Die Nobelpreisträgerin
Herta Müller

Herta Müller debütierte 1982 in Rumänien und wurde drei Jahre später auf Schwedisch veröffentlicht. Es folgte eine kontinuierliche Veröffentlichung von Müllers Werken auf Schwedisch. 2009 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

In der Zentrale des Goethe-Instituts in München gibt es eine altmodische Kartei mit allen Titeln, die weltweit eine Übersetzungsförderung erhalten haben. Sie sind nach Sprachen und alphabetisch nach Autor*innen geordnet. Die älteren Titel, die von Inter Nationes (einer Organisation, die im Jahr 2000 mit dem Goethe-Institut fusionierte) gefördert wurden, sind ebenfalls in diesem Register enthalten. Wenn man durch die Karten der Kategorie "Schwedisch" blättert, findet man unter dem Buchstaben M:  

Förderungsprogramm: "Übersetzungen deutscher Bücher in eine Weltsprache".       
Autorin: Herta Müller  
Titel: Niederung (Flackland)  
Bewilligt am: 30.5.1985 
 

Herta Müller, die in einer deutschsprachigen Minderheit in Rumänien aufwuchs, debütierte 1982 mit dem Prosawerk Niederung. Es wurde zunächst in Rumänien in einer zensierten Fassung und 1984 in der Bundesrepublik Deutschland in voller Länge veröffentlicht. Auf Schwedisch trug es den Titel Flackland (Verlag Alba) und wurde bereits 1985 von Susanne Widén-Swartz übersetzt. 
 
Dies war der Beginn einer andauernden Übersetzung von Herta Müller ins Schwedische. Etwa alle zwei Jahre veröffentlichte der Bonniers-Verlag Alba ein neues Werk von Müller auf Schwedisch. 1987 erschien Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt, 1989 Barfüßiger Februar, 1991 Reisende auf einem Bein,1994 Der Fuchs war damals schon der Jäger und 1996 Herztier, alle übersetzt von Karin Löfdahl.  
  
Danach übernahm Wahlström & Widstrand die Veröffentlichung von Müller und setzte mit gleicher Kontinuität fort: Der König verneigt sich und tötet (2005), Heute wär ich mir lieber nicht begegnet (2007) und Atemschaukel” (2009) – ebenfalls übersetzt von Karin Löfdahl. Der Roman Atemschaukel wurde nur wenige Monate vor Müllers Verleihung des Literaturnobelpreises veröffentlicht. 
 
Selten ist eine zeitgenössische deutschsprachige Autorin in Schweden so kohärent veröffentlicht worden wie Herta Müller – fast jedes wichtige Werk wurde spätestens einige Jahre nach seinem Erscheinen in Deutschland ins Schwedische übersetzt. Auf diese Weise konnten die schwedischen Leser*innen das Werk der Autorin fast drei Jahrzehnte lang kontinuierlich verfolgen. Hatte diese beispielhafte Einführung einer ausländischen Autorin Einfluss darauf, dass Müller schließlich den Nobelpreis erhielt?  
  
Darüber kann man natürlich nur spekulieren –und den einen entscheidenden Faktor gibt es nie. Um ein*e Kandidat*in für den Nobelpreis zu sein, muss der oder die Autor*in natürlich eine ganz besondere literarische Leuchtkraft besitzen; hilfreich, wenn die Diskussion um den Nobelpreis begonnen hat, ist es aber sicher, wenn man so vorbildlich publiziert wurde. 

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