Umwege | Vier-Länder-Grenzradweg
Grenzerfahrungen entlang des Grünen Bandes

Natur und Geschichte auf einer Radtour entlang des Grünen Bandes: Ein Hinweisschild zum ehemals geteilten Deutschland steht an der Landstraße 5 bei Schrampe in der westlichen Altmark an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Natur und Geschichte auf einer Radtour entlang des Grünen Bandes: Ein Hinweisschild zum ehemals geteilten Deutschland steht an der Landstraße 5 bei Schrampe in der westlichen Altmark an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. | Foto (Detail): © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Peter Gercke

Deutsch-deutsche Geschichte kann man heute radelnd erleben: Der Vier-Länder-Grenzradweg führt größtenteils entlang der ehemaligen Grenze zwischen West- und Ostdeutschland. Wo früher Stacheldrahtzaun war, befindet sich heute das erste gesamtdeutsche Naturschutzgebiet.

Von Sarah Klein

Wer bei einer ausgedehnten Radtour nicht nur die Natur genießen, sondern auch etwas über die deutsche Geschichte lernen möchte, der sollte sich den Vier-Länder-Grenzradweg vornehmen. Nicht nur, dass man – wie der Name bereits verspricht – vier Bundesländer durchquert (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern). Darüber hinaus erfährt man entlang von 170 km innerhalb von 6 Etappen auch jede Menge über die ehemalige deutsch-deutsche Teilung.

Die Radstrecke verläuft größtenteils entlang des heutigen Grünen Bandes, dem ehemaligen Grenzstreifen des geteilten Deutschlands. Wo 40 Jahre lang Stacheldrahtzaun und Wachtürme hüben von drüben trennten, bietet der insgesamt 1.400 km lange Streifen nun Heimat für seltene Pflanzen und Tiere. Das Grüne Band ist das erste gesamtdeutsche Naturschutzgebiet.

Es gibt Dutzende lohnende Besuchsziele, die man bei der Tour in Angriff nehmen kann – leider viel zu viele, um sie hier alle erwähnen zu können. In Böckwitz-Zicherie kann man zum Beispiel erfahren, wie ein Ort einst gnadenlos geteilt wurde – hier verlief die Grenze mitten durch das Doppeldorf, das bis heute von dieser Zäsur geprägt ist. Im Grenzmuseum in Schnega erhält man einen Einblick in das Alltagsleben entlang der innerdeutschen Grenze: Viele Fluchtgeschichten wurden hier aufbereitet. Andere Zeitzeugnisse berichten über das Leben unter ständiger Beobachtung – etwas, das sich viele von uns heute kaum noch vorstellen können. In Salzwedel sind Spuren der ehemaligen Grenzsicherung bis heute sichtbar, Informationstafeln zeigen hier den Verlauf der Grenze und den Aufbau der Sperranlagen. Relikte wie die alten Kolonnenwege oder verlassene Wachturmfundamente erinnern an die einstige Unüberwindbarkeit der Grenze.

Wer sich auf den Weg macht, begibt sich also nicht nur auf eine landschaftlich reizvolle Route durch Moore, Wälder und Felder, sondern auch auf eine Reise durch ein bewegendes Kapitel innerdeutscher Geschichte.

Umwege

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?

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