Blog #5
Gendern auf Tschechisch?! Mein (inter-)kulturelles Projekt
Wie schon in meinem ersten Blogeintrag beschrieben, sollte mein Praktikum eigentlich im letzten Jahr in Sri Lanka stattfinden. So hatte ich in meiner damaligen Bewerbung ein (inter-)kulturelles Projekt zum Thema „Feste und Traditionen in Deutschland“ vorgesehen. Dass es für mich nach Tschechien geht, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Mein Projekt passte nun nicht mehr so gut zu meiner Praktikumsschule. Etwas Neues musste her …
Ich entschied mich schließlich für das aktuelle Thema „Gendern im Deutschen“ und startete in die Projektplanungen. Ich wollte einen Workshop für die Abiturient*innen-Klassen vorbereiten. Da manche Klassen und einzelne Schüler*innen sich auf dem Sprachniveau B1 oder B2 befinden, konnte ich mir das Thema bei ihnen gut vorstellen. Die Lernenden sollten einen Einblick in die verschiedenen Formen des Genderns erhalten und ein Gefühl dafür bekommen, warum es diese Diskussion in Deutschland gibt. Verknüpfen wollte ich die Unterrichtsstunde mit den Themen „Berufe“ und „argumentieren“. Mein Anspruch war es auch, dass die Schüler*innen selbstständig etwas erarbeiten und der Workshop interaktiv wird.
Nachdem ich den Workshop vorbereitet hatte, schrieb ich eine Rundmail an alle Deutschlehrer*innen. Das Projekt stieß auf größeres Interesse, als ich erwartet hatte und so durfte ich das Projekt nicht nur in einigen Abiturklassen vorstellen, sondern auch in anderen Jahrgängen.
Die Durchführung
So gibt es in Tschechien die Besonderheit, dass (fast) alle weiblichen Personen am Nachnamen die Endung ová haben. Frau und Tochter von einem Mann mit Nachnamen Hartl heißen somit Hartlová. Ich wäre hier eine Kroppová und auch alle Lehrer*innen haben diese Endung am Nachnamen. Nun wurde aber im Juni 2021 im tschechischen Parlament darüber abgestimmt, dass Tschechiens Frauen die Endung ová aus ihrem Familiennamen streichen dürfen. Unter den Schüler*innen trifft man dazu auf die verschiedensten Meinungen.
Aus den Ergebnissen aller Klassen gestaltete ich noch ein Plakat. Besonders interessant war es auch für mich zu sehen, wie die Unterrichtsstunde in unterschiedlichen Klassen ablief und wo ich spontan Änderungen vornehmen musste. Auch wenn das Thema „Gendern“ mit Hinblick auf das Lernen einer Sprache und Sprachanfänger*innen komplex und durchaus kritisch zu sehen ist, finde ich es doch wichtig, dass die Schüler*innen damit in Berührung kommen. Denn wenn sie in einem Schulbuch, einer E-Mail oder an anderer Stelle mal darauf stoßen, können sie das Thema besser einordnen und erinnern sich vielleicht an das Projekt zurück.