Produktdesign aus München
Auf den Spuren eines Phänomens

RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires preparation element
RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires preparation element | Foto (Ausschnitt): © 2007-2016 RELVÃOKELLERMANN

Die spannendste Designszene in Deutschland sitzt zurzeit an der Isar, heißt es. Liegt das an großen Namen wie Konstantin Grcic oder Stefan Diez, die den Nachwuchs anziehen, oder einfach daran, dass München eine Stadt ist, in der es sich besonders angenehm leben und arbeiten lässt?

Im Februar 2015 erschien die „Brancheninfo Designstadt München“ der Landeshauptstadt München. Darin stand, dass die Bayernmetropole laut Studie Deutschlands führende Kreativ- und Designstadt ist. Unter insgesamt 270 europäischen Regionen liegt München – nach Metropolen wie Paris, London und Madrid und als einzige deutsche Stadt unter den Top Ten – auf Platz acht.

Tatsächlich hat München eine Vielzahl herausragender Gestalter hervorgebracht. Leuchtendesigner Ingo Maurer etwa, Herbert Schultes, ehemaliger Designchef bei Siemens und Mitbegründer von Schlagheck Design oder Unternehmen wie designaffairs. Zur neueren Generation der Designer zählen Konstantin Grcic und seine ehemaligen Assistenten Stefan Diez und Clemens Weisshaar, die äußerst erfolgreich von München aus Design in die Welt bringen. In ihrer Nachfolge wächst an der Isar nun bereits die dritte Generation hoch talentierter Nachwuchsgestalter heran: Designer wie Steffen Kehrle, ehemaliger Schüler von Stefan Diez, der sich vor einigen Jahren selbstständig gemacht und das Stadtbild Münchens unter anderem durch Lichtinstallationen mitgeprägt hat. Oder das Designerduo RelvãoKellermann, das gerade dabei ist, sich einen Namen zu machen. Die Portugiesin Ana Relvão war ehemals Praktikantin bei Stefan Diez, Gerhardt Kellermann Mitarbeiter von Nitzan Cohen, der wiederum als Projektleiter von Konstantin Grcic gearbeitet hat. Man könnte fast von einem Stammbaum der neuen Münchner Designerszene sprechen, der sich, ausgehend von Grcic, immer weiter verzweigt und doch in München verwurzelt bleibt.

Designstadt München

Anders als die eingangs zitierte „Brancheninfo“ vermuten lässt, sehen die Designer den Status der „Designstadt“ in kritischem Licht. Grcic hält den Terminus für eine Floskel, sein ehemaliger Mitarbeiter Klaus Hackl führt den Führungsanspruch als Designstadt auf ein konzertiertes Stadtmarketing zurück und Clemens Weisshaar, ebenfalls Ex-Grcic-Schüler, stellt infrage, ob es überhaupt eine Hauptstadt des Designs braucht. Dass in München dennoch viel gutes Design produziert wird, sieht er nicht als öffentliches Verdienst: „Wir haben ein verschlafenes Designmuseum, das es nach 25 Jahren mal geschafft hat, eine Grcic- Ausstellung zu machen, und weder der Freistaat Bayern noch die Stadt München sehen im Design, einen förderungswürdigen Wirtschaftsfaktor. Die lokalen Designhochschulen sind hoffnungslos unterfinanziert und können nicht mit dem mithalten, was in Lausanne, Eindhoven und London passiert. Es gibt also viel zu tun, um der Verantwortung, die mit dem Titel Designhauptstadt einhergeht, nachzukommen.“

Die Designer sind jedenfalls nicht hier, weil sie in München studiert hätten. Fast alle haben an renommierten europäischen Ausbildungsstätten gelernt. Warum aber gibt es dann so viele gute Leute an der Isar, in einer Stadt, die im Ruf steht, zu viel Bling-Bling und zu wenig Subkultur zu generieren? Bei Grcic war die Ortswahl reiner „Zufall“, andere, wie Diez oder Hackl, wuchsen hier auf und sind – nach Auslandsaufenthalten – wieder in der Heimatstadt gestrandet. Nitzan Cohen hat der Ruf gelockt. Während seiner Studienzeit soll er sich eine Top-Ten-Liste aller Designer, bei denen er gerne ein Praktikum machen wollte, erstellt haben. Ganz oben stand Konstantin Grcic, damals noch nicht so populär wie heute. Ähnliches bestätigt auch Grcics aktuelle Mitarbeiterin Charlotte Talbot: „Ich verfolge Konstantins Arbeit, seit ich 15 Jahre alt bin, und wollte schon immer bei ihm arbeiten.“ Ana Relvão wiederum hatte bereits ein eigenes Büro in Lissabon. Für ein Praktikum bei Diez hat sie es aufgegeben – und ist geblieben.

Als Standort wird München vor allem wegen seiner Funktionalität geschätzt. „Es ist eine relativ kleine Stadt mit einem großartigen Flughafen und einer unglaublich hohen Dichte von kleinen hoch spezialisierten Industriebetrieben drum herum“, erklärt Weisshaar. „Das sind beste Voraussetzungen, um Dinge nicht nur zu denken, sondern auch zu machen.“ Grcic verweist in diesem Zusammenhang auf die veränderten Anforderungen an eine Stadt: „Es steht nicht mehr die Megastadt im Fokus, in der alles zusammenbricht und die im Grunde dysfunktional wird, sondern das Urbane hat ganz viel mit Lebensqualität zu tun. Mit der Möglichkeit, dass man Dinge erreichen kann, dass es eine gute Infrastruktur gibt. Ich glaube, nach diesen zeitgemäßen Maßstäben steht München tatsächlich sehr hoch im internationalen Ranking.“

Stammbaum?

Die Frage nach einem gemeinsamen Stammbaum reflektiert Konstantin Grcic, der Star ohne Allüren, wie erwartet bescheiden. Er werde häufiger auf diesen Stammbaum angesprochen, doch was seine ehemaligen Mitarbeiter heute darstellten, hätten sie aus eigener Kraft geschafft. „Wenn sie etwas von mir mitbekommen haben, dann vielleicht die Ermutigung, ihr eigenes Ding zu machen.“ Ihr eigenes Ding machen sie alle. Stefan Diez, Klaus Hackl oder Nitzan Cohen. Es sind vor allem die Jüngeren unter ihnen, etwa Ana Relvão und Gerhardt Kellermann, die von einer gemeinsamen „Schule“ sprechen oder die wie Friederike Daumiller bestätigen, dass die „Lehrjahre“ selbstverständlich Einfluss auf Haltung und die eigene Arbeit haben. Am treffendsten charakterisiert vielleicht Clemens Weisshaar die Genealogie: „Ich glaube, da gibt es keine gemeinsame Linie, das ist wie bei jedem Stammbaum: Die Geschwister sind sehr unterschiedlich, auch wenn sie dem gleichen Stamm entsprossen sind. Gäbe es eine gemeinsame Linie, würde das, glaube ich, auch Konstantins Überzeugung, dass jedes Projekt einen grundlegend anderen Ansatz erfordert, widersprechen. Dass mal jemand einen Grcic-Griff kopiert, kommt aber trotzdem ab und zu vor.“

Nitzan Cohen

  • Nitzan Cohen, He said_she said © Mattiazzi
    Nitzan Cohen, He said_she said
  • Nitzan Cohen, He said_she said © Mattiazzi
    Nitzan Cohen, He said_she said
  • Nitzan Cohen, He said_she said © Mattiazzi
    Nitzan Cohen, He said_she said
  • Nitzan Cohen, Solo © Mattiazzi
    Nitzan Cohen, Solo
  • Nitzan Cohen, Solo © Mattiazzi
    Nitzan Cohen, Solo
  • Nitzan Cohen, Solo © Mattiazzi
    Nitzan Cohen, Solo
  • Nitzan Cohen, Gestaltung des Restaurant am Roecklplatz München © Roeckl
    Nitzan Cohen, Gestaltung des Restaurant am Roecklplatz München
  • Porträt Nitzan Cohen © Gerhard Kellermann
    Porträt Nitzan Cohen
Er ist der Forscher unter den Designern, sagt sein ehemaliger Mitarbeiter Gerhardt Kellermann über ihn. „Ich sehe mich nicht als Stylisten, ich bin Designer“, sagt der 1973 in Israel geborene und in einem Kibbuz aufgewachsene Nitzan Cohen über sich selbst. „Ich gehe den Dingen auf den Grund, denke erst mal extrem lange über ein Projekt nach.“ Das Ergebnis ist klares Design mit einer unprätentiösen Haltung. So wie seine Stühle He said / She said oder Solo für den italienischen Hersteller Mattiazzi. Nach seiner Ausbildung an der Design Academy Eindhoven war Cohen sechs Jahre lang Projektleiter im Büro von Konstantin Grcic. Diese Zeit beschreibt er als ein zweites Studium. Bei Grcic habe er gelernt, seinen Gedankenflügen eine Form zu geben, erklärt Cohen, der inzwischen auch an der Freien Universität Bozen als Professor für Produktdesign tätig ist. Den Münchnern ist Nitzan Cohen unter anderem durch die Gestaltung des Restaurants Roecklplatz bekannt, das sozial benachteiligten Jugendlichen Ausbildungsplätze bietet und sein besonderes Konzept auch durch durchdachtes Design transportiert.

Friederike Daumiller

  • Friederike Daumiller, Beschlag © Foto Haw-Lin Services
    Friederike Daumiller, Beschlag
  • Friederike Daumiller, Beschlag © Foto Fabian Frinzel
    Friederike Daumiller, Beschlag
  • Friederike Daumiller, Beschläge © Foto Haw-Lin Services
    Friederike Daumiller, Beschläge
  • Friederike Daumiller PET © Foto Fabian Frinzel
    Friederike Daumiller PET
  • Friederike Daumiller PET © Foto Fabian Frinzel
    Friederike Daumiller PET
  • Friederike Daumiller PET © Foto Fabian Frinzel
    Friederike Daumiller PET
  • Friederike Daumiller PET © Foto Fabian Frinzel
    Friederike Daumiller PET
  • Friederike Daumiller PET © Foto Fabian Frinzel
    Friederike Daumiller PET
  • Friederike Daumiller, The Tea Garden © Foto Edition Taube
    Friederike Daumiller, The Tea Garden
  • Porträt Friederike Daumiller © Foto Fabian Frinzel
    Porträt Friederike Daumiller
Sie sind handlich, liebenswert wie Haustiere und brechen doch radikal mit gelernten Sichtweisen von Proportion, Größe und Bequemlichkeit: Friederike Daumillers minimalistische Pets sind Hybride zwischen Möbel und Objekt. „Pets ist mein persönliches Rechercheprojekt, bei dem ich mich in Form von Holzmodellen mit Kleinmöbeln und deren Größenverhältnissen auseinandersetze“, erzählt die Münchner Förderpreisträgerin von 2014. Nach ihrem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs in Paris sowie einem Praktikum bei Konstantin Grcic etablierte sich die 1984 geborene Daumiller als Produktdesignerin wie als Ausstellungsgestalterin. Heute arbeitet sie unter anderem für Philipp Bree, Ayzit Bostan, die Sammlung Goetz und das Münchner Label Filed Under und realisiert freie Projekte. „Durch die Arbeit an Ausstellungsprojekten ist mir erst richtig bewusst geworden, wie man durch subtile Gestaltung direkten Einfluss auf Reaktionen und Handlungen nehmen kann“, erklärt die Münchnerin. „Dieses Wissen versuche ich immer wieder auf meine eigenen Entwürfe anzuwenden.“

Stefan Diez

  • Stefan Diez, EMU YARD © Robert Fischer
    Stefan Diez, EMU YARD
  • Stefan Diez, EMU YARD © Robert Fischer
    Stefan Diez, EMU YARD
  • Stefan Diez, EMU YARD © Robert Fischer
    Stefan Diez, EMU YARD
  • Stefan Diez, Houdini Chair © Martin Url
    Stefan Diez, Houdini Chair
  • Stefan Diez, Houdini Chair © Ingma Kurth
    Stefan Diez, Houdini Chair
  • Stefan Diez, Houdini Chair © Martin Url
    Stefan Diez, Houdini Chair
  • Hay NEW ORDER Orgatec © 2014 Gerhardt Kellermann & Jonathan Mauloubier
    Hay NEW ORDER Orgatec
  • Hay NEW ORDER Orgatec © 2014 Gerhardt Kellermann & Jonathan Mauloubier
    Hay NEW ORDER Orgatec
  • Hay NEW ORDER © 2014 HAY/Rasmus Norlander
    Hay NEW ORDER
  • Hay NEW ORDER © 2014 HAY/Rasmus Norlander
    Hay NEW ORDER
  • Porträt Stefan Diez © Andreas Müller
    Porträt Stefan Diez
Er zählt zu den einflussreichsten deutschen Industriedesignern der Gegenwart. 1971 in Freising geboren, machte er zunächst eine Lehre als Schreiner, bevor er in Stuttgart Industriedesign studierte, wo Designlegende Richard Sapper das junge Talent entdeckte. Nach drei Jahren Mitarbeit bei Konstantin Grcic Industrial Design (KGID) gründete Stefan Diez 2003 in München sein eigenes Designstudio – Tür an Tür mit seiner Frau, der Schmuckdesignerin Saskia Diez.
 
Diez will den Dingen des Alltags eine neue DNA geben und Materialien und Technologien bis an ihre Grenzen ausloten. Das Ergebnis sind innovative und dennoch einfache Produkte, die auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet sind – eine Haltung, die ihm zahlreiche Auszeichnungen einbrachte, unter anderem gemeinsam mit seiner Frau Saskia den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland. Weil er eine praktische Herangehensweise bevorzugt, entstehen seine Stühle, Regalsysteme oder Leuchten weniger an Computer oder Zeichenbrett, sondern vielmehr durch das direkte Arbeiten am und mit dem Material. Ehemalige Mitarbeiter wie Ana Relvão und Steffen Kehrle schätzen Stefan Diez „als unglaublich ernsthaften und präzisen Entwerfer“.

Konstantin Grcic

  • Diana, side table © KGID
    Diana, side table
  • Diana, side table © KGID
    Diana, side table
  • Mayday, utility lamp © KGID
    Mayday, utility lamp
  • Chair_One 2004 © KGID
    Chair_One 2004
  • Sam Son, armchair, 2015 © KGID
    Sam Son, armchair, 2015
  • Porträt Konstantin Grcic © Foto Julian Baumann
    Porträt Konstantin Grcic
Seit einem Vierteljahrhundert entwirft der charismatische Gestalter Dinge, die radikal durchdacht und präzise umgesetzt werden. Sein immer wieder neuer Blick auf alltägliche Dinge hat längst auch unsere Sicht auf Produkte verändert.

Nach einem Studium in London gründete er 1991 sein Büro „Konstantin Grcic Industrial Design“ (KGID) und entwickelt seither mit seinem Team Möbel, Produkte und Leuchten für namhafte Hersteller wie ClassiCon, Driade, Flos, Magis, Nespresso, Plank oder Vitra. Als wohl bedeutendster Industriedesigner seiner Generation wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem zweimal mit dem italienischen Industriedesign-Preis Compasso dʼOro. 2012 wurde Grcic die Ausstellungsgestaltung des Deutschen Pavillons auf der Architektur-Biennale in Venedig übertragen, aktuell konzeptioniert er die Ausstellungsreihe Design Display für die Autostadt Wolfsburg. Einige der renommiertesten Münchner Designer sind bei Konstantin Grcic „in die Lehre“ gegangen.

Klaus Hackl

  • Magis Gibus Wäschekorb © Foto: Magis srl
    Magis Gibus Wäschekorb
  • Lifbridge HerzLungen Maschine © Foto: Lifebridge AG
    Lifbridge HerzLungen Maschine
  • Werkraum Bregenzerwald, Sessel James © Foto: Adolf Bereuter
    Werkraum Bregenzerwald, Sessel James
  • Werkraum Bregenzerwald, Containermöbel Janus © Foto: Adolf Bereuter
    Werkraum Bregenzerwald, Containermöbel Janus
  • Hausgenossen, Karat Gefäß-Kollektion, Porzellan © Foto: Eva Jünger
    Hausgenossen, Karat Gefäß-Kollektion, Porzellan
  • Porträt Klaus Hackl © Foto: Klaus Hackl Product Design
    Porträt Klaus Hackl
„Gestalterisch fühle ich mich im Denken von Utilism International verwurzelt, einer Arbeitsgemeinschaft bestehend aus Andreas Brandolini, Axel Kufus und Jasper Morrison, deren Standpunkt es in den 90er Jahren war, die Schönheit des Gewöhnlichen und die Poesie des Alltäglichen wieder ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit zu rücken“, erklärt Klaus Hackl. „Der Utilism-Designprozess begann ganz einfach mit dem Machbaren und befreite damit vom Pathos des Autorendesigns.“ Der 1967 in München geborene Designer, der nach seinem Studium in Saarbrücken erst drei Jahre lang bei Jasper Morrison in London, dann bei Konstantin Grcic gearbeitet hat, ging mit seinem Büro Klaus Hackl product design bewusst einen eigenen Weg. Ein Stuhl, eine Leuchte, ein Wäschekorb, eine Herzlungenmaschine. Was der Designer für Firmen wie Magis, Nils Holger Moormann, ENO oder Side by Side entwirft, zeugt von Qualität und verzichtet auf Effekte. „Große Designgesten bedeuten mir dabei nicht viel. Gestalterische Wege zu finden, um den gewöhnlichen Dingen eine spezielle Seite abzugewinnen, ohne dabei ihren Gebrauchswert zu schmälern (...), sind Themen die mich weitaus mehr interessieren“, sagt er. 

Steffen Kehrle

  • House of Dekton Cosentino © SteffenKehrle
    House of Dekton Cosentino
  • Steffen Kehrle, Klapp AreaDeclic © SteffenKehrle
    Steffen Kehrle, Klapp AreaDeclic
  • Steffen Kehrle, Klapp AreaDeclic © SteffenKehrle
    Steffen Kehrle, Klapp AreaDeclic
  • Steffen Kehrle, Klapp AreaDeclic © SteffenKehrle
    Steffen Kehrle, Klapp AreaDeclic
  • Steffen Kehrle, Mono © Foto Adriano Mauri
    Steffen Kehrle, Mono
  • Steffen Kehrle, Mono © Foto Adriano Mauri
    Steffen Kehrle, Mono
  • Steffen Kehrle, Stattmann Neue Möbel, Tray © Foto Pixelgarten
    Steffen Kehrle, Stattmann Neue Möbel, Tray
  • Steffen Kehrle, Stattmann Neue Möbel, Tray © Foto Pixelgarten
    Steffen Kehrle, Stattmann Neue Möbel, Tray
  • Porträt Steffen Kehrle © Foto Julian Baumann
    Porträt Steffen Kehrle
„Dinge schön zu machen ist nicht schwer, Dinge intelligent zu machen schon eher“, lautet sein Motto. Nach einem Studium in Wien und Stationen bei Ross Lovegrove, BMW und Stefan Diez gründete er 2009 in München das Atelier Steffen Kehrle. Inzwischen gilt er als Shootingstar der Münchner Designszene. Zu seinen Kunden zählen die Bayerische Staatsoper, Muji, die Pinakothek der Moderne, Puma oder Richard Lampert. Was das 1976 geborene Talent, das aus einem Dorf bei Neu-Ulm stammt und die Schule zunächst ohne Abschluss verließ, von seinem Mentor Stefan Diez gelernt hat, versucht er heute seinen Design-Studenten an der Kunsthochschule Kassel zu vermitteln: Etwa dass auch ein profaner Haushaltshelfer wie sein Tritthocker „Mono“ ein Höchstmaß an Präzision und Aufmerksamkeit bei seiner Entstehung verlangt. Die Realität des Gestalterberufs hat Kehrle 2013 in der von ihm kuratierten Ausstellung Rejected thematisiert. Präsentiert wurden abgelehnte oder nie in Produktion gegangene Prototypen, unter. anderem von Designern wie Ayzit Bostan, Nitzan Cohen, Stefan Diez und ihm selbst. Die Intention dahinter: Jeder noch so genialen Idee folgen Jahre harter Arbeit. Auch diese Einsicht versucht er der nächsten Designgeneration mit auf den Weg zu geben.

RelvãoKellermann

  • RelvãoKellermann, Auerberg book box © 2007-2016 RELVÃOKELLERMANN
    RelvãoKellermann, Auerberg book box
  • RelvãoKellermann, Auerberg cork box © 2007-2016 RELVÃOKELLERMANN
    RelvãoKellermann, Auerberg cork box
  • RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires cooking table © 2007-2016 RELVÃOKELLERMANN
    RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires cooking table
  • RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires preparation element © 2007-2016 RELVÃOKELLERMANN
    RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires preparation element
  • RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires preparation element © 2007-2016 RELVÃOKELLERMANN
    RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires preparation element
  • RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires preparation element © 2007-2016 RELVÃOKELLERMANN
    RelvãoKellermann, Bulthaup solitaires preparation element
  • Ana Relvão, Ervilha Criativa, CIRCULO © 2007-2016 RELVÃOKELLERMANN
    Ana Relvão, Ervilha Criativa, CIRCULO
  • Porträt © RELVÃOKELLERMANN
    Porträt
Die 1986 geboren Portugiesin Ana Relvão pendelte nach ihrem Industriedesign-Studium zwischen Lissabon und München und war unter anderem für Stefan Diez tätig. Der Industriedesigner und Fotograf Gerhardt Kellermann, Jahrgang 1983, arbeitete zunächst für Gestalter wie Sam Hecht oder Herbert H. Schultes, nach seinem Studium drei Jahre lang als Assistent für Nitzan Cohen. 2012 machte sich Kellermann als Fotograf und Designer selbständig und entwirft für Marken wie Hay und Flötotto.

2014 gründeten die beiden ihr Studio RelvãoKellermann. Gemeinsam suchen sie Designlösungen für den Alltag und entwickeln beispielsweise Küchen für Bulthaup. Ihre Boxes für den Hersteller Auerberg wurden zuletzt als beispielhaftes Design von der Neuen Sammlung in deren ständige Sammlung aufgenommen.

Charlotte Talbot

  • Charlotte Talbot für ZEIT Magazin, 2015 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot für ZEIT Magazin, 2015
  • Charlotte Talbot für ZEIT Magazin, 2015 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot für ZEIT Magazin, 2015
  • Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014
  • Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014
  • Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014
  • Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014
  • Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014
  • Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot und Jonathan Mauloubier 2014
  • Charlotte Talbot, PRAKTIFANT 2015 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot, PRAKTIFANT 2015
  • Charlotte Talbot, PRAKTIFANT 2015 © Foto Jonathan Mauloubier
    Charlotte Talbot, PRAKTIFANT 2015
  • Porträt, Charlotte Talbot © Foto Matthias Ziegler
    Porträt, Charlotte Talbot
Sie kam der Liebe wegen und blieb. Auch weil sie das Talent hatte, sich als Mitarbeiterin im Büro von Konstantin Grcic zu behaupten, wo sie seit 2011 zum Team gehört. Ausgebildet an der renommierten Ecole cantonale d’art de Lausanne zählt Charlotte Talbot zur neuen Generation Designer, die, anders als Grcic & Co., nicht mehr mit renommierten Firmen zusammenarbeiten, sondern ihre Entwürfe selbst produzieren und – dank Internet, Homepage und Twitter – professionell vermarkten.
 
Mit Designer-Freunden gründete die 1987 geborene Französin etwa das Label La Vague, das kleine feine Produkte wie einen faltbaren Rucksack, eine Küchenuhr oder eine Tischlampe gestaltet. Aktuell beschäftigt sich Charlotte Talbot mit Praktifant, einer Kollektion hölzener Vintage-Spielzeugtiere, die sie auf Flohmärkten findet und neu auflegt. „Auch die nicht-funktionalen Objekte haben eine Bedeutung in unserem Leben“, sagt sie. „Ich wollte etwas entwerfen, das beim Betrachter Erinnerungen oder eine Geschichte auslöst.“

Potenzial setzt sich durch: 2016 ist Charlotte Talbot nominiert für den Förderpreis der Landeshauptstadt München.

Clemens Weisshaar

  • Clemens Weisshaar und Reed Kram, AUDI R18 ULTRA CHAIR © Foto Tom Vack
    Clemens Weisshaar und Reed Kram, AUDI R18 ULTRA CHAIR
  • Clemens Weisshaar und Reed Kram, AUDI R18 ULTRA CHAIR © Foto Tom Vack
    Clemens Weisshaar und Reed Kram, AUDI R18 ULTRA CHAIR
  • Clemens Weisshaar und Reed Kram, Multithread Escritoire 2012 © Foto Tom Vack
    Clemens Weisshaar und Reed Kram, Multithread Escritoire 2012
  • Clemens Weisshaar und Reed Kram, Multithread Escritoire 2012 © Foto Tom Vack
    Clemens Weisshaar und Reed Kram, Multithread Escritoire 2012
  • Clemens Weisshaar und Reed Kram, Picó Blitz © Plusdesign
    Clemens Weisshaar und Reed Kram, Picó Blitz
  • Clemens Weisshaar und Reed Kram, Picó Blitz © Plusdesign
    Clemens Weisshaar und Reed Kram, Picó Blitz
  • Clemens Weisshaar und Reed Kram, Robochop © Foto Matthias Ziegler
    Clemens Weisshaar und Reed Kram, Robochop
  • Porträt Clemens Weisshaar © Foto Matthias Ziegler, 2014
    Porträt Clemens Weisshaar
„Vorhut einer neuen Generation digitaler Designer“ nennt ihn das das Magazin Form, „Paradebeispiel eines neuen Typus von Designern” der International Herald Tribune – dass Clemens Weisshaar zunächst ganz bodenständig Schlosser lernte, bevor er in London Design studierte, ist kaum zu glauben. Oder gerade doch? „Wir interessieren uns für den Menschen und die Gesellschaft im Anthropozän. Und sind befasst mit ihrer Architektur, ihren Produkten und Medien, die oft weder stofflicher noch digitaler Natur sind, sondern ein Hybrid aus beiden“, sagt der 1977 geborene Münchner. Die interdisziplinären Projekte, die er gemeinsam mit seinem Partner, dem Informatiker Reed Kram, durchführt, wechseln zwischen virtueller Realität und physischem Raum und erweitern so die Grenzen des Designs.
 
Bekannt wurde das Duo durch ihre wegweisenden Breeding Tables (2003), für die sie die „Gene“ eines Tisches definierten und virtuell neuartige Formen „ausbrüten“ ließen. Seine dreijährige Assistenzzeit bei Konstantin Grcic nennt Weisshaar „Lehrjahre“. Von ihm habe er gelernt, dass für einen Designer das Spannendste außerhalb der Designszene liegt: „Nämlich der Rest der Welt, die Menschen, für die wir entwerfen, und deren Kultur. Und dass man nie aufhören darf, bevor man wirklich fertig ist, und notfalls alles in den Mülleimer werfen und von vorne anfangen muss. Das ist etwas, das ich zum Schrecken meiner Mitarbeiter oft und mit Vergnügen mache.“