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19:00 Uhr

„Konrad Wolf und seine Filme“ - Teil 2

Filmreihe | Dienstage des deutschen Films in Puerto Montt

  • Casa del Arte Diego Rivera, Puerto Montt

  • Sprache Deutsch mit spanischen Untertiteln
  • Preis freier Eintritt

Solo Sunny © DEFA-Stiftung

Solo Sunny © DEFA-Stiftung

2025 jährt sich der hundertste Geburtstag eines der großen deutschen Filmregisseure, Konrad Wolf. Er war entscheidend für die Entwicklung des Kinos in der DDR, die Filmschule in Potsdam trägt seinen Namen, und seine Filme sind von grundlegender Bedeutung, da sie sich mit den historischen Prozessen des 20. Jahrhunderts in Deutschland beschäftigen. Dieser Zyklus umfasst sieben seiner bekanntesten und hoch respektierte Werke, von denen sechs verschiedene Momente der deutschen Geschichte behandeln (das Aufkommen des Nationalsozialismus, den Holocaust, den Fall Berlins, die in der UdSSR festgehaltenen Deutschen, die Rolle der Frau in der DDR). Ebenfalls enthalten ist eine Biografie von Goya, dem Konrad Wolf eine politische Sicht auf seine Zeit gewährt, als Spiegel des 20. Jahrhunderts. Als Direktor der Akademie der Künste von 1965 bis zu seinem Tod im Jahr 1982 wurde Wolf als parteitreuer Künstler angesehen. Er belastete Künstler und verteidigte andere. In seinen späten Werken wie „Goya“ und „Solo Sunny“ scheute Wolf jedoch nicht davor zurück, eine kritische Sicht auf das politische System der DDR zu haben.

Programm


03.06. Mama, ich lebe! (1976/77)

10.06. Solo Sunny (1978)

17.06. Sterne (1985)

Inhaltsangaben der Filme


MAMA, ICH LEBE
Farbe, 103 Min.
1976-1977, Konrad Wolf

In sowjetischer Uniform fahren sie mit ihrem Betreuer im Zug an die Front. Den Mitreisenden bleibt nicht lange verborgen, dass sie Deutsche sind. Für sie ist es nicht einfach, mit der neuen Identität fertigzuwerden. Im Lager wurden sie von einigen Kameraden als Verräter bezeichnet. Das Verhalten der sowjetischen Soldaten ihnen gegenüber ist unterschiedlich. Einige sind unsicher, andere betrachten sie als Gleiche. An der Front angekommen, müssen sie sich entscheiden, ob sie einen Auftrag hinter den deutschen Linien übernehmen. Einer bleibt zurück. Die anderen gehen in den Wald, um sich auf den Partisanenkampf einzustellen, und begegnen plötzlich abgeschossenen deutschen Fliegern. Sie sind nicht fähig, auf die Deutschen zu schießen; ihren Betreuer Kolja kostet dies das Leben. Sein Tod löst große Betroffenheit bei ihnen aus. In der Zwischenzeit haben sich der zurückgebliebene Deutsche und die sowjetische Funkerin Swetlana ineinander verliebt. Sie hält zu ihn, obwohl er von einigen Russen kritisiert wird. Schließlich entscheidet auch er sich für den Einsatz.
 

SOLO SUNNY
Farbe, 100 Min.
1978, Konrad Wolf

Im Ostberlin Ende der siebziger Jahre träumt Sunny davon, mit ihrer Musik zum Star zu werden und auf den großen Bühnen aufzutreten. Dafür hat sie ihren Job als Fabrikarbeiterin aufgegeben und tourt nun mit ihrer Band durch die biedere Provinz. Aber nicht nur ihren künstlerischen Ambitionen ist wenig Erfolg beschieden, auch ihre Suche nach Liebe und privatem Glück mündet immer wieder in Enttäuschungen. Doch trotz aller beruflichen und persönlichen Rückschläge lässt sich Sunny nicht davon abbringen, ihren Träumen zu folgen.
SOLO SUNNY gehört zu den großen Klassikern der DEFA. Basierend auf der realen Lebensgeschichte der Sängerin Sanije Torka, zeichnet er das Bild einer Frau, die sich nicht verbiegen lässt: schnoddrig, ungeschönt, authentisch. Der letzte Film des DDR-Starregisseurs Konrad Wolf - Namensgeber der ältesten Filmhochschule Deutschlands in Potsdam-Babelsberg - nach einem Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase erlaubte sich mit seiner widerborstigen Protagonistin Subversion und unverblümte Gesellschaftskritik. Nachdem Renate Krößner bei der Berlinale 1980 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde und der Film zudem den FIPRESCI-Kritikerpreis gewann, avancierte SOLO SUNNY rasch zu einem Kassenschlager. Der Erfolg war nicht zuletzt dem Soundtrack geschuldet, der in Zusammenarbeit des Musikers und Komponisten Günther Fischer mit der Jazzsängerin Regine Dobberschütz entstand, die sämtlichen Titel der Sunny interpretierte.
 

STERNE
s/w, 88 Min.
1985, Konrad Wolf

Menschen werden in einem Güterwaggon gepfercht, der Zug fährt ab, ein deutscher Soldat rennt hinter dem in der Nacht verschwindenden Zug her. Aus dem Off hören wir eine Stimme: „Warum wenden wir uns wieder dieser Zeit zu?" Die Antwort gibt die als Rückblende erzählte Geschichte. Sie spielt in einer bulgarischen Kleinstadt im Jahre 1943. Walter, ein deutscher Unteroffizier, verbringt in dem besetzten Land ruhige Wochen fernab der Front; sogar die fremde Sprache hat er halbwegs gelernt. Er ist keineswegs ein fanatischer Soldat, kommt mit der einheimischen Bevölkerung gut zurecht und nützt nicht nur die Freizeit für sein Hobby - auch wenn ihn sein Hauptmann einmal wegen seiner Zeichnungen wütend anbrüllt. Ein Transport mit jüdischen Gefangenen trifft ein, unter ihnen Ruth, eine junge Frau, die ihn um Hilfe für eine Schwangere bittet. Alle Deutschen seien gleich, alle seien sie Wölfe, sagt Ruth zu Walter, der sich zunächst wenig hilfsbereit zeigt. „Warum hat man euch hierhergebracht?", will er wissen. „Das wissen Sie besser als ich", antwortet die Frau. Walter hat kaum eine Ahnung und fragt seinen Freund Kurt: „Was ist Auschwitz?" Der weiß mehr: „Von dort kommt keiner zurück!". Zweimal gelingt es Walter, mit der Gefangenen einen nächtlichen Spaziergang zu unternehmen; er versucht, ihr seinen inneren Abstand zu den Gewalttaten des Nationalsozialismus zu erklären. Ihre Anklage aber auch ihr mutmaßliches Schicksal, das er mehr zu ahnen als zu begreifen beginnt, rütteln ihn auf. Walter will Ruth befreien. Doch sein Freund Kurt hat ihm über den Abtransport der Gefangenen nicht die Wahrheit gesagt; seine Vorbereitungen kommen zu spät, er sieht nur noch den abfahrenden Zug. Aber Walter zieht eine Konsequenz: Die Kontakte zur bulgarischen Widerstandsbewegung, die er für Ruths Befreiung gesucht hatte, wird er, das klingt in den letzten Bildern an, nun intensivieren.

STERNE wurde 1959 in Cannes, wo er aus politischen Gründen als bulgarischer Beitrag laufen musste, mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet und kam auch in der Bundesrepublik ins Kino - gekürzt freilich um jene Schlussbilder, die Walters künftiges Engagement im kommunistischen Widerstand andeuten. Auch solche Eingriffe gehören damals zu den Erscheinungsformen des kalten Kriegs.