26. Juni 2019
Einführung Generaldirektor Dr. Daniel Hess

Rede des Präsidenten des Goethe-Instituts Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann bei der Einführung von Generaldirektor Dr. Daniel Hess

Anrede,
 
Nach der Verabschiedung von Prof. Dr. Ulrich Großmann darf ich nunmehr seinen Nachfolger, Herrn Dr. Daniel Hess, einführen. Es ist nicht nur die Weitergabe des Staffelstabes, es ist zugleich auch ein neues Berufungsverfahren und damit ein neues Kapitel in der Ausübung des Amtes.

Das Germanische Nationalmuseum und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg haben vertraglich vereinbart, die Position des Generaldirektors erstmalig in einem gemeinsamen Berufungsverfahren durchzuführen, mit dem Ziel der gleichzeitigen Berufung des Generaldirektors zum Professor an der Universität. Dazu wurde ein neuer Lehrstuhl für Museumsforschung und Kulturgeschichte im Institut für Kunstgeschichte des Departments „Medienwissenschaften und Kunstgeschichte der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie" eingerichtet und Dr. Daniel Hess nach einem einstimmigen Votum der Berufungskommission von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berufen. Diese Entscheidung unterstreicht eindrucksvoll den Charakter des Museums als Forschungsmuseum und verschränkt die universitäre Ausbildung mit den Anforderungen der Museumspraxis und stärkt die Rolle der Geisteswissenschaften im nordbayerischen Raum. Es ist eine neue Grundlage, die sowohl der Verwaltungsrat des Germanischen Nationalmuseums als auch die Universität bewusst angestrebt haben, um die Zukunftsfähigkeit zu gewinnen.

Wir haben für dieses Doppelamt in Dr. Hess die ideale Besetzung gefunden, als international ausgewiesener Museumsexperte und Gelehrter für die Kunst- und Kulturgeschichte. Er hat an der Universität Zürich Kunstgeschichte, Kirchengeschichte und Literaturkritik studiert. Nach Abschluss des Studiums wechselte der in der Schweiz geborene Daniel Hess für die Promotion auf Basis eines DAAD-Stipendiums nach Deutschland und wurde 1992 in Stuttgart mit einer Dissertation über die Meister im „mittelalterlichen Hausbuch" promoviert. Nach siebenjähriger Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Erforschung mittelalterlicher Glasmalerei in Freiburg im Breisgau wurde er 1998 zum Leiter der Sammlungen „Gemälde bis 1800 und Glasmalerei" an das Germanische Nationalmuseum berufen. Seit 2009 ist Dr. Hess erster Stellvertreter des Generaldirektors und Mitglied der Generaldirektion.

Herr Dr. Hess war an sämtlichen seit 2005 neu konzipierten Dauerausstellungen wesentlich beteiligt. Als Großtaten, die ihm in der internationalen Museumswelt höchste Aufmerksamkeit sicherten, würde ich die unter seiner Leitung realisierte Neupräsentation der Dauerausstellung „Renaissance-Barock-Aufklärung nennen, 2010 eröffnet, sowie die überaus erfolgreiche Dürerausstellung im Dürer-Jubiläumsjahr 2012.

Dr. Hess verfügt nicht nur über eine umfassende Sammlungskenntnis, ein kennerschaftliches Urteil und gesicherte materielle Befunde der Objekte, er ist auch hervorragend vertraut mit Forschungs-, Lehr- und Managementaufgaben. Er kümmert sich um die ganze Breite bildkünstlerischer Techniken: um Zeichnungen, druckgraphische Techniken, Gemälde verschiedener Maltechniken, Tafelmalerei und Glasmalerei.

Das wissenschaftliche Ouvre von Hess ist beeindruckend in seinem Umfang, der Tiefe der Recherchen und der Originalität des Ansatzes. Dass er die Erforschung und die Vermittlung der Bestände auf einem sehr hohen Niveau leisten kann, hat er bei seiner Tätigkeit im GNM gezeigt, wobei seine intellektuelle Lust und sein dramaturgisches Geschick, Objekte in anschauliche Geschichten zu verwandeln, bestechen. Diese Fähigkeit, Forschung anschaulich zu vermitteln, wird die Faszination des Museums beleben.

Dr. Hess war bereits vor der Doppelberufung in enger wissenschaftlicher Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität und hat mit seiner Lehrtätigkeit ganz entschieden die gegenseitige Kenntnis befördert. Die ehrenvolle Mitgliedschaft des Germanischen Nationalmuseums im Forschungsverbund der Leibniz-Gemeinschaft wäre ohne sein nachhaltiges Engagement nicht möglich gewesen.

Der Verwaltungsrat verknüpft mit der Berufung von Dr. Daniel Hess die Erwartung,

  • dass die erfolgreich eingeleitete Sanierung und Neukonzeption der Dauerausstellungen des Museums konsequent fortgesetzt wird,
  • dass am Schnittpunkt von Forschung und Gesellschaft das GNM das Bewusstsein für das europäische kulturelle Erbe durch zeitgemäße Präsentations- und Vermittlungsmedien zukunftsfähig macht,
  • dass sein internationales Ansehen und seine Fähigkeit, Allianzen einzugehen genutzt wird, das Germanische Nationalmuseum noch stärker zu internationalisieren, um den Wissenschaftsstandort Nürnberg – Erlangen zu stärken.
Die einzigartigen Sammlungen des Germanischen Nationalmuseums und die Zuwendung zu neuen Forschungsfragen lassen aus Bildern Weltbilder entstehen, die uns unsere Gegenwartsfragen an gesellschaftlichen Entwicklungen, Ideenumbrüchen und neuen Anforderungen beantworten helfen. Museen sind keine historischen Bewahranstalten sondern haben als lebendige, gegenwartsbezogene, aussagefähige Einrichtungen einen hohen Wert für die Gesellschaft.

Wir wünschen Ihnen, lieber Herr Dr. Hess die stetige Wiedererfindung des Germanischen Nationalmuseums als eine Universität der Dinge, als einen Treffpunkt für die Menschen, der bilden und unterhalten kann.

Es gilt das gesprochene Wort!

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