Der Kaiser in Afghanistan
Die Filme des Tages sind deutsch, aber was bedeutet deutscher Film auf der diesjährigen Berlinale?
„Buuuuuuh!” Ich bin auf der Jagd nach dem deutschen Film – wie steht es um den deutschen Film heute? Nicht gerade gut, wenn man die Presse nach der Vorführung von Feo Aladags Zwischen Welten fragt, der die meisten Buh-Rufe des Festivals erntete. Auf dem Weg aus der Vorstellung komme ich mit einem empörten indischen Journalisten ins Gespräch, der den Film als deutsche Kriegspropaganda bezeichnet. So weit würde ich nun nicht gehen, aber der moralischen Militärgeschichte aus Afghanistan hätte etwas weniger schematische Hollywood-Gefälligkeit definitiv gut getan.
Aber vielleicht sind deutsche Männer in Uniform ohne Hakenkreuz an und für sich schon ein Fortschritt für den deutschen Film? Ab in die U2 und nach Prenzlauer Berg zur deutschen Nr. zwei des Tages. Zeit der Kannibalen ist ein spöttisches, satirisches Kammerspiel, in dem drei Finanzkrisenschufte durch die „Dritte Welt“ reisen, um Geld zu verschieben und Gewinne einzustreichen. Fernab der Welt, die die Konsequenzen zu spüren bekommt, wenn die Company tausende von Arbeitsplätzen mit einem Mausklick verlegt.
„Ha-ha-ha-ha!” Die Reaktion ist eine andere. Der Film ist witzig – die Satire trifft es auf den Punkt. Die U2 in die andere Richtung. Film Nr. drei. To Mikro Psari spielt in Griechenland, der Regisseur kommt aus Zypern, was soll denn an diesem Film deutsch sein? Das Geld. Der Film ist eine deutsche Co-Produktion, was dem Auftragsmörder Stratos, der als Hauptrolle in einem verworrenen Film gefangen ist, jedoch auch nicht weiter hilft.
So wird es immer sein, es gibt gute und schlechte Filme, aber ich meine, eine deutsche Filmtendenz zu erahnen. Die Filme sind global, sie konzentrieren sich nicht nur auf ihre wohlbekannte Heimat, sondern schauen in die Ferne, wo noch nie jemand von der Currywurst und dem „Kaiser“ gehört hat – obwohl sich Franz Beckenbauer in Afghanistan nach einem äußerst interessanten Film anhört.
bloggt für Goethe.de/Daenemark von der Berlinale.
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Februar 2014