Der schnellste Esel Österreichs
Augustin Koch treibt seinen Esel Oskar zu Höchstleistungen. Das ist auch für Augustin Sport, denn er läuft bei Wettkämpfen hinter Oskar über die Ziellinie. Gemeinsam haben sie schon viele Siege errungen.
Es ist wie bei der Formel 1: Der Start ist entscheidend für den Verlauf des gesamten Rennens. Wenn man den Beginn nicht verschläft, schnell wegkommt, die Kurven ideal erwischt, und auch Treiber und Führer ein eingespieltes Team sind, dann läuft Oskar – so schnell wie kaum ein anderer seiner Art, bis zu 50 km/h.
Oskar ist der 13-jährige Esel des Oberösterreichers Augustin Koch und der schnellste Esel Österreichs. Das stellt er bei Eselrennen im In- und Ausland immer wieder unter Beweis. In Österreich ist er meistens ohne Konkurrenz, oder duelliert sich um den ersten Platz mit dem Esel Benni, ebenso aus Oberösterreich. In Bayern platziert er sich auch regelmäßig auf den vorderen Rängen. Was für manche absurd klingt, ist für den 26-jährigen Augustin bereits seit vielen Jahren Hobby und sportliche Betätigung zu gleich. Denn er rennt mit.
Alle teilnehmenden Esel stehen nebeneinander hinter der Startlinie, bevor der Startschuss fällt. Ein Team besteht immer aus drei Mitgliedern – dem Esel, einem Eselführer und einem Eseltreiber. Der sogenannte Eselführer hat das Tier an einer Leine und läuft die in den Vorläufen circa 100 Meter lange Strecke vorne weg. Dabei gilt: „Der Esel darf geschoben und getragen, aber nicht geschlagen werden“, erklärt Augustin eine der wichtigsten Regeln. Als Eseltreiber läuft Augustin hinterher und versucht mit Rufen und Schreien den Esel anzutreiben, damit dieser noch schneller läuft. Wichtig sei – wie bei Mannschaftssportarten – ein eingespieltes Team und dass der Esel auf die Rufe hört, immerhin müssen in den Finalläufen zwei Runden und circa 200 Meter absolviert werden.
Der beschränkende Faktor ist der Mensch
Bei Augustin und Oskar klappt das Zusammenspiel und Verständnis problemlos, sodass Augustin beinahe bei jedem Rennen einen anderen Eselführer hat. „Der Freund, der gerade Zeit hat, kommt mit“, so der Biobauer, der im Durchschnitt vier Rennen pro Jahr absolviert.
Wer sich Esel als störrische und sture Tiere vorstellt, bei denen man Glück haben muss, dass sie sich vom Fleck bewegen, der irrt. „Ein Esel läuft immer, wenn er beim Start gut wegkommt. Der beschränkende Faktor ist der Mensch.“ Gefährlich könne es nur in den Kurven werden. Da passiere es öfter, dass die Tiere einfach stehen bleiben. Für Augustin sind weder Geld- noch Sachpreise ein Ansporn, bei den Eselrennen „geht es einfach um die Gaudi“, wie er betont. Andere gehen mit ihren Eseln regelmäßig laufen und spazieren, bei Augustin und Oskar beginnt das Training erst einen Tag vor dem Wettkampf.
Augustin arbeitet in einer landwirtschaftlichen Buchstelle (Steuerberatung für landwirtschaftliche Betriebe) und betreibt Bio-Ackerbau. Auf seinem Hof hat er insgesamt sechs Esel, einen Hengst, vier Stuten und ein Fohlen. An Eselrennen nimmt er aber nur mit Oskar, seinem ersten Esel, teil. Und das soll auch noch eine Weile so bleiben. Denn Esel können bis zu 40 Jahre alt werden.