Erfahrungsbericht

Tamara Peréz ist 20 Jahre alt. Sie lebt in Jardín América, einer kleinen Stadt in der nördlichen argentinischen Provinz Misiones. Gerade Misiones ist in argentinien für seine große Zahl deutscher Einwohner bekannt, die sich überwiegend in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts dort ansiedelten.
Tamara besuchte die PASCH-Schule EPET 7 in Jardín Ameríca und ist heute eine aktive PASCH-Alumni.

26.04.2018

Vor neun Jahren habe ich mit Deutsch begonnen, in der Schule als Pflichtfach, genauso wie Englisch. Ich habe mich für die Sprache interessiert, hatte ein bisschen Talent und habe gern gelernt: So entwickelte sich mit der Zeit eine große Liebe zu diesem Fach. 
Hinzu kam der ständige Kontakt mit Freiwilligen; lebendige Sprache, 5 Generationen FSJler saßen mit meiner Familie am Tisch. 
Es hat mir immer Spaß gemacht, mich auch außerhalb des Unterrichts mit der Kultur, dem Land und den Leuten zu beschäftigen und so kam es, dass ich die Vorteile von Pasch auch für eine Reise nach Córdoba nutzen konnte, die ich andernfalls so niemals hätte machen können...
Dann war die Schule vorbei, aber mein Interesse am Deutschen war stetig gewachsen. Dank guter Freundschaft zur Deutschlehrerin hatte ich auch weiterhin Kontakt zu den Freiwilligen und kümmerte mich um ihre Ankunft, ihren Aufenthalt und zeigte ihnen mein Leben.
Ich hatte mittlerweile mit einem Lehramtsstudium in meiner Stadt begonnen, allerdings für Englisch, da ich finanziell die Stadt nicht verlassen konnte, um zum Beispiel Deutsch zu studieren. Ich arbeitete in einem Autohandel und konnte mir so die B1 und 2 Prüfung in deutsch finanzieren. 
Schließlich begann ich im Club-Alemán zu arbeiten. Zur Vorbereitung auf eine große Fiesta aller Einwanderer der Stadt gibt es diesen Verein, der schon 6 Monate vorher jeden Samstag Treffen veranstaltet, bei denen ich Kinder und Erwachsene unterrichtet habe.
Diese Arbeit machte mir viel Spaß, stellte mich jedoch auch auf harte Proben. Auf Grund kontinuierlicher rassistischer Strukturen bekam ich oft verwunderte Bemerkungen wie "Oh, eine Schwarze die Deutsch spricht!?" zu hören. Und manche Mütter waren sich nicht sicher, ob ich eine gute Lehrerin sein könne. Was ich hier schreibe, ist bittere Realität und täglicher Kampf.
Ich blieb, unterrichtete und wurde zusätzlich aktiv im Alumni Netzwerk, was mir die Möglichkeit gab nach Sao Paolo zu reisen. Diese Reise öffnete mir Welten. Ich wurde Misiones Vertreterin des Alumni- Netzwerk und zur gleichen Zeit dank der Fundación Wachnitz in Eldorado offiziell anerkannte Deutschlehrerin für Wachnitz-Institute. Neben Lehrmaterialien bekomme ich nun einmal im Monat Lehrerfortbildungen, Unterrichtsideen und die Chance auf Kontakt mit vielen anderen Interessierten der deutschen Sprache.
Noch war ich nie in Deutschland.
Ich habe nun begonnen zusätzlich zweimal die Woche am Deutschinstitut zu unterrichten, neben dem Deutschclub auch in der Deutsch-Comunidad, einem anderen, sehr ähnlichen Verein und werde im Mai 2018 wohl die Arbeit im Autohaus beenden.
Und dann ist da der Traum von Deutschland.. sobald genug angespart ist, möchte ich dieses Land kennenlernen, mit dem ich mich nun seit 9 Jahren beschäftige.