogramm, ähnlich der Locarno Academy. Dann aber stellte ich fest, dass es um mehr geht, nämlich darum, die Teilnehmer mit einer Vielzahl von Talenten aus der ganzen Welt zusammenzubringen. Daneben gibt es Freizeitaktivitäten, Fachvorträge für jede Teilnehmerkategorie und das sogenannte "Dine and Shine", ein Treffen mit hochrangigen Persönlichkeiten der internationalen Filmindustrie. Bisher wurden meine Erwartungen getroffen und ich freue mich darauf, das Beste daraus zu machen.
 
Worin unterscheidet sich die Einreichung eines Films bei Festivals wie Cannes und Clermont von der Teilnahme an Berlinale Talents? Haben Sie irgendwelche offensichtlichen Unterschiede feststellen können? 

Jedes Festival hat seine Eigenheiten und seinen eigenen Geschmack. Clermont-Ferrand ist der perfekte Ort für die Präsentation und Vermarktung von Kurzfilmen, zumal es diesem Genre gewidmet ist. Bei anderen Festivals liegt der Schwerpunkt dagegen auf Spielfilmen, und das ist ja auch normal. Die Teilnahme am Festival von Cannes hat eine besondere Ausstrahlung, ganz unabhängig von der Sektion, und die Auswahl von "Eissa" in der Kritikerwoche gab mir die Anerkennung, die ich benötigte. Das Talents-Programm der Berlinale ist anders. Mit 200 Filmemachern aus der ganzen Welt zusammenzukommen, zu diskutieren, sich auszutauschen und zu vernetzen - das ist eine ganz andere Art, von einem Filmfestival zu profitieren. Ganz abgesehen davon, dass jedes Festival anders ist, geprägt von Veranstaltungsort und Publikum, von dessen Geschmack und Reaktion auf die Filme.
 
Abschließend die Frage: Wie blicken Sie auf die Präsenz arabischer Filmemacher im internationalen Kino heute?

Zweifelsohne macht das arabische Kino große und schnelle Fortschritte. Kaum ein großes Festival kommt heute ohne arabische Filme aus. Diese Entwicklung ist kontinuierlich und steigert sich von Jahr zu Jahr, bis sie für alle spürbar wird. Ich bin stolz darauf, zu dieser Generation von Filmemachern zu gehören, und auf den gesunden Wettbewerb unter uns, bei dem es darum geht, das Beste zu präsentieren und uns und unserer Kultur vor der Welt Ausdruck zu verleihen. Natürlich sind wir den früheren Generationen des ägyptischen und arabischen Kinos zu dankbar, die das Fundament für unsere Arbeit gelegt haben.