07. Februar 2015
Begrüßung „Berlinale-Frühstück“ des Goethe-Instituts

Klaus-Dieter Lehmann begrüßt die Gäste beim „Berlinale-Frühstück“ im Goethe-Institut Berlin
 
 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Partner des Goethe-Instituts,
 
ich freue mich, Sie in diesem Jahr wieder zu unserem traditionellen Goethe-Frühstück anlässlich der Berlinale begrüßen zu dürfen. Letztes Jahr konnte ich leider nicht dabei sein und habe dies sehr bedauert – allerdings gab es einen guten Grund: Die Eröffnung des Goethe-Instituts Myanmar, zu der ich nach Yangon reiste.
 
Wieder liegt ein erfolgreiches Jahr der Filmarbeit  des  Goethe-Instituts in 94 Ländern der Welt hinter uns, zu dem viele vom Ihnen in beträchtlichem Maße beigetragen haben. Dafür möchte ich mich heute im Namen der ganzen Institution herzlich bedanken.
 
Wir sehen uns als die wichtigen Botschafter des deutschen Films im Ausland:

Um ein paar Zahlen zu nennen: An den Goethe-Instituten im Ausland und bei unseren Kooperationspartnern laufen täglich ca. 70 deutsche Filme! Damit erreichen wir weltweit knapp 5 Millionen Zuschauer im Jahr, und damit ein breites und junges Publikum. Das bietet ein großes Potenzial, Gastländer auf aktuelle Entwicklungen, Diskurse und Realitäten in Deutschland aufmerksam zu machen. Neben der zentralen Disposition in München gibt es weltweit 50 Goethe Filmarchive, die flächendeckend in ihren Ländern und Regionen arbeiten. Nicht zu vergessen unsere 190 Bibliotheken und Lesesäle. Es gibt in der Filmarbeit des Goethe-Instituts also auch geographisch keine „weißen Flecken“ – auch nicht Albanien oder Nordkorea. Das zeigt sich auch in unseren Preisträgern aus diesen Ländern, die Herr Ebert in wenigen Minuten vorstellen wird.
 
Wir haben über 1000 aktive Lizenzen zu Filmen aus genau 120 Jahren deutscher Filmgeschichte. Im Dezember konnte das Goethe-Institut einen ersten Vertrag mit einer der wichtigsten deutschen Filmstiftungen erfolgreich abschließen: Durch die Vereinbarungen mit der DEFA-Stiftung können alle Filme, die je in der DDR hergestellt wurden, nun in die Filmarbeit des Goethe-Instituts einfließen. In einer jährlichen Programmsitzung wird zudem festgelegt, welche Projekte der Stiftung darüber hinaus vom Goethe-Institut in besonderer Weise unterstützt werden, gedacht ist hier an die Digitalisierung und Untertitelung einzelner Filme sowie die Ausstattung in den Formaten DCP, Blu-ray und DVD. Das Goethe-Institut möchte diese Kooperationen weiter ausbauen, so mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und allen anderen Archiven im Kinematheksverbund. Darüber hinaus ist auch an Vereinbarungen zu einzelnen Lebenswerken gedacht, wie die von Harun Farocki, Wim Wenders, Werner Herzog, Alexander Kluge, Christoph Schlingensief, Peter Schamoni u.a.

Unsere  gezielte Zusammenarbeit mit German Films haben wir weiter ausgebaut, derzeit etwa in den gemeinsamen Schwerpunktländern Brasilien und China, aber auch beim seit langem vom GI Australien organisierten Festivals of German Films. An vielen Orten konnten wir so die Synergien auf den gemeinsamen Feldern eindrucksvoll und einvernehmlich verstärken.
 
Wir greifen aktuelle Themen auf:

2014 gab es  ein Filmpaket zum 1. Weltkrieg mit 10 Filmen auf, das weiterhin durch die Welt tourt. Aus aktuellem Anlass (70. Geburtstag von Wim Wenders) bereiten wir derzeit ein umfangreiches Wim Wenders-Paket vor, mit bis zu 20 Untertiteln pro Film.
 
Doch wir sind nicht nur die Botschafter des deutschen Films. Wir fördern auch die Vernetzung der Filmszenen und die Kompetenzen der lokalen Filmemacher speziell in Transformationsländern, etwa in Indien, Südostasien, in der arabischen Welt oder in Afrika. Denn die beste Art des Kulturaustausches ist nach wie vor die der persönlichen Begegnung und die des gemeinsamen Projekts. Dabei spielt der Bereich der Professionalisierung, des Capacity Building eine große Rolle, insbesondere bei längerfristigen Ausbildungsmodulen, die wir fördern, wie beispielsweise bei dem Projekt der Yangon Film School aus Myanmar (1 Vertreter anwesend) oder über die Online-Plattform MOKOLO in Subsahara-Afrika. Auch aus dieser Region und der Initiative haben wir Filmemacher hier. Außerdem laufen im Berlinale Programm zwei Filme, die vom Goethe-Institut Johannesburg unterstützt wurden. In Regionen, die oft noch keine kommerzielle Filmwirtschaft haben, erschließt das Goethe-Institut auf diese Weise Zielgruppen, die von kommerziellen Distributionswegen selten erfasst werden. Das Goethe-Institut ist hier oft die einzige Mittlerorganisation und leistet Hilfe beim Aufbau internationaler Festivals.  
 
Mit unseren Residenz-Programmen ermöglichen wir persönliche und nachhaltige Begegnungen zwischen deutschen Kulturschaffenden und Akteuren des Films des Gastlandes. In der Villa Tarabya in Istanbul sind derzeit gleich drei Filmemacher als Stipendiaten – u.a. Ayat Najafi. Sein Dokumentarfilm "Football Undercover" wurde bei der Berlinale 2009 mit dem Teddy-Award ausgezeichnet. Zuletzt war Andreas Hartmann in der Villa Kamogawa in Kyoto, ihm folgt nun Philipp Wiedmann von Labor Berlin.
 
Zentral ist für uns auch die Zusammenarbeit mit und Organisation von Filmfestivals. Wir beteiligen uns derzeit an rund 150 internationalen Filmfestivals, für die GI oft deutsche Beteiligung vermittelt. Und wir stellen eigene deutsche und europäische Filmfestivals im Ausland auf die Beine, oft in Zusammenarbeit mit der Filmwirtschaft. Nur einige herausragende Beispiele dafür sind die Deutsche Filmwoche in Mexiko in 10 Großstädten, die Deutsche Filmwoche in Belgrad, das immer sichtbarere und erfolgreichere Festival „Berlin & Beyond“ in San Francisco, das German Fest in Singapur, das Deutsche Filmfestival in Russland, „Der Film“ in Prag und viele andere mehr.
 
Die Berlinale ist einer der wichtigsten Kooperationspartner des Goethe-Instituts, durch den WCF (World Cinema Fund), die Berlinale Talents, unsere Fortbildungs-Seminare, das Besucherprogramm, und natürlich durch das Festival selbst. Jedes Jahr akkreditieren sich ca. 80 Kolleginnen und Kollegen in Berlin, und über das ganze Jahr verteilt kooperieren viele Goethe-Institute rund um den Globus mit verschiedenen Personen und Sektionen der Berlinale. Diese Dichte von Partnern und Goetheanern macht das Goethe-Frühstück auch so spannend und unterhaltsam – und letztlich auch ertragreich.
 
Beispiele der Zusammenarbeit, insbesondere im Bereich Nachwuchsprogramme:
 
Mit den Berlinale Talents (früher „Talent Campus“) verbindet das Goethe-Institut eine langjährige und gute Partnerschaft. In Berlin kooperieren wir besonders mit dem Programmteil „Talent Press“, eine Initiative von Berlinale Talents in Zusammenarbeit mit FIPRESCI und dem Goethe-Institut. Seit Jahren werden junge Filmjournalistinnen und Filmkritiker zu einem Workshop im Rahmen der Berlinale eingeladen. Dieses Jahr kommen sie aus Slowenien, Indien, Brasilien, Kanada, Großbritannien, Nigeria, Italien und Mexiko und schreiben über die verschiedensten Aspekte der Berlinale.

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin entwickeln zur Zeit das Format „Berlinale Spotlights“, das für alle Aktivitäten der Berlinale außerhalb der Festivalzeit als Submarke stehen soll. Im Zuge dessen möchte die Berlinale in Kooperation mit dem Goethe-Institut ab 2015 unter dem Namen „Berlinale Spotlight“ ein Filmprogramm zur Verfügung stellen, das im Prinzip von jedem Institut gebucht werden kann.   

Berlinale Blogger: Meinungen, Hintergründe und Interviews zu Filmen, Filmemachern und Favoriten für den Goldenen Bären gibt es auf Goethe.de: Das Goethe-Institut hat Bloggerinnen und Filmjournalisten aus Ägypten, Brasilien, China, Deutschland, Japan, Kanada, Kenia und Spanien nach Berlin eingeladen, um das größte deutsche Filmfestival zu begleiten – in Filmkritiken, Interviews und Hintergrundberichten. Auf Twitter sind unsere Blogger unter dem Hashtag #BerlinaleBlogger unterwegs.
 
World Cinema Fund: Der World Cinema Fund und der Filmbereich des Goethe-Instituts haben beschlossen, künftig noch enger zusammen zu arbeiten. Alle so geförderten Filme stehen (ab der Weltpremiere für die Dauer von 7 Jahren) automatisch für die Filmarbeit des Goethe-Instituts zur Verfügung. (Anm.: Die Filme dürfen dabei maximal dreimal pro Goethe-Institut pro Jahr öffentlich und nicht-kommerziell vorgeführt werden.) Der WCF ist eine Initiative der Berlinale und der Kulturstiftung des Bundes und fördert Filme, die ohne Unterstützung nicht entstehen könnten – die mit einer ungewöhnlichen Ästhetik überraschen, die starke Geschichten erzählen und ein authentisches Bild ihrer kulturellen Herkunft vermitteln. WCF-geförderte Filme erhalten regelmäßig bei den besten Filmfestivals der Welt hohe Auszeichnungen. Schwerpunktregionen des WCF sind Lateinamerika, Zentralamerika, die Karibik, Afrika, der Nahe und Mittlere Osten/Zentralasien, Südostasien und der Kaukasus. Der World Cinema Fund hat ein jährliches Budget von ca. 350.000 Euro. Seit der Gründung des WCF im Jahr 2004 hat das Goethe-Institut diesen Fonds mit ca. 1 Mio. Euro unterstützt. (Anm.: Ab 2014 übernimmt das AA direkt die bislang vom Filmbereich des Goethe-Instituts geleistete Unterstützung.) 
 
Nun wünsche  ich Ihnen allen viel Vergnügen, jetzt beim Goethe-Frühstück, aber vor allem in den nächsten Tagen beim Filmeschauen, damit Sie neue Impulse mit in die Goethe-Welt hinausnehmen können.
 
Und bevor ich den Kollegen des Filmbereichs das Wort übergebe noch aktuelle Informationen zu den Personalien: Joachim Bernauer, bislang. Bereichsleiter Film ist seit 1.11.2014 Leiter der Abteilung Kultur. Zwischenzeitlich hat Hans Kohl die Bereichsleitung übernommen. Ab dem 1.6. tritt Johannes Hossfeld dann die Bereichsleitung an! Alle sind nicht nur große Kenner, sie sind mit Leidenschaft dabei.
Herzlichen Dank für die großartige Arbeit!

Es gilt das gesprochene Wort.
 
 

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