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Endlich in schwedischer Sprache
Frederike Mayröcker

Collage Mayröcker
Goethe-Institut

Die Österreicherin Friederike Mayröcker veröffentlichte ihre ersten Gedichte 1946 und ist eine der einflussreichsten deutschsprachigen Schriftsteller*innen nach dem zweiten Weltkrieg. Fast sechs Jahrzehnte nach ihrem Debüt wurde sie ins Schwedische übersetzt und schaffte danach ihren Durchbruch in Schweden – im Alter von fast 80 Jahren.

Friederike Mayröcker war eine außerordentlich produktive Schriftstellerin mit weit über 100 veröffentlichten Werken, was den Lyriker Thomas Kling dazu veranlasste, sie in seiner Rede an Mayröcker bei der Preisverleihung des Georg Büchner-Preises 2001 „eine deutsche Titelmeisterin“ zu nennen. Ungeachtet dessen dauerte es fast 60 Jahre von ihrem Debüt bis zu ihrer ersten Übersetzung ins Schwedische. Vielleicht war es ihr Ruf als unzugängliche Dichterin mit einem experimentellen und assoziativen Schreibstil, der schwedische Verleger*innen so lange abschreckte. War es  überhaupt möglich, Autor*innen wie Mayröcker zu übersetzen?

Schon 1977 schreibt Aftonbladet: „Für uns Schwed*innen ist Friederike Mayröcker kaum ein Name. Für einen kleinen Kreis ist sie eine österreichische Lyrikerin, die im Frühsommer einen eher unbemerkten Besuch in Schweden machte. (...) Laut "Die Zeit" ist sie eine europäische Kuriosität“. 1980 besuchte sie Stockholm erneut, diesmal auf Einladung der österreichischen Botschaft an der Stockholmer Universität. 1985 trug sie drei Gedichte zu der Anthologie Österrikisk lyrik av idag (Eremit-Press) bei – dies ist wahrscheinlich das erste Mal, dass Gedichte von Mayröcker auf Schwedisch veröffentlicht wurden.

Es sollte noch bis 2003 dauern, bis Mayröcker in Schweden in größerem Umfang bekannt gemacht wurde. Im Frühjahr sendet Lyrikmagasinet im schwedischen Radio P1 eine Sendung über sie. Im Herbst desselben Jahres erscheint ein großes Themenheft über Mayröcker in der Zeitschrift Ord & Bild. Der Lyriker Thomas Kling schreibt einen einleitenden Text über ihr Schreiben, und es sind Bilder ihres chaotischen und inzwischen ikonischen Arbeitszimmers zu sehen. Es werden mehrere Gedichte veröffentlicht, sowohl im deutschen Original als auch in der schwedischen Übersetzung von Ulla Ekblad-Forsgren.

Als mehrere deutsche Lyriker*innen in schwedischer Sprache veröffentlicht wurden (Durs Grünbein, Marcel Beyer, Thomas Kling und andere), sprachen sowohl Dagens Nyheter als auch Svenska Dagbladet von einer neuen Blüte deutschsprachiger Lyrik in Schweden. Und plötzlich wird Mayröcker als eine Art Taufpatin der neuen Generation bezeichnet.

Am 12. Mai 2005 organisierte das Goethe-Institut in Stockholm eine Veranstaltung über die Dichtung Mayröckers. Eingeladen waren die Dichter Marcel Beyer und Lutz Seiler, Aris Fioretos führt das Gespräch. Am nächsten Tag besuchte Mayröcker selbst das Moderna Museet und ihr erstes Werk mit ausgewählten Gedichten auf Schwedisch (Indianhår übers. Ulla Ekblad-Forsgren) wurde in der Tagespresse rezensiert.

Anschließend wurden fünf weitere Werke Mayröckers auf Schwedisch veröffentlicht, sowohl Gedichte als auch Prosawerke, die meisten davon mit Übersetzungsunterstützung des Goethe-Instituts, alle erschienen im Verlag ellerströms in Übersetzung von Ulla Ekblad-Forsgren.

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