18. Februar – 31. März 2022
KINOFEST

Kinofest @ Goethe-Institut

Im Gewimmel der Großstadt

Herzlich Willkommen: Wir präsentieren Ihnen zwölf ausgewählte Filme, überwiegend aktuelle Newcomer aus verschiedenen Genres, in einer erstmalig gemeinsamen Produktion von acht Goethe-Instituten aus Südostasien vom 18. Februar bis 31. März 2022. Dabei feiern wir nicht nur die Filme, sondern auch die Ausspielungsart: Alle Beiträge sind online in der gesamten Region abrufbar. Sie sind durchgängig in vier Landessprachen (indonesisch, thailändisch, burmesisch und vietnamesisch) und natürlich auch englisch untertitelt. Mit diesem Angebot erhoffen wir uns eine Wirkung in die ländlichen Regionen Südostasiens hinein, über die Hauptstädte und Metropolen mit ihren Multiplexkinos hinaus, die typischerweise als Festivalorte dienen. Allerdings möchten wir mit unserer Auswahl einen besonderen Blick auf die Stadt als filmisches Sujet ermöglichen:

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckten die Autoren Erich Kästner und Alfred Döblin die Großstadt als Objekt ihrer Betrachtung. Kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten veröffentlichte Kästner mit dem „Fabian“ und Döblin mit „Berlin Alexanderplatz“ die bis heute unübertroffenen Portraits der Metropole Berlin, mit all ihren Verlockungen und Versuchungen, ihren Lichtern und Abgründen. Das besondere Lebensgefühl dieser Epoche der klassischen Moderne geriet in den letzten Jahren (nicht nur) in Deutschland in den Fokus der Medien- und Kunstschaffenden, häufig visualisiert mit Referenzen zur Ästhetik der Neuen Sachlichkeit.

Stilbildendend hierfür waren hier die zuvor genannten Literaten, deren Hauptwerke nun in kongenialen Verfilmungen neu vorliegen: Der deutsche Regiestar Dominik Graf nahm sich 2021 des „Fabians“ an, während der Regisseur Burhan Qurbani in einer neuen Verfilmung von „Berlin Alexanderplatz“ (2020) die Geschichte ins heutige Berlin verlegt. Es ist uns eine besondere Freude, dass wir Ihnen diese beiden aktuellen, inzwischen aber schon mehrfach preisgekrönten Filme im Rahmen des Festivalprogamms erstmals in Südostasien präsentieren dürfen (in Vietnam zeigen wir anstelle von „Berlin Alexanderplatz“ die beiden Filme „Ökozid“ und „Draw a Line“).  Die Reflexion des Lebens in der Metropole dürfte in den durch urbanen Ballungszentren geprägten Ländern Südostasiens eine ganz besondere Relevanz entfalten, aber dank der Verfügbarkeit auch in den ländlichen Regionen ein interessiertes Publikum finden, welches die kritische Reflexion aus sicherer Distanz zu schätzen weiß.

Wie sich schon durch die Auswahl dieser beiden Filme zeigt, haben wir dieses Jahr insgesamt einen Schwerpunkt gesetzt bei virtuosen Literaturverfilmungen. So schildert „Die Vermessung der Welt“ das Leben des Mathematikers Carl Friedrich Gauß und des Naturforschers Alexander von Humboldt nach einer Literaturvorlage von Daniel Kehlmann (2005). In der Verfilmung von Stefan Zweigs „Schachnovelle“ (Regie:  Phillip Stölzl) begegnen wir dem Schauspieler Albrecht Schuch, der als Peiniger des sich in Isolationshaft befindenden Notars Joseph Bartok befindet, gespielt von Oliver Masucci. Schuch kennen wir bereits sowohl aus Berlin Alexanderplatz („Reinhold“) als auch aus dem Fabian („Stephan Labude“); Masucci gewann 2021 den Deutschen Filmpreis für die Rolle des stilbildenden Regisseurs Rainer Werner Fassbinder im Biopic „Enfant terrible“ – den wir selbstverständlich auch für das Programm ausgewählt haben.

Mit „Whisky und Wodka“ haben wir das Programm um eine Tragikomödie mit einem grandiosen Schauspieler-Ensemble ergänzt. In diesem schon etwas älteren Film von Andreas Dresen (2009) mag man sich in der ein- oder anderen Szene an das Enfant terrible erinnert fühlen.

„Curveball – Wir machen die Wahrheit“ von Johannes Naber erschien uns als ein besonders gelungener Polit-Satire, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollten, ebenso wenig wie das Melodram „Undine“  von Christian Petzold und dem dunklen Thriller „Freies Land“ von Christian Alvart – alles Produktionen, die den Blick auf Deutschland zu weiten vermögen. 

Schließlich haben wir drei hervorstechende Dokumentarfilme ins Programm aufgenommen, welche die ganze Bandbreite an erzählerischen Möglichkeiten dieses Genres verdeutlichen: „The Cleaners- Im Schatten der Netzwelt“ von Hans Block und Moritz Riesewieck, „Dear Future Children” von Franz Böhm und schließlich “Herr Bachmann und seine Klasse“ von Maria Speth, dessen Produktion mit dem Preis der Jury auf der 71. Berlinale 2021 ausgezeichnet wurde.

Wir wünschen Ihnen bewegende Momente.

Unser Filmangebot













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