„Sie bringen dich mit einem Sack über dem Kopf und in Handschellen herein ... Und die Schreie! Irgendwann hörte ich auf, den Schmerz zu spüren und zu verstehen, was vor sich ging. Ich wusste nicht einmal, was sie von mir wollten und was mir vorgeworfen wurde. Man sagte mir, ich sei eine Extremistin und dann eine Spionin. Und auf Spionage steht die Todesstrafe ...“ Die Ukrainerin Lyudmila Huseynova war in russischer Kriegsgefangenschaft und berichtet über ihre Erfahrungen.
Lyudmila, wohin fliegen Sie gerade?
Nach New York. Dort beginnt die 69. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission. Wir wurden von der Ukrainian National Women’s League of America (UNWLA) eingeladen und werden an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen.Sie kommen aus Nowoasowsk [nahe Mariupol im äußersten Südosten der Ukraine, seit 2014 unter russischer Kontrolle, Anm. d. Red.]. Woher nehmen Sie diese Kraft und diese pro-ukrainische Einstellung? Wir wissen wenig über Nowoasowsk. Aber es ist natürlich ein Mythos, dass die gesamte Bevölkerung dort pro-russisch war.
Das ist ein Mythos, den Russland geschaffen hat. Meine Mutter stammt aus Winnyzja und mein Vater aus Baku. Ich bin eine Mischung aus diesen beiden Kulturen. Aber jeden Sommer waren wir in Winnyzja, im Dorf Jalanets, und haben uns bei meiner Großmutter erholt. Dort wurden die echte ukrainische Kultur, Sprache, Traditionen und Lebensweise bewahrt, ebenso wie Tücher, Ikonen und Halsketten. Wenn wir ins Dorf kamen, sprachen alle unsere Verwandten Ukrainisch, wir dagegen kommunizierten auf Russisch. Zu Hause auch. Niemand sah darin jemals einen Konflikt.
Am Rande der 69. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission in New York, März 2025. | Foto: © Archiv der NGO „Нумо, сестри!“ („Los, Schwestern!“)
Mein Mann und ich waren Anfang der 2000er Jahre nach Nowoasowsk gekommen, da meine Mutter dort lebte. Die Stadt gefiel uns sehr gut, denn sie war ruhig, nur zehn Autominuten von Mariupol entfernt und lag sowohl am Meer als auch am Fluss. Wir kauften ein kleines, altes Haus mit Grundstück im Stadtzentrum.
Wie war Nowoasowsk während der russischen Besatzung im Vergleich zur Zeit davor?
Die Menschen wurden sehr vorsichtig und misstrauten einander. Ich sprach sowohl vor als auch während der Besatzung Russisch, aber wenn ich in einen Laden ging, sagte ich auf Ukrainisch „Danke“ oder „Guten Tag“. Das Gleiche tat ich, wenn ich zur Arbeit kam. Einige fanden das sympathisch, andere nahmen es mit Humor und wieder andere ärgerten sich darüber. Die Menschen, die die Ukraine unterstützten, schauten sich um und sagten ganz leise wie ein Passwort „Guten Morgen“ auf Ukrainisch. Das war einerseits lustig, andererseits wurde einem aber auch klar, dass man kein Recht hatte, Ukrainisch zu sprechen.Hatten Sie während der sechs Jahre, während der Sie die Besatzung in Nowoasowsk erlebt haben, die Möglichkeit, in das von der Ukraine kontrollierte Gebiet zu reisen?
Ich habe das sehr oft gemacht. Erstens bin ich hingefahren, um Pakete abzuholen, die Freunde für meine Kinder gesammelt hatten. Zum anderen war es für meinen Mann und mich eine Gelegenheit, die Luft der Freiheit zu atmen. Ich habe mit Freunden gesprochen, die ebenfalls unter der Besatzung lebten und ebenfalls nach Mariupol fuhren. Sie erzählten mir, dass ihnen die Tränen in die Augen stiegen, als sie sich dem ukrainischen Kontrollpunkt näherten und die ukrainische Flagge sahen. Ihnen wurde bewusst: Hier ist Freiheit.Sind Ihnen, als Sie in dem besetzten Nowoasowsk waren, solch schreckliche Geschichten zu Ohren gekommen, wie Sie Ihnen widerfahren sind?
Selbst in meinen schlimmsten Albträumen hätte ich mir nicht vorstellen können, dass es so kommen würde, bevor ich festgenommen wurde. Ich dachte, es würde damit enden, dass man mir sagen würde, ich solle meine Sachen packen und das Gebiet verlassen. Dass man mir die Einreise verbieten würde, war für mich das schlimmste Szenario, das ich mir vorstellen konnte.Der Gestank ist so schrecklich, dass man ihn kaum aushalten kann. Man gewöhnt sich daran, flach zu atmen, weil man nicht nach draußen gelassen wird. Man schläft neben einer fremden Frau im selben Bett. Wanzen krabbeln über den Körper und leben in der Kleidung.“
Hatten Sie damals schon von der „Isolation“ gehört? [Dieses Gefängnis entstand, nachdem Terroristen der selbst ernannten Volksrepublik Donezk (DVR) am 9. Juni 2014 das Kunstzentrum „Isolation“ besetzt und es in eine Einrichtung des „Ministeriums für Staatssicherheit der DVR” umgewandelt hatten. Seitdem werden dort Militärs ausgebildet, militärische Ausrüstung und Waffen gelagert und illegal festgenommene Personen eingesperrt und gefoltert – Anm. d. Red.].
Ich habe davon 2019 erfahren. Aber mein Gehirn hat das nicht als Bedrohung wahrgenommen. Warum sollte ich dort landen? Ich hatte keine Bomben gelegt und auch keine Waffen transportiert. Was ist daran Schlimmes, wenn ich sage, was ich gesehen oder gehört habe? Das war kein Terrorismus. Selbst als ich schon in die „Isolation“ gebracht worden war, am ersten Abend ... dieser Empfang ... Ein Sack über dem Kopf, Handschellen. Was für ein Horror, diese Schreie! Irgendwann hörte ich auf, den Schmerz zu spüren und das Geschehene wahrzunehmen.Erst nach einem Monat bekam ich die Möglichkeit, einen Anwalt zu sehen. Ich sagte ihm, dass ich hier nicht überleben könne und es wohl nicht aushalten würde. Er sagte, sie hätten einen Austausch beantragt, ich solle durchhalten, es würde bald einen Austausch geben, aber ich müsse allem zustimmen und alles unterschreiben. Dann würde alles sehr schnell vorbei sein. Es würde ein Gerichtsverfahren geben, man würde mich verurteilen und sofort austauschen. Ich verstand nicht einmal, was sie von mir wollten und was sie mir vorwarfen. Zunächst warfen sie mir vor, ich sei eine Extremistin, dann machten sie aus mir eine Spionin. Das Einzige, was ich sagte, war, dass ich den Austausch in der „Isolation“ nicht überleben würde. Ich bat darum, verlegt zu werden. Er sagte mir, dass es im Untersuchungsgefängnis in Donezk eventuell keine solche Folter geben würde, die Haftbedingungen dort aber sehr schlecht seien.
Ich fragte mich: Könnte es noch schlimmer sein? Ich war so naiv und konnte mir nicht vorstellen, dass man unter solchen Bedingungen in einer Zelle leben kann: Die Leute rauchen rund um die Uhr, es gibt keine Belüftung, keine medizinische Versorgung, überhaupt nichts. Es gibt keine hygienischen Anlagen, keine Rechte. Es gibt keine Toilette. Ich dachte, ein Gefängnis sei wie in europäischen oder amerikanischen Filmen: Es gibt einen Speisesaal, alles ist sauber, es stinkt nicht, alle tragen saubere Uniformen, in den Zellen wird nicht geraucht, man kann spazieren gehen und sogar spielen. Doch dann landet man an einem Ort, an dem man sich über einem stinkenden Loch die Zähne putzen muss, in dem gerade zwanzig Frauen waren, die nicht immer so ordentlich waren. Man darf dieses Loch nicht zu lange offenlassen, sondern muss es mit einer Plastikflasche mit Wasser verstopfen, da sonst eine Ratte herausspringen könnte. Der Gestank ist so schrecklich, dass man ihn kaum aushalten kann. Man gewöhnt sich daran, flach zu atmen, weil man nicht nach draußen gelassen wird. Man schläft neben einer fremden Frau im selben Bett, die vielleicht an Syphilis, Tuberkulose oder AIDS erkrankt ist. Wanzen krabbeln über den Körper und leben in der Kleidung. All das ist schrecklich und unvorstellbar.
Als ich herauskam und von den Erlebnissen der Mädchen, die dort geblieben waren, erzählen wollte, sprach ich zunächst nicht über die Bedingungen, weil ich dachte, dass alle das ohnehin verstehen würden. Aber dann wurde mir klar, dass sich die Menschen nicht vorstellen können, wie schrecklich es dort wirklich ist.
Kongress „Living Humanity War crimes, universal rights, and the future of justice“ in Nürnberg vom 18. bis 19. Februar 2025 | Foto: © Archiv der NGO „Нумо, сестри!“ („Los, Schwestern!“)
Wenn man die „Isolation“ mit dem Untersuchungsgefängnis in Donezk vergleicht, sind die Bedingungen dort wenigstens ein bisschen besser?
In der „Isolation“ gab es eine Toilette, in den Zellen wurde nicht geraucht und sie waren nicht überfüllt. Außerdem gab es einen Wasserhahn. Allerdings wurde man dort rund um die Uhr von Überwachungskameras beobachtet und musste von sechs Uhr morgens bis zehn Uhr abends stehen, ohne sich hinsetzen zu dürfen. Bei jedem Klopfen musste man sich einen Sack über den Kopf ziehen und sich umdrehen. In der „Isolation“ weißt du nicht, wann sie anfangen, dich zu schlagen, zu foltern oder auf andere Weise zu quälen. Du hast keinen Zugang zu einem Anwalt und es gibt keine Lebensmittelpakete. Dort kann man dich einfach töten und begraben, ohne dass es jemand erfährt.Gab es dort Essen?
Als ich dort war, hatten sie große Probleme mit der Lebensmittelversorgung. Die Jungs aus der Nachbarzelle wurden morgens auf die Felder gebracht. Es gab bereits Frost. Sie gruben mit fast bloßen Händen Karotten aus der Erde. Dann warfen sie uns mehrmals einen Sack mit diesen gefrorenen, mit Schmutz und Erde bedeckten Karotten zu. Wir mussten sie waschen. Sie gaben uns eine sehr rostige, stumpfe Reibe mit scharfen Enden. Wir mussten die Karotten reiben und in Tüten packen. Dabei waren unsere Hände voller Blut. Und das war das, was sie dann in die sogenannte Suppe warfen: Wasser mit diesen Karotten. Manchmal gab es nicht einmal Kartoffeln. Manchmal gaben sie uns tagelang überhaupt nichts, weil sie selbst nichts hatten.Mit uns in der Zelle war eine junge Frau, die in der Kantine in der „Isolation“ arbeitete. Sie holten sie morgens ab und brachten sie abends zurück. Sie saß dort mit ihnen zusammen, aß mit ihnen und wurde manchmal nachts herausgeführt. Einmal kam sie, was ungewöhnlich war, mitten am Tag und brachte ein paar Stücke Brathähnchen mit. Mit wir war da noch ein anderes Mädchen und wir fragten die Frau, woher das Essen kam. Sie sagte: „Sie haben einen Mann geschnappt, der aus dem Supermarkt kam und zwei rohe Hähnchen dabei hatte. Er ist ein Spion. Sie haben ihn hierhergebracht.“ In dieser Küche gab es einen Keller mit der grausamsten Folterkammer, in der Menschen einfach getötet werden konnten. Sie sagte: „Nun, sie haben ihn in den Keller gebracht und mir gesagt, ich solle schnell die Hähnchen braten. Sie haben mir sogar erlaubt, ein paar Stücke mitzunehmen.“ Dann fügte sie mit Abscheu statt mit Bosheit hinzu: „Na toll, nun werde ich wieder bis zum Abend Blut wegwaschen müssen.“
Das heißt, während sie dieses Huhn briet, wurde ein Mensch gefoltert. Er sollte es nach Hause bringen, aber stattdessen brachte sie es uns zum Essen. Ich sagte, dass ich jetzt nichts essen möchte. Und das Mädchen lehnte ebenfalls ab. Wir sahen uns nur an und verstanden, dass wir nicht kategorisch nein sagen konnten, weil sie uns sonst sofort verraten hätte. Dann haben wir das Huhn ganz vorsichtig zerlegt und Stück für Stück in die Toilette gespült, weil es unmöglich war, es zu essen.
Gab es in der Untersuchungshaft in Donezk überhaupt etwas zu essen?
Die Erinnerungen an die Gefängnissuppe sind schrecklich. Sie brachten stinkenden, gefrorenen, kleinen Fisch. Er wurde nicht ausgenommen und nicht einmal gewaschen. Der Fisch wurde in eiskaltes Wasser geworfen, gekocht und zusammen mit dem Dreck als Fraß serviert. Andere Häftlinge holten diesen Fisch heraus, wuschen ihn kurz mit Wasser ab und holten die Krume aus dem Brot. Das Brot wurde im Gefängnis selbst gebacken und oft war diese Krume roh und klebrig. Sie nahmen sie aus dem Brot und vermischten sie mit dem Fisch. Es war verboten, Eisenschüsseln in der Zelle aufzubewahren, aber die Häftlinge versteckten sie irgendwo. Sie nahmen eine dieser Eisenschüsseln, füllten sie mit ranzigem, schon tausendmal überhitztem schwarzem Öl und stellten sie in einen kleinen Wasserkocher. Sobald das Öl zu brodeln begann, warfen sie den in Brot gehüllten Fisch hinein, brieten und aßen ihn dann. Es roch schrecklich. Ich verlor damals meinen Appetit und habe ihn bis heute nicht wiedergefunden. Wenn mein Mann für sich selbst kocht, schaltet er die Dunstabzugshaube ein und schließt die Tür. Ich kann Ölgeruch immer noch nicht ertragen.Wie haben die Häftlinge Ihre Geschichte aufgenommen?
Sie haben sofort nach dem Paragrafen gefragt, denn das ist eine Art Aufnahmeprozedur in der Zelle. Man muss angeben, welches Paragrafen man beschuldigt wird und woher man kommt. Sofort begann die Schikane, ich sei eine „Ukrkopka” [ein russischsprachiger Neologismus und eine abwertende Bezeichnung für Ukrainer*inneb – Anm. d. Red.].Ich träumte von kaltem Kefir und mir schien, wenn ich ihn jetzt bekäme, würde ich weiterleben. Ich weiß nicht, wie meine Schwester das gespürt hat. Plötzlich bekam ich ein kleines Paket.“
Hatten Sie die Möglichkeit, besseres Essen zu bekommen?
Das Essen war für alle gleich. Aber man konnte uns Lebensmittelpakete schicken. Einmal wurde ich krank, mir ging es sehr schlecht und ich lag einfach nur da. Andere Häftlinge riefen mehrmals den Sanitäter. Aber niemand kam. Dann muss es mir wohl sehr schlecht gegangen sein, denn ich verlor das Bewusstsein und sie zettelten einen kleinen Aufstand an. Der Sanitäter kam schließlich und sagte, er habe überhaupt keine Medikamente. Er gab mir nur eine Spritze, ich weiß nicht, womit. Ich sehnte mich so sehr nach etwas Kaltem, denn es war Sommer und sehr heiß. Ich träumte von kaltem Kefir und mir schien, wenn ich ihn jetzt bekäme, würde ich weiterleben. Ich weiß nicht, wie meine Schwester das gespürt hat. Plötzlich bekam ich ein kleines Paket. Es war ein Thermobeutel, in dem sich zwei gefrorene kleine Flaschen Wasser und zwei Beutel mit diesem kalten Kefir befanden. Vielleicht ist das nur Einbildung, aber mir schien, dass mich das damals in gewisser Weise gerettet hat.Ist Ihr Mann auch weggegangen?
Ja, mein Mann war nicht da, als ich verhaftet wurde. Er kam für ein paar Tage zurück, aber dann wurde ihm gesagt, dass er über Mariupol nicht mehr fahren könne, da alles blockiert sei. Außerdem wurde ihm mitgeteilt, dass er innerhalb der nächsten Stunden verhaftet werden würde. Er reiste dann über Luhansk und Russland ab. Es war eine sehr schwere Reise, aber er schaffte es, sich zu retten.Aus Ihren Interviews weiß ich, dass Sie sich derzeit für mehrere Frauen einsetzen.
Ich setze mich zwar für viele Frauen ein, lenke die Aufmerksamkeit aber besonders auf diejenigen, die seit 2019 dort sind. Das sind Frauen, die ich persönlich kenne oder von denen ich während meiner Zeit im Gefängnis gehört habe. Ein Beispiel ist Natalka Vlasova, die seit 2019 dort ist. Kürzlich wurde sie in Rostow zu 18 Jahren Haft verurteilt. Sie war auch in der „Isolation“. Ich weiß, wie sie gequält wurde. Das ist wirklich schrecklich. Sie ist eine junge, zierliche Frau. Zu Hause hatte sie damals ein vierjähriges Kind. Ihre Tochter Julia ist jetzt neun Jahre alt.Svitlana Holovan kommt aus Nowoasowsk. Sie wurde einige Monate vor mir verhaftet. Ich hatte davon nichts gehört. Es verlief sehr still. Svitlana hatte damals zwei Töchter. Die jüngere war vier Jahre alt, die ältere sieben. Svitlana ist immer noch dort. Sie wurde zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Sie wurde bereits in die Strafkolonie im Dorf Snischne in der Oblast Donezk gebracht. Dort herrscht Sklavenarbeit.
Svitlana Dovhal habe ich nie gesehen. Sie ist seit 2019 dort. Sie leidet an Diabetes, erhält aber keinerlei medizinische Versorgung. Manchmal schickt ihre alte Mutter ihr Medikamente. Diese Frauen sind in einem schrecklichen Zustand. Sie sind seit sechseinhalb Jahren unter unmenschlichen Bedingungen dort gefangen. Ich hoffe, dass sie freigelassen werden.
Was kann man tun? Mehr als 16.000 Zivilist*innen befinden sich nach wie vor in russischer Gefangenschaft.
Sprechen. Informationen weitergeben. Forderungen stellen. Wir müssen sagen, dass wir wissen, dass Russland Zivilistinnen illegal festhält. Wir wissen, unter welchen Bedingungen sie leben. Wir wissen, dass sie keine medizinische Versorgung erhalten und dass ihnen Briefkontakt sowie Kommunikation mit ihren Angehörigen verboten sind. Auch Besuche von Angehörigen sind untersagt. Dass sie gefoltert werden. Und dass dies gerade jetzt geschieht. Und wir geben dieses Wissen an andere weiter. Wir richten Forderungen an Russland, an diejenigen, die mit diesem Land kommunizieren, und an diejenigen, die von Verhandlungen sprechen. Es wird Verhandlungen geben. Wir verstehen, dass jeder Krieg damit endet. Aber jetzt müssen diese Menschen freigelassen werden. Es gibt keinen Grund, sie dort festzuhalten. Wenn Sie Frieden wollen, dann zeigen Sie es.Lyudmila Huseynova ist die Vorsitzende der NGO „Нумо, сестри!“ („Los, Schwestern!“). Sie ist Menschenrechtsaktivistin, ehemalige Gefangene – sie war drei Jahre und 13 Tage in Gefangenschaft – und Preisträgerin des Nationalen Menschenrechtspreises, den sie 2021 in Abwesenheit erhielt. Seit 2014 organisiert sie Hilfe für Kinder aus gefährdeten Bevölkerungsgruppen, die in den besetzten Gebieten der Ukraine zurückgeblieben sind. Für diese Arbeit und ihre pro-ukrainische Haltung wurde sie 2019 verhaftet und am 17. Oktober 2022 im Rahmen des sogenannten „großen Frauenaustauschs“ freigelassen. Der Schwerpunkt ihrer gemeinnützigen Tätigkeit liegt auf der Hilfe für Frauen, die während ihrer Gefangenschaft sexuelle Gewalt und Folter erlebt haben, sowie auf der Befreiung von Geiseln aus russischen Gefängnissen.
Dieses Interview erschien zuerst in der polnischen Zeitschrift Kultura liberalna, einer unserer Medienpartner im Projekt PERSPECTIVES – dem neuen Label für unabhängigen, konstruktiven, multiperspektivischen Journalismus. JÁDU setzt dieses von der EU co-finanzierte Projekt mit sechs weiteren Redaktionen aus Mittelosteuropa unter Federführung des Goethe-Instituts um. >>> Mehr über PERSPECTIVES
März 2025