Am 9. August 2020 brachen in der gesamten Republik Belarus friedliche, dezentrale Proteste aus, um die gefälschten Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen anzufechten.
Rufina Bazlova's Werke-Zyklus basiert auf erkennbaren traditionellen belarusischen Ornamentformen und der weiß-roten Farbkombination, die als zentrales Element in ihren Kunstwerken dient und nun in Belarus aufgrund ihrer Verbindung mit den politischen Symbolen der Opposition verboten ist.
Das Medium der traditionellen Stickerei ist ein weit verbreitetes transnationales Phänomen, das Elemente der belarusischen Kultur als nationales Gut und Zugehörigkeitsmerkmal nutzt. Belarusische Stickereien sind ein spezifischer Code für die Aufzeichnung von Informationen über das Leben der Bevölkerung. Rufina Bazlova nutzt dieses Medium, um die Geschichte des belarusischen Aufstandes zu erzählen, wobei jedes Bild einem Ereignis entspricht, das während der Proteste im Jahr 2020 stattfand. Der Titel des Werks basiert auf einem sprachlichen Wortspiel:
Vyzhyvanka ist der Name der traditionellen belarusischen Sticktechnik;
vyshyvat bedeutet auf Belarusisch sticken, während
vyzhyvat überleben bedeutet. Der Zyklus des Werks umfasst Arbeiten in verschiedenen Formen und Techniken: Grafiken, Hand- und Maschinenstickereien, Animationen, Siebdrucke, Stempeldrucke und andere.
© Jan Hromádko
Rufina Bazlova ist eine in Prag lebende Künstlerin, die in den Bereichen Illustration, soziales Kunstwerk und Szenografie arbeitet. International bekannt wurde sie durch ihre Serie
The History of Belarusian Vyzhyvanka (Die Geschichte der belarusischen Vyzhyvanka), in der sie die friedlichen Proteste in Belarus im Jahr 2020 mit dem traditionellen Medium der Stickerei darstellte. Die Künstlerin ist auch als Autorin des gestickten Comics
Zhenokol (Feminnature) bekannt, der sich mit dem Thema des Feminismus in der Volkstradition auseinandersetzt. Bazlova ist Mitautorin der Installation über das belarusische weibliche Dreigestirn, die für den politischen Karlspreis 2022 in Aachen geschaffen wurde. Im August 2022 eröffnete der ukrainische Präsident Volodymir Zelensky die Woche der Unabhängigkeit und trug dabei ein Hemd mit Bazlovas Ornament. Rufina gründete den Verein
Stitchit, z.s., der derzeit an dem internationalen Solidaritätsprojekt #Framed in Belarus arbeitet, das den politischen Gefangenen in Belarus gewidmet ist. Durch den kollaborativen Ansatz bezieht
Stitchit verschiedene Gemeinschaften und Einzelpersonen in den Schaffensprozess ein, verwischt die Grenzen der Autorenschaft und schafft eine Plattform für Stimmen, die oft vom Mainstream-Kunstdiskurs ausgeschlossen sind. Im Jahr 2023 war Rufina Stipendiatin des
ArtsLink-Programms und verbrachte eine Residenz im Hyde Park Art Center in Chicago.
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