„Praia do Futuro“ läuft in Berlin

Praia do Futuro. Direção: Karim Aïnouz. Na foto: Jesuíta Barbosa. Berlinale 2014, Mostra Competitiva. © Alexandre Erme„Praia do Futuro“, Wettbewerb, BRA/DEU 2013, Regie: Karim Aïnouz, im Bild: Jesuita Barbosa | © Alexandre Ermel
„Praia do Futuro“, Wettbewerb, BRA/DEU 2013, Regie: Karim Aïnouz, im Bild: Jesuita Barbosa | © Alexandre Ermel

Der neue Film von Karim Aïnouz spielt in Fortaleza und Berlin und dreht sich um ein männliches Universum, ausgehend von den drei Figuren Donato, Konrad und Ayrton.

Praia do Futuro, der fünfte Spielfilm des brasilianischen Regisseurs Karim Aïnouz (O Abismo Prateado, Suely in the Sky, I Travel Because I Have to, I Come Back Because I Love You, Madame Satã), bringt eine Geschichte voller Neuanfänge auf die Leinwände der Berlinale. Der Film besteht neben dem Prolog und Epilog aus drei Teilen, die auf drei Momente im Leben der Figuren verweisen. Er nimmt seinen Anfang am titelgebenden „Strand der Zukunft“ in Fortaleza, wo Donato als Rettungsschwimmer arbeitet, und er endet in Deutschland, auf dem Weg nach Berlin.

Der Film beginnt mit zwei deutschen Touristen, die im Meer zu ertrinken drohen. Lediglich einer von ihnen, Konrad (Clemens Schick), kann gerettet werden. Während die Einsatzkräfte weiter nach dem vermissten Deutschen suchen, springt der Funke zwischen Konrad und dem Rettungsschwimmer Donato (Wagner Moura) über. Nachdem beide Ferien in Berlin verbracht haben, entscheidet sich Donato, in der Stadt zu bleiben, um sich neu zu erfinden. Nach zehn Jahren reist auch Ayrton (Jesuita Barbosa) nach Berlin, auf der Suche nach Donato, seinem älteren Bruder.

Die ganze Story ist durchdrungen von einem Spannungsverhältnis zwischen Mut und Angst. Sie wird jedoch besonders durch die Liebe vorangetrieben: Es ist die romantische Liebe zwischen Donato und Konrad, die Donato nach Berlin führt, und es ist die Liebe eines Bruders, die Ayrton in dieselbe Stadt zieht. Es ist die Liebe, die die Figuren bewegt, sie an andere Orte versetzt – wörtlich oder metaphorisch. An vielen Stellen ist diese Liebe auf eine intime Art und Weise inszeniert, zärtlich und vor allem intensiv.

Brasilien und Deutschland

Die Unterschiede zwischen Brasilien und Deutschland werden an den Bildern des Films deutlich: Kräftige Farben und ein tropisch gelbes Licht am Strand der Zukunft werden weißeren Tönen und verwascheneren Bildern des Berliner Winters gegenübergestellt. Das Gleiche geschieht auch im Verlauf der Handlung: Donato ist zwar weit entfernt vom Meer der blassen Kälte ausgesetzt, gleichzeitig ist Berlin auch die Stadt, die ihm eine Möglichkeit bietet, seine Identität zu erkennen und zu leben. Nachdem er sein Leben in Berlin neu aufgebaut und Ayrton wiedergesehen hat, braucht Donato nun nicht mehr im Wasser andere Leben in Sicherheit zu bringen, nur um auch sein eigenes zu retten und sich frei zu fühlen.

In Zeiten von wahren Wellen der Homophobie (siehe die jüngsten Auseinandersetzungen in Russland) könnte eine Auszeichnung des Films auch für die politische Rolle stehen, die die Berlinale traditionell ausübt, gerade weil Praia do Futuro dadurch hervorsticht, die Liebe und die Sexualität zwischen zwei Männern auf eine natürliche und nicht klischeehafte Weise auf die Leinwand zu bringen.

Camila Gonzatto
bloggt für Goethe.de/Brasilien von der Berlinale.

Übersetzung aus dem Portugiesischen von Matthias Nitsch
Copyright: Goethe-Institut Brasilien
Februar 2014
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Camila Gonzatto ist Drehbuchautorin und Regisseurin für Film und Fernsehen. Sie hat an der Universität PUCRS in Porto Alegre den Master- Studiengang Kreatives Schreiben abgeschlossen und verfasst zurzeit eine Doktorarbeit im selben Fach im Austausch mit der Freien Universität Berlin.

Camila Gonzatto bloggt für goethe.de/brasilien von der Berlinale.

Twitter@camila_gonzatto