21. Februar 2022
Ein Ort der nachhaltigen Begegnung und Bildung

Grußwort von Carola Lentz aus Anlass der Grundsteinlegung des neuen Institutsgebäudes in Dakar. 

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Ich freue mich sehr, dass wir hier heute trotz aller Herausforderungen durch die Pandemie zusammenkommen können, um gemeinsam den Grundstein für den neuen Bau des Goethe-Instituts Senegal zu legen.

„Kulturpolitik ist Sicherheitspolitik“, sagte kürzlich die deutsche Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth. Kulturpolitik ist vor allem auch Gesellschaftspolitik, und internationale Kulturpolitik schafft Verbindungen zwischen Gesellschaften und Staaten, und sie hält Kommunikationsräume offen. Dazu will das Goethe-Institut nach Kräften beitragen.

Goethe-Institute sind offene Orte der internationalen Begegnung und des gemeinsamen Lernens. Das neue Gebäude des Goethe-Instituts Senegal wird ganz in der Nähe der Universität von Dakar gebaut und liegt direkt neben dem Senghor-Museum. Schon diese Verortung unterstreicht den Auftrag der Begegnung und des Lernens. Auch der wunderbare große Baobab, den wir hier auf dem Grundstück sehen, ist ein Symbol für friedlichen Austausch. Menschen im Senegal und ganz Westafrika haben sich traditionell im Schatten des Baobabs—auch Palaver-Baum genannt—getroffen, um Nachrichten auszutauschen, Probleme zu beraten und Geschichten zu hören. In diesem Geist wird auch das neue Gebäude zu Kommunikation einladen.

Das wichtigste Element des vom namhaften Architekten Francis Kéré geplanten neuen Gebäudes sind Laterit-Steine. Sie lassen sich klimaneutral herstellen und schaffen in ausgeklügelter Anordnung eine angenehme Kühle in den Räumen. Gebäude aus Laterit-Steinen verbinden die Vorzüge traditioneller Lehmbauweisen mit modernerer Technik.

Laterit-Steine begleiten mich übrigens schon sehr lange, seit ich in Nordghana und im benachbarten Süden von Burkina Faso zu forschen begann—gar nicht weit entfernt von Francis Kérés Heimatdorf Gando. Im nordghanaischen Nandom wurde in einer Bauhandwerkschule das Bauen mit Laterit-Steinen in den 1970er Jahren optimiert und in der ganzen Region populär. Später setzten viele Bauherren zwar lieber auf Beton, der als moderner und prestigeträchtiger galt. Doch inzwischen greifen junge afrikanische Architekt*innen wieder verstärkt auf traditionelle Techniken und Laterit-Steine zurück. Sie bieten Gegenmodelle zu klimabelastendem Bauen mit viel Stahl, Beton und Glas.

Das Goethe-Institut ist seit 1978 im Senegal tätig und hat den Kreis seiner Aktivitäten immer mehr erweitert. Neben der Vermittlung der deutschen Sprache organisiert es zum Beispiel Projekte zu Fragen der Dekolonisierung und bildet Akteure in der Kultur- und Kreativwirtschaft aus. Das neue Gebäude wird den passenden Ort bieten, um diese Aktivitäten fortzuführen und auszubauen. Ich bin zuversichtlich, dass hier eine Begegnungsstätte entsteht, in der Dialog und partnerschaftliche Zusammenarbeit gedeihen können.

Zugleich ist das neue Gebäude ein Symbol zukunftsweisenden Bauens. Seit Jahren setzt sich das Goethe-Institut weltweit gemeinsam mit Kulturschaffenden, Künstlerinnen und Experten mit der Klimakrise und ihren Folgen und Möglichkeiten der Bewältigung auseinander. Lösungen für die global drängenden Herausforderungen können wir nur im gemeinsamen Austausch erarbeiten und durchsetzen. Das neue Goethe-Institut in Dakar ist ein Meilenstein auf dem Weg hin zu einer nachhaltigeren Welt.
 

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