Belletristik Juni 2021: Etüden im Schnee

Etüden im Schnee
© Goethe-Institut

Yoko Tawada ist eine japanische Autorin, die 1982 nach Deutschland kam und seit 2006 Berlin ihr Zuhause nennt. Sie schreibt sowohl auf Japanisch als auch auf Deutsch. Ihr Buch "Etüden im Schnee" ist inspiriert von dem Eisbären Knut und seinem Pfleger im Berliner Zoo, dem Tier-Mensch-Paar, das zwischen 2007-2011 Weltruhm erlangte. 

Die Geschichte erzählt nicht nur die Geschichte von Knut, sondern auch von seinen Vorfahren. Das Buch ist in drei Kapitel unterteilt und widmet sich jeweils einem Bären: der Großmutter, der Mutter und dem Sohn. Sie werden nicht nur als Tiere dargestellt, sondern als Geschöpfe mit sehr menschlichen Instinkten und Eigenschaften. So erfährt der Leser nicht nur das Leben der Bären als Bären im Zirkus oder Zoo, sondern auch ihre ausgeprägten Ansichten zum Sozialismus, zur Literatur und zu ihren menschlichen Pflegern. Die Eisbären-Großmutter, die in der Geschichte keinen Namen trägt, war eine Intellektuelle aus der Sowjetunion. Sie schrieb eine Autobiografie und erzählte vom Aufwachsen in Sowjetrussland. Später ging sie ins Exil nach Kanada. Im zweiten Teil des Buches wechselt die Geschichte zu einer menschlichen Erzählung und erzählt die Geschichte von Eisbärin Tosca, der Tochter des Schriftsteller-Bären. Tosca ist eine hochbegabte und sensible Bärin. Sie tritt in einem Zirkus in Ostdeutschland auf. Der letzte Teil des Buches schließlich widmet sich Knut, dem Eisbärenjungen, der von Mutter Tosca verstoßen wurde und in menschlicher Obhut im Berliner Zoo aufwuchs. Dieser Teil wird noch einmal durch die Augen des Jungtieres erzählt. 
Obwohl Tawadas Erzählung zwischen Träumen und Realität schwankt, ist der Eindruck, den sie vermittelt, sehr tiefgründig und lässt den Leser noch lange nach dem Ende des Buches nachdenklich zurück. 

"Etüden im Schnee" ist eines der 100-Gute-Bücher, die von der DW ausgewählt wurden. 

Das Buch "Etüden im Schnee" steht in der Bibliothek des Goethe-Instituts Hongkong zur Ausleihe bereit.