Im Einsatz für Vodňany

Vodňany žijou!© Vodňany žijou.

re:vodňany: Im Rahmen des Projekts wurde der Naturpark und das Erholungsgebiet Zátiší renoviert bzw. rekonstruiert, das einige Jahrzehnte nicht gepflegt wurde. © Vodňany žijou.

Die Bürgerinitiative „Vodňany žijou“ („Vodňany lebt“) arbeitet schon seit drei Jahren daran, das Leben in der südböhmischen Stadt lebenswerter zu machen. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen, setzt sich für eine bessere Informiertheit der Bürger ein und kämpft für eine transparente Politik.

Den Menschen hinter der Initiative ist gemeinsam, dass sie jung sind, Lust haben, die Welt ein wenig besser zu machen, und dass sie aus allen Winkeln Tschechiens kommen. Oft lernten sie sich während ihrer Studienzeit in Prag kennen, wo sie das gemeinsame Streben verband, sich gesellschaftlich zu engagieren und vor Problemen nicht die Augen zu verschließen. Jahrelang besuchten sie auch regelmäßig ihren Freund Pavel Janšta im südböhmischen Vodňany. Bis sie eines Tages beschlossen, ihre Energie und Freizeit eben dieser Stadt zu widmen. Rund zwanzig Mitzwanziger gründeten im April 2010 die Bürgerinitiative Vodňany žijou.

„Damals war unser Verein, den der derzeitige stellvertretende Bürgermeister von Vodňany, Pavel Janšta, gründete, sehr praglastig. Das änderte sich aber dieses Jahr (2013) im Februar, als Menschen aus Vodňany die Leitung des Vereins übernahmen. Allerdings ist es nach wie vor so, dass die Hälfte der Leute aus Vodňany und die andere Hälfte aus Prag kommt. Jetzt treffen wir uns einmal im Monat und planen, was man machen könnte, natürlich immer unter Berücksichtigung der Finanzen, die wir ausschließlich aus Fördergeldern beziehen“, erklärt die Vereinsvorsitzende Michaela Lencová.

© Vodňany žijou.

re:vodňany: Im Rahmen des Projekts wurde der Naturpark und das Erholungsgebiet Zátiší renoviert bzw. rekonstruiert, das einige Jahrzehnte nicht gepflegt wurde. © Vodňany žijou.

Für Mitte September plant der Verein beispielsweise einen Swing-Abend in der Synagoge von Vodňany, im November dann die Vernissage für eine Jan-Zrzavý-Ausstellung. Ebenfalls im November soll ein großes Treffen stattfinden, bei dem weitere Mitglieder aufgenommen werden sollen. Den Kern des Vereins bilden derzeit ungefähr sechs Leute, insgesamt gibt es 20 Mitglieder. „Jetzt wenden sich immer mehr junge Menschen aus Vodňany an uns, die etwas machen wollen. Ich bin von Anfang an im Verein, auch wenn ich nicht direkt ein Gründungsmitglied bin. Und ich muss sagen, dass gerade die Mitgliedschaft in diesem Verein mich dazu gebracht hat, an der Karlsuniversität soziale und öffentliche Politik zu studieren. Es war immer so, dass die Mitglieder des Vereins in Vodňany die Kenntnisse und Erfahrungen aus den Fächern nutzen, die sie studiert hatten“, sagt Michaela Lencová.

Bürger, gib acht!

Die Initiative konnte bereits eine Menge Erfolge verbuchen. 2010 informierte man beispielsweise die Bürger von Vodňany über die geplante Sandförderung in der Umgebung der Stadt. Der zwischen der Stadt und der Fördergesellschaft abgeschlossene Vertrag war in den Augen des Vereins für die Stadt unvorteilhaft. Deshalb starteten die Mitglieder von Vodňany žijou eine Aufklärungskampagne, veranstalteten ein Happening, konsultierten Fachleute und überprüften die Verträge. Eine Ausweitung der Förderung wurde von der Stadt schließlich abgelehnt.

Als ein weiterer Erfolg der Bürgerinitiative kann die Gefühlskarte der Aphrodite Vodňanská angesehen werden. Dabei sollten die Stadtbewohner mit Hilfe von14 Blinden Stadtkarten ihr Verhältnis zu Vodňany ausdrücken. An die betreffenden Stellen in den Karten klebten sie farbige Schildchen, die zeigen sollten, ob die Menschen zu dem konkreten Ort Sympathie oder Antipathie empfinden. Als Ergebnis dieser umfangreichen Untersuchung stellte sich dann heraus, dass die Menschen vor allem das verwahrloste Schwimmbad Škorna stört. Diese Erkenntnisse wurden von Architekten in einem Workshop verwendet und dienten gleichzeitig als eine Grundlage für die strategischen Planungen der Stadt.

© Vodňany žijou.

re:vodňany: Im Rahmen des Projekts wurde der Naturpark und das Erholungsgebiet Zátiší renoviert bzw. rekonstruiert, das einige Jahrzehnte nicht gepflegt wurde. © Vodňany žijou.

Vor allem Transparenz

Die bisher letzte Aktion, an der sich der Verein beteiligte, war das Projekt re:vodňany 2012. In dessen Rahmen fertigten junge Architekten eine Land-Art-Installation aus Holz im Areal des städtischen Waldparks. Das Projekt war so erfolgreich, dass die Autoren einen der Hauptpreise des Architektur-Grand-Prix gewannen. Aber auch die Stadtbewohner waren vom Ergebnis angetan. Vodňany žijou veranstalteten auch ein gleichnamiges Festival, dieses hatte jedoch mit finanziellen Problemen zu kämpfen.

Dem Verein schlägt aber auch Kritik entgegen. Nicht alle Bürger sind nämlich von seiner Unparteilichkeit überzeugt. „Manchen waren wir gleich von Beginn an ein Dorn im Auge, als es parallel zu uns auch die politische Gruppierung Vodňany pro změnu (Vodňany für Veränderung) gab. Einige Leute aus unserem Verein Vodňany žijou einschließlich des erwähnten Pavel Janšta kandidierten auch für Vodňany pro změnu. Das ist aber normal. Vodňany ist eine kleine Stadt und manchmal sind mehrere Menschen in mehrere Aktivitäten eingebunden. Vorteile haben wir dadurch aber keine, sondern bemühen uns umso mehr um möglichst große Transparenz.

Jan Škoda
Übersetzung: Ivan Dramlitsch

Copyright: jádu / Goethe-Institut Prag
September 2013
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