Rainer Pollack am 8. März 2021
Grußwort von Rainer Pollack zum Gespräch am Weltfrauentag

Weltfrauentag zum Thema: Stand up – Feminismus für alle: Stark, frei und ganz du selbst! – Julia Korbik (Autorin, Journalistin, Speakerin und Feministin) im Gespräch mit Susanne Niemann, Gleichstellungsbeauftragte

Sehr geehrte Julia Korbik,
liebe Susanne Niemann, liebe Anna Kaczmarek
liebe Kolleginnen und Kollegen,
 
Es gibt viele Gründe dafür, dass wir stolz sein können auf unsere Verfassung. Besonders auf Artikel 3: „Alle Menschen sind vor dem Gesetzt gleich.“ und die folgenden Zeilen.

Doch wir alle wissen auch: Nicht immer stimmt die verbriefte Gleichheit „vor dem Gesetz“ mit der Wirklichkeit überein.

Das gilt für den Artikel 3 unseres Grundgesetzes genauso wie für den Artikel 7 der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen, die nur ein knappes halbes Jahr vor unserem Grundgesetz verabschiedet wurde und bestimmt: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz.“

Diese zeitlos klaren Worte stellen uns auch vor Herausforderungen, etwa, wenn es um technologische Entwicklungen wie jene im Rahmen der „Künstlichen Intelligenz“ geht.

Als international tätige Kulturinstitution interessieren uns natürlich insbesondere auch die „Kulturen der Gleichberechtigung“ in aller Welt.

Schon vor zwei Jahren haben wir in der ZEIT-Beilage „das goethe“ zu diesem Schwerpunktthema publiziert und Geschichten unter anderem aus Bolivien, Taiwan und Brasilien und Ägypten erzählt.

Nehmen Sie diese Ausgabe anlässlich des Weltfrauentags gerne nochmal in die Hand; sie ist auch online verfügbar.

Die Welt hat sich in zwei Jahren, und besonders durch das Pandemie-Jahr 2020 stark bewegt.

Geblieben und trotzdem in Veränderung begriffen, ist die Debatte um Gleichberechtigung, Feminismus und Diversität.

Diese spiegelt sich auch in den Zielen und Schwerpunkten des Goethe-Instituts wider.

Das Goethe-Institut fördert die Vielfalt unter den Beschäftigten, es fördert die Gleichberechtigung der Geschlechter und zu einem auf Gleichstellung ausgerichteten Handeln in der täglichen Arbeit.

Geht man nochmal ein paar Schritte zurück, findet man Wurzeln des Feminismus‘ – des heutigen Themas der Veranstaltung von Frau Niemann – in der „Egalité“. Diese war eine der drei zentralen Forderungen der Französischen Revolution – bezog sich aber im ersten Anlauf der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte am Ende des 18. Jahrhunderts noch nicht speziell auf die Frauen. Seither ist Gleichberechtigung ein zentrales Thema der politischen Diskurse.
I
n den letzten Jahren hat sich im globalen Emanzipationsdiskurs etwas verschoben: Seit Phänomenen wie #MeToo und #MeTwo, der neuen nationalistisch-autoritären Bewegung oder religiösem Fanatismus, die sich in vielen Teilen der Welt (wieder) breit machen, sind Genderkritik und Feminismus Bewegungen geworden, die nicht mehr ausschließlich für die Gleichberechtigung einzelner benachteiligter Bevölkerungsgruppen kämpfen, sondern aus dieser identitätspolitischen Perspektive in die eine generelle, auf die Verteidigung der Demokratie (Judith Butler), zielende Position wechseln.

Dies ist jedoch nur ein Strang von vielen verschiedenen Definitionen und Verschiebungen der ausdifferenzierten Feminismus-Diskussion.

Mir persönlich, wenn man das als Mann sagen darf (zwinker), gefällt diejenige der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie (*1977) sehr gut: Sie sagt: Feminist*innen seien für sie Menschen, die sagen, ja, es gibt heutzutage ein Problem mit Geschlechterrollen, und das müssen wir korrigieren, und wir müssen es besser machen.“

Ich freue mich besonders, dass heute Julia Korbik zu Gast ist und bin sehr gespannt, in welche Definition und Verständnis von Feminismus Sie uns heute mitnimmt.

Susanne Niemann und Anna Kaczmarek danke ich herzlich für die Einladung und Organisation der Veranstaltung anlässlich des Weltfrauentags 2021.
 

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