Petra Schirrmann
DaF-Tag - 25 Jahre Fortbildung im Bereich Deutsch als Fremdsprache

 Die Teilnehmenden lauschen einen Vortrag über Wirtschaftsbeziehungen in Europa
Die Teilnehmenden lauschen einen Vortrag über Wirtschaftsbeziehungen in Europa | Bild: Inge Schober

Der DaF-Tag gilt seit 25 Jahren als bewährte Weiterbildung für Deutschlehrende an finnischen Hochschulen und Universitäten. Seit bereits mehr als zwei Jahrzehnten wird der DaF-Tag ausgerichtet. Von Anfang an wurde die Fortbildung vom Goethe-Institut gefördert und begleitet. Die Bandbreite der Themen reichte von Wirtschaftsdeutsch für die hohen Sprachniveaus über den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht bis zur Verwendung von authentischen Texten für Anfänger.

Der DaF-Tag ist auch ein Beispiel dafür, in welcher Form das Goethe-Institut einer seiner wichtigsten Aufgaben nachkommt —  der Förderung der deutschen Sprache im Ausland. Obwohl Deutsch noch immer eine der stärksten Fremdsprachen in Finnland  ist, ging die Nachfrage in den letzten Jahren stark zurück. Durch gezielte Aktionen des Goethe-Instituts mit lokalen Partnern für Lernende und Lehrende konnte die Stellung von Deutsch gestärkt werden.

Die Vermittlung der deutschen Sprache war und ist beim DaF-Tag traditionell in den beruflichen Kontext eingebunden und hatte unterschiedliche Schwerpunkte. Vor über 15 Jahren ging es zum Beispiel um „Hot Potatoes“, eine Software zur Erstellung von Übungen im Internet. Wenige Jahre später stand dann „Profile deutsch, ein Workshop mit der CD-ROM“ auf dem Programm. Im Laufe der Jahre wurden dann Themen wie „Fehlerkorrektur“, „Lernerautonomie“ und „Crossmediales Curriculum“ diskutiert.

Beim Seminar vom 3.-4. Februar 2017 mit dem Schwerpunkt „authentische Texte im Anfängerunterricht“ begrüßten die Organisatoren 50 Teilnehmende aus ganz Finnland in Helsinki. Dem DaF-Tag geht ein landeskundlicher Teil voran, der abwechselnd jeweils einem anderen Land aus dem deutschsprachigen Raum gewidmet ist. Am Abend des ersten Tages werden die Teilnehmer von der Botschaft dieses Landes  zu einem Empfang eingeladen.

Spezifische Sachkenntnisse erfordern immer bessere Sprachkenntnisse

Den Auftakt der Veranstaltung gestalteten Vertreter des AußenwirtschaftsCenter Österreich. In ihren Vorträgen über die Wirtschaftsbeziehungen in einem Europa, das zurzeit vor enormen Herausforderungen steht, betonten die Experten aus Österreich und Finnland, wie wichtig gerade Sprachkenntnisse im wirtschaftlichen Bereich seien: Mehr Fachkenntnisse machten immer bessere Sprachkenntnisse nötig. Nur gut geschult, könne man auf wichtige Fragen die richtigen Antworten geben. Zwei finnische Ingenieure, die für ein österreichisches Seilbahnunternehmen arbeiteten, bestätigten diese Aussagen. Sprachkenntnisse garantierten nicht nur ein schnelleres Akquirieren von neuen Kunden, sondern seien auch elementar für die Erhaltung von Qualitätsstandards gewesen, wenn es zum Beispiel um die Sicherheit von Passagieren beim Transport mit den Seilbahnen ging. Besonders beeindruckend war die Schilderung des finnischen Ingenieurs, der sich seiner Verantwortung besonders beim Übersetzen von Sicherheitsvorschriften aus dem Deutschen ins Finnische für den Einsatz der Seilbahnen immer bewusst war. Das fachmännische Übersetzen von ihm sei auch Garant für die Sicherheit der Passagiere.

Neue Herausforderungen wegen Migration

Die österreichische Botschafterin Dr. Elisabeth Kehrer sprach im Anschluss deutlich und offen über die Rolle von Österreich in der Mitte von Europa. Die Botschafterin hob hervor, dass die Migrationsbewegung Österreich vor große Probleme stelle. Allein im Jahr 2015 hätten 90.000 Personen dort Antrag auf Asyl gestellt. Österreich habe sich auf die vielen Zuwanderer in der kurzen Zeit nicht richtig vorbereiten können. Das kleine Land, das direkt an der Route der Migranten liegt, befinde sich bei der Zahl der aufgenommenen Menschen weit vorne in Europa. Der Anteil an Menschen in Österreich mit Migrationshintergrund, läge mittlerweile bei 22%. In Wien hätten bereits 40% der Einwohner einen Migrationshintergrund. Der kulturelle Umbruch sei gerade in Österreichs Hauptstadt sichtbar und die rechte Partei in Österreich habe an Zuspruch gewonnen. Einer der Teilnehmer dankte der Botschafterin ausdrücklich für ihre kritischen und offenen Worte diesbezüglich.

Beim anschließenden Empfang in der österreichischen Botschaft diskutierte man angeregt auch über den Stand der Sprache Deutsch in Finnland und die Perspektiven der Sprachvermittlung in einem sich schnell ändernden Europa. Ein Flötenkonzert, leckeres Essen und gute Weine aus Österreich waren die Schlusspunkte des ersten Tages.
 
  • Das Goethe-Institut Finnland ist immer mit dabei Foto: Inge Schober

    Das Goethe-Institut Finnland ist immer mit dabei

  • Die österreichische Botschafterin Dr. Elisabeth Kehrer Spricht über die Rolle von Österreich in der Mitte von Europa Bild: Inge Schober

    Die österreichische Botschafterin Dr. Elisabeth Kehrer Spricht über die Rolle von Österreich in der Mitte von Europa

  • Der erste DaF-Tag klingt aus mit Musik und gutem Wein aus Österreich Bild: Inge Schober

    Der erste DaF-Tag klingt aus mit Musik und gutem Wein aus Österreich

  • Deutschlehrer mit viel Spaß beim ausprobieren von Unterrichtsmethoden Foto: Inge Schober

    Deutschlehrer mit viel Spaß beim ausprobieren von Unterrichtsmethoden

  • Für ihre Schüler drücken auch die Lehrer mal wieder die Schulbank Bild: Inge Schober

    Für ihre Schüler drücken auch die Lehrer mal wieder die Schulbank

  • Im Workshop lernen auch die Lehrenden noch Neues für den Unterricht Bild: Inge Schober

    Im Workshop lernen auch die Lehrenden noch Neues für den Unterricht

 

Bessere Geschäftsergebnisse durch Deutschkenntnisse

Der zweite Tag begann mit Vorträgen zu den Themen, wie man sich erfolgreich für ein Hochschulsommerstipendium beim DAAD bewirbt und zwei Vertreter der Universität Vaasa und der Universität Turku informierten über die Ergebnisse einer Studie, die den Deutschbedarf in finnischen Unternehmen untersucht. Eines der Ergebnisse war, dass 86% der Befragten meinten, sie erzielten bessere Geschäftsergebnisse, weil sie über Deutschkenntnisse verfügten.

Beim anschließenden Workshop, der von Frau Professor Renate Faistauer aus Wien gestaltet wurde, konnten die Teilnehmenden die Arbeit mit authentischen Texten im Unterricht üben. An mehreren Beispielen wurden unter anderem Techniken gezeigt, die das Verstehen von Texten befördern. Die Rekonstruktion einer Zeitungsanzeige machte deutlich, dass auch auf dem niedrigsten Sprachniveau viel erreicht werden kann, wenn vorher die Strukturmerkmale eines Textes bewusst gemacht werden.

Selbstversuch auf Arabisch

Besonders aufschlussreich war der Selbstversuch am Ende des Seminars. Professor Faistauer lud die Teilnehmenden dazu ein, ein Gespräch auf Arabisch zu hören. Dabei betonte sie, dass es durchaus möglich sei, auch ohne Kenntnisse in dieser Sprache Teile des Textes zu verstehen. Bei diesem Versuch spürten wohl einige Lehrer, wie es sich anfühlt, zu hören und nichts zu verstehen.

Das Seminar endete mit einen Rückblick auf die vergangenen DaF-Tage, bei denen vor allen Dingen die Fortbildung beim berufsorientierten Deutschunterricht auf höherem Sprachniveau wie zum Beispiel C1 und C2 Thema war. Beim DaF-Tag 2017 standen die Anfänger mit Niveau A1 und A2 im Vordergrund des Workshops.

Zukunftsmusik: Integriertes Sprach- und Fachlernen

In Zukunft, so regten es einige Teilnehmer an, möchte man mehr über fächerübergreifenden Deutschunterricht wissen. In Sachen „Deutsch unterrichten auf Englisch“ besteht bei vielen Infobedarf. Bilingualer Unterricht und CLIL sind Themen, die sicher in Zukunft auf der Agenda vom DaF-Tag stehen werden. CLIL ist eine Abkürzung von den Wörtern Content and Language Integrated Learning (Integriertes Sprach- und Fachlernen). Damit ist gemeint, dass Fachlernen und Sprachenlernen kombiniert werden, so dass beispielsweise Mathematik in deutscher Sprache unterrichtet wird.

Am Ende gab es nur gutes Feedback und Applaus für die Organisatoren von Hanken, dem Goethe-Institut, der Wirtschaftsfakultät der Universität Turku und der Wirtschaftsuniversität Aalto. Eine Teilnehmende, die in diesem Jahr zum ersten Mal dabei war meinte: „Ich komme im nächsten Jahr wieder, garantiert.“
 

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