18. September 2025
Die Zukunft der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik
In einer gemeinsamen Veranstaltung des Goethe-Instituts und des Deutschen Kulturrats diskutierten am 16. September 2025 Abgeordnete des Bundestages über die strategische Ausrichtung der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) in der 21. Legislaturperiode. Im Mittelpunkt standen die Fragen: Welche Ziele verfolgt die AKBP in einer zunehmend multipolaren Welt? Welche Allianzen und Strukturen sind notwendig, um kulturelle Teilhabe, Bildungsgerechtigkeit und demokratische Werte international zu stärken? Und wie kann Kulturdiplomatie auf globale Krisen reagieren?
Nach der Begrüßung durch die Präsidentin des Goethe-Instituts Gesche Joost und den Präsidenten des Deutschen Kulturrates Christian Höppner eröffnete Serap Güler, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, die Veranstaltung mit einem Impuls. Dabei sprach sie sich für eine „Außenpolitik aus einem Guss“ aus, die verschiedene Politiksphären wie Inneres, Handel und Wirtschaftspolitik nicht mehr isoliert betrachtet, sondern in ihrer außen- und sicherheitspolitischen Dimension mitdenkt. Dies gelte insbesondere auch für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik: „Unsere Kulturdiplomatie als Kernbestandteil unserer Außenpolitik aus einem Guss sollte sich noch stärker an den Zielen von Freiheit, Sicherheit und Wohlstand ausrichten. Sie produziert schon jetzt viel 'Soft Power' für Deutschland und Europa, lassen Sie uns in den kommenden Monaten und Jahren gemeinsam daran arbeiten, hier noch besser zu werden.“
Auf dem Podium diskutierten anschließend Ellen Demuth, MdB (CDU/CSU), Nancy Faeser, MdB (SPD), Claudia Roth, MdB (Bündnis 90/Die Grünen) und Maren Kaminski, MdB (Die Linke). Moderiert wurde das Gespräch von Vladimir Balzer, Journalist und Kulturmoderator.
Abschließend reflektierten der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats Olaf Zimmermann und der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert die Ergebnisse der Diskussion.
Kulturpolitik als Schlüssel für internationale Verständigung
Die Veranstaltung verdeutlichte die gesellschaftliche Relevanz der AKBP als Instrument zur Förderung von Demokratie und Sicherheit. In Zeiten globaler Herausforderungen – von Migrationsbewegungen bis hin zu politischen Spannungen – kommt der Kultur- und Bildungspolitik eine zentrale Rolle zu.
In diesem Zusammenhang betonte Ellen Demuth: „Die Vermittlung deutscher Kultur und Sprache im Ausland muss sich in unserer heutigen Welt neu ausrichten. Die Sicherung von Wohlstand, Freiheit und Sicherheit hat dabei oberste Priorität.“
Die außenpolitische Wirkung der AKBP entfaltet innenpolitische Relevanz ganz konkret und leistet einen Beitrag zur Bewältigung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen.
Nancy Faeser machte deutlich: „Die Akteure der AKBP sind auch für innenpolitische Strategien von großer Bedeutung und müssen zukünftig zentral mit eingebunden werden – beispielsweise bei einer ganzheitlichen Fachkräftestrategie: Kulturpolitik und Sprachvermittlung müssen ein ausgewiesener Teil davon sein, um Deutschlands Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig zu stärken.“
Kultur erhält Demokratie
Das Podium war sich einig: Durch Kultur wird Demokratie „von unten“ gestärkt. Die Förderung lokaler Kulturinitiativen und Bildung sei essenziell für eine Gesellschaft, denn Kultur verbindet Menschen.
Maren Kaminski unterstrich dabei die Unabhängigkeit von Kulturarbeit: “Kultur ist ein Wert an sich – sie darf nicht auf utilitaristische Faktoren wie den Wohlstand oder auf geopolitische Interessen reduziert werden.”
Wie stark die Kraft der Kultur sei, zeige sich auch in umgekehrter Richtung: so werde die Kulturlandschaft in Ländern mit autokratischen Tendenzen gezielt durch die eigene Regierung geschwächt.
Claudia Roth nahm Bezug auf den Angriffskrieg in der Ukraine, der auch ein Krieg gegen die Kultur sei: “Die systematische Vernichtung von Kulturorten wird in der Ukraine mit dem Ziel eingesetzt, kulturelle Identität auszulöschen und damit das Land zu destabilisieren.” Weltweite Netzwerke wie die des Goethe-Instituts müssten daher auch in ihrer Funktion als geschützte Räume weiter bestehen und gestärkt werden. Sie bieten vor Ort die Möglichkeit, Freiheit von Kunst und Kultur zu leben.
Trotz angespannter Haushaltslage wurde deutlich, dass sich die Abgeordneten fraktionsübergreifend für eine Aufstockung der Mittel für die AKBP einsetzen. Auch die Unabhängigkeit als Wesensmerkmal des Mittlerprinzips wurde vom Podium übereinstimmend bestärkt. Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik erhalte ihre Wirkung und Glaubwürdigkeit erst durch unabhängige Mittlerorganisationen, die sich ihren festen Platz in den Kultur- und Bildungslandschaften der Gastländer erarbeitet haben.
In einer Abschlussrunde unterstrich Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, erneut, wie wichtig und erfolgreich das Prinzip der Unabhängigkeit der Kulturmittlerorganisationen sei. Es verkörpere die demokratischen Prinzipien, für die Deutschland stehe. Er erinnerte daran, dass die Unabhängigkeit der Akteure der auswärtigen Kulturpolitik als Reaktion auf die kulturpolitische Gleichschaltung während des Faschismus zu verstehen ist und deshalb nicht zur Disposition gestellt werden darf. Der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert wies auf den Beitrag hin, den die AKBP und das Goethe-Institut zu den von Staatsministerin Serap Güler formulierten Zielen der Bundesregierung leiste, beispielsweise im Bereich der sprachlichen und kulturellen Vorbereitung von Fachkräften oder bei der Unterstützung der ukrainischen Kulturszene. Jenseits dieses direkten Nutzens der AKBP sei es wichtig, die eigene Kraft und Wirksamkeit der Kultur anzuerkennen, die in ihrer Freiheit, Unabhängigkeit und Kreativität liege.
Vorgestellt wurde bei der Veranstaltung außerdem die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Politik und Kultur, die sich dem Schwerpunkt Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik widmet und zentrale Positionen und Perspektiven bündelt.
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