9. Februar 2019
Berlinale-Frühstück 2019

Begrüßung durch den Präsidenten des Goethe-Instituts Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann

Anrede,

ich freue mich, Sie wieder zu unserem traditionellen Goethe-Frühstück anlässlich der Berlinale 2019 begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen!

Wieder liegt ein Jahr der Filmarbeit des Goethe-Instituts in fast 100 Ländern der Welt hinter uns und viele von Ihnen haben in beträchtlichem Maße dazu beigetragen. Dafür möchte ich als Präsident des Goethe-Instituts all den Partnern hier und in der Welt sowie den Kolleginnen und Kollegen im Bereich Film rund um Johannes Hossfeld herzlich danken.

Zu Beginn möchte ich auch gleich die intensive Kooperation mit der Berlinale hervorheben. Sie ist einer unserer wichtigsten Kooperationspartner im Filmbereich!
 
„Kuratierte Filmreihen“
2019 ist ein Jahr der Jubiläen – es mangelt nicht an runden Jahrestagen, die uns die einflussreichsten Wegbereiter unserer Kulturgeschichte ins Gedächtnis rufen. Museen und Institutionen warten auf mit einem großen Programm – doch auch im Bereich Film hat das Goethe-Institut diese Themen aufgegriffen.

Da wäre zum Beispiel „100 Jahre Bauhaus“, das aktuell das am meisten angefragte Thema im Filmbereich ist und wozu wir eine Filmreihe kuratieren ließen - von Thomas Tode, einem der bekannten deutschen Bauhaus-Filmexperten. Denn der Film spielte durchaus auch eine Rolle in der Programmatik des Bauhauses, die auf eine „Wissenschaft des Sehens“ (Gropius) zielte und einer Auseinandersetzung mit dem Zeitalter der Technik und Maschine. Die Goethe-Institute im Ausland können auf verschiedene Filmeditionen zu dem Thema in unserem Bestand zurückgreifen, worüber sie dann auch Zugriff auf Klassiker wie Das Triadische Ballett von Oskar Schlemmer (1922) haben.

Für mich hat aber das „Humboldt-Jahr” eine besondere Bedeutung, wofür das Goethe-Institut eine Filmreihe erstellen lässt, die in Kooperation mit dem Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums und mit der Region Südamerika des Goethe-Instituts entsteht. Diese Reihe lassen wir im Tandem kuratieren, und zwar von Stephan Ahrens (vom Zeughauskino) sowie David Blankenstein (der aktuell gemeinsam mit Bénédicte Savoy auch die Humboldt-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum kuratiert) und Diana Bustamante, einer Filmkuratorin aus Kolumbien.

Unsere Reihe stellt Filme vor, die im Bestand des Goethe-Instituts vorhanden sind, öffnet sich aber auch für internationale Filme aus der Region Südamerika, um so die ganze Bandbreite dieses Themenfeldes vorstellen zu können. Die Filmreihe soll Ende des Jahres - nach ihrer Reise um die Welt -  auch im Zeughauskino in Berlin gezeigt werden.

Filme aus unserem Archiv, die zum Einsatz kommen:

  • Die Besteigung des Chimborazo, Regie: Rainer Simon, DDR/BRD 1989
  • Aguirre, der Zorn Gottes, Regie: Werner Herzog, BRD 1972
  • Die andere Heimat, Regie: Edgar Reitz, D 2013
Doch über Jahrestage hinaus, arbeiten wir natürlich auch an anderen Themen. Aktuell beschäftigen wir uns mit dem Thema „LGBTIQ*”, ein Thema, das weltweit sehr gefragt ist – unter dem Titel „Queer As German Folks“ (der Titel ist angelehnt an eine populäre US-amerikanische TV-Serie mit demselben Titel) werden wir so zum Beispiel in der Region Nordamerika ein großes Projekt dazu durchführen. Hier haben wir eine Filmreihe von Wieland Speck kuratieren lassen, die auch Grundlage für viele Veranstaltungen/Programmierungen sein wird. Diese Filmliste soll helfen, den unterschiedlichen emanzipatorischen Anforderungen der Goethe-Institute vor Ort Filmwerke an die Hand zu geben. Es geht um nicht weniger als Gleichberechtigung. Filme aus unserem Archiv, die zum Einsatz kommen:
  • AIMÉE UND JAGUAR: Regie: Max Färberböck, D 1999
  • Mein wunderbares West-Berlin: Regie: Jochen Hick, D 2016
Was an dieser Stelle deutlich wird: Kunst und Kultur beschäftigen sich immer mit ästhetischen sowie gesellschaftlichen Fragen. Unser Filmarchiv zeigt, dass es auf beiderlei Fragen Antworten geben kann.
 
Was haben wir darüber hinaus für besonders nennenswerte Projekte im Ausland?
  • Auf Initiative des Goethe-Instituts Tel Aviv erstellten namhafte Regisseure aus 20 Ländern (z.B. aus Angola, Bosnien & Herzegowina, Brasilien, China, usw.) Kurzfilme gegen Zensur, die jeweils maximal 45 Sekunden lang sind. Unter dem Titel „Cut it Out” setzen die Filme ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit den Menschen in all jenen Ländern, in denen die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist. Sie wollen auf die Gefahr von Zensur aufmerksam machen, die auch vorgeblich liberale Gesellschaften bedroht.
  • Unter dem Titel „…and the winners are…- Deutscher Filmpreis und First Steps Award“ präsentierten das Goethe-Institut und die Deutsche Filmakademie erstmals gemeinsam im Ausland eine Auswahl von Filmen, die beim Deutschen Filmpreis oder dem „FIRST STEPS Award“ ausgezeichnet wurden. Das Filmpaket reiste nach Boston, Athen, Neu-Delhi und Kalkutta. Rund 4.500 Besucher konnten wir mit dem Programm in drei Ländern bisher erreichen und die große Bandbreite deutschen Filmschaffens einem begeisterten Publikum näherbringen. Mit zahlreichen Kooperationen vor Ort intensivierte das Programm auch den Austausch mit der lokalen Filmszene (Partner war z.B. das Harvard Film Archive) und schaffte zahlreiche Bezugspunkte zur Filmszene in den drei Gastländern. Im Herbst 2019 wird diese Initiative mit einer Tour in weiteren Städten fortgesetzt. Herzlicher Dank an die Deutsche Filmakademie und alle, die dieses neue Festival möglich gemacht haben.
  • Im Bereich des Hörfunks kennen Sie alle die „Radiobrücke” mit radioeins vom RBB seit – sie ist eines der erfolgreichsten Kooperationsmodelle des Fachbereichs Film. 2018 fand die Radiobrücke als offizieller Teil des Deutschlandjahres in den USA statt. Im zweiten Quartal 2019 soll zum ersten Mal auch eine „Radiobrücke reversed” stattfinden, sodass eine Radiojournalistin aus den USA eine Woche lang zu Gast bei einem Partnersender in Deutschland sein wird. Zusätzlich zu diesen Kooperationen mit deutschen Sendern verstärken wir unsere Fernseh- und Radioarbeit im Ausland. Herausgehoben sei ein Projekt mit dem Institut in Ramallah: In Kooperation mit lokalen und deutschen Partnern gründet das Goethe-Institut in Ramallah ein Kulturradio für die palästinensischen Gebiete. Hier dürfen wir gespannt sein, wie es weiter geht.
Abschließend möchte ich noch eine erfreuliche Nachricht, die uns aus Brüssel erreichte, nicht unerwähnt lassen: Das Goethe-Institut hat einen Dienstleistungsauftrag der EU-Kommission als Lead eines Konsortiums gewonnen, zu dem auch das Institut Français und die Filmplattform Cineuropa gehören. Der Auftrag sieht eine Unterstützung der zahlreichen europäischen Festivals in EU-Drittländern durch das Goethe-Institut vor – dabei geht es konkret um die Bereitstellung eines Filmpakets von 30 europäischen Filmen Diese Filme werden für den weltweiten Einsatz lizensiert, in bis zu zehn Weltsprachen untertitelt und als DCP, Blu-ray und DVD zur Verfügung gestellt. Die ersten europäischen Filmfestivals mit unseren Filmen werden zum diesjährigen Europatag im Mai stattfinden. Wir freuen uns, dass wir bei diesem Pilotprojekt der EU-Kommission eine führende Rolle haben. 

Abschließend wie in den Vorjahren:
  • Talent Press: Seit Jahren werden mit Unterstützung des Goethe-Instituts junge Filmjournalisten und Filmkritikerinnen zu einem Workshop im Rahmen der Berlinale eingeladen. In diesem Jahr kommen sie aus acht Ländern: Indien, Niederlande, Argentinien, Vietnam, Nigeria, Brasilien, Tunesien und USA.
  • Berlinale Blogger: Wir haben diesmal Blogger/-innen aus insgesamt 11 Ländern, wobei China sogar mit zwei Personen (ein Blogger und eine Bloggerin) vertreten ist. Im Einzelnen kommen sie aus folgenden Ländern: Ägypten, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Griechenland, Italien, Norwegen, Russland, Taiwan, Vereinigtes Königreich.
Nun wünsche ich Ihnen allen viel Vergnügen beim Goethe-Frühstück aber natürlich auch beim Filmeschauen in den nächsten Tagen.

Es gilt das gesprochene Wort!
 

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