Johannes Ebert am 27. November 2017
Eröffnung der Konferenz „Mein Weg nach Deutschland – Integration in Alltag und Beruf“

Grußwort von Johannes Ebert anlässlich der Eröffnung der Konferenz „Mein Weg nach Deutschland – Integration in Alltag und Beruf“ in München

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Schreyer, sehr geehrte Frau von Oswald, liebe Gäste, liebe Frau Akyün, liebe Kolleginnen und Kollegen.
 
Ich begrüße Sie alle herzlich zur Konferenz des Goethe-Instituts „Mein Weg nach Deutschland – Integration in Alltag und Beruf“. Ich weiß, dass Sie Alle schon bei der Anmeldung zu dieser Konferenz Position zu Grundsatzfragen der Integration beziehen konnten. Diese werden wir im Verlaufe der Veranstaltung in verschiedenen Diskussionsformaten aufgreifen. Besonders wichtig ist mir, dass mehr als die Hälfte von Ihnen die Frage „Was ist eigentlich gelungene Integration?“ folgendermaßen beantwortet haben: Integration – das sind Kenntnisse der deutschen Sprache. Auch ich denke wie Sie, die Sie heute hier wichtige Akteure der deutschen Integrationslandschaft verkörpern: Sprache ist ein wichtiger Schlüssel, wenn nicht sogar der wichtigste, für die Integration von Zuwandernden. Und Sprachkompetenzen zu entwickeln ist eine der großen und wichtigen Kernaufgaben des Goethe-Institut, denn: Sprache bildet den Zugang für jede und jeden, der eine andere Kultur kennenlernen oder sie verstehen will. Sprache schafft Bildung. Sprache ermöglicht Dialog. Sprache ermöglicht Teilhabe in der Gesellschaft.
 
Das Goethe-Institut entwickelte zahlreiche Programme und Maßnahmen, um über die Vermittlung deutscher Sprachkenntnisse Zuwandernde aktiv zu integrieren. Dies gilt sowohl für den Alltag als auch immer mehr für den Arbeitsmarkt. Durch dieses Knowhow gelingt es, uns auch heute schnell auf veränderte Rahmenbedingungen einzustellen und entsprechende Angebote zu schaffen oder bestehende anzupassen, um neuen Bedarfen gerecht werden zu können. Bestes Beispiel waren die Maßnahmen für Flüchtlinge, die das Goethe-Instituten 2015 in Rekordtempo entwickeln und anbieten konnte (Apps zum Deutschlernen, Sprachführer „Willkommen“).

Das Themenfeld zwischen beruflicher Mobilität und Integration hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und der Bedarf an passenden sprachlichen und informativen Angeboten und Initiativen steigt auch weiterhin, nicht nur aufgrund des vielzitierten Fachkräftemangels und des demographischen Wandels in Deutschland. Folglich ist das Ziel der Integration innerhalb der Spracharbeit des Goethe-Instituts nicht mehr wegzudenken, sowohl vorbereitend in den Heimatländern der Zuwandernden als auch durch die Entwicklung von additiven Angeboten zu denen des Bundes hier in Deutschland. Wichtige Bestandteile in Aktivitäten des gesamten Handlungsfeldes liegen in der Vorintegration, im sogenannten Übergangsmanagement und in der Erstintegration.

Im Bereich der Vorintegration zeigte eine Studie, die wir 2011 in Auftrag gegeben haben, dass Zuwandernde hochmotiviert sind, Sprach- und Landeskundekenntnisse zu erwerben. Dies gilt sowohl für Berufsmigrantinnen und Berufsmigranten als auch für Personen, die über den Ehegattennachzug nach Deutschland kommen. Hierbei geht es jedoch nicht nur um eine ausschließliche sprachliche Vorbereitung, sondern auch um eine Vorentlastung der Migrationserfahrung bis zum Zeitpunkt der Eingliederung in die Systeme der Regelmigration in Deutschland. Ein Schwerpunkt liegt bei diesen Aktivitäten inzwischen auf der Förderung von Berufsmigrantinnen und Berufsmigranten. Weitere Angebote haben das Ziel, den Übergang zwischen vorintegrativen Sprachlern-, Informations- und Beratungsangeboten im Ausland und den Angeboten zur sprachlichen Erstförderung sowie weiteren Integrationsmaßnahmen des Bundes in Deutschland zu optimieren. Die Verantwortung für die Durchführung liegt hierbei bei den Regionen und Auslandsinstituten, wo die konkrete Arbeit stattfindet. Um aber eine gleichbleibende Qualität der vielen projektbezogenen Initiativen zu gewährleisten und neue Projekte zu initiieren, muss eine intensive gebündelte Koordinierung dieser Vorhaben seitens der Fachabteilung in der Zentrale gewährleistet werden.
 
Das Webportal „Mein Weg nach Deutschland“ ist 2012 entwickelt worden, um die Menschen nach den vorintegrativen Angeboten im Heimatland weiter zu unterstützen. Auf dem Webportal integrierte Sprachübungsangebote sollen die im A1-Kurs erworbenen Sprachkenntnisse halten und festigen, solange sich die Zielgruppe noch in den Herkunftsländern befindet und auf das Visum wartet. Informationstexte, die inzwischen in 24 Sprachen vorliegen, informieren über den Alltag in Deutschland und greifen konkrete Fragen der Zielgruppe auf, von „Was mache ich, wenn ich am Wochenende krank werde?“ über „Worauf muss ich achten, wenn ich einen Mietvertrag unterschreibe?“ oder „Wie eröffne ich ein Bankkonto?“. Durch die langjährige Kooperation mit der Online-Beratung „jmd4you“ der Jugendmigrationsdienste findet die Zielgruppe Beratungsmöglichkeiten bei individuellen Fragen und Problemen. Vorintegration, das heißt die bestmögliche Vorbereitung der Menschen auf Deutschland. Aber die eigentliche Integration, die Erstintegration, findet vor Ort in Deutschland statt.
 
Die ursprüngliche Zielgruppe von „Mein Weg nach Deutschland“ ist inzwischen in Deutschland angekommen, hat – hoffentlich auch durch die Angebote des Webportals – in den deutschen Alltag gefunden und möchte jetzt den nächsten Schritt gehen – nämlich sich in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren. Hier zeigt sich eine logische Weiterentwicklung, einerseits in den persönlichen Lebenswegen der Zielgruppe, andererseits aber in der Weiterentwicklung des Webportals „Mein Weg nach Deutschland“. Die „Virtuelle Entdeckungsreise“, anlässlich deren Veröffentlichung auf dem Webportal diese zweitägige Konferenz stattfindet, führt meine bisherigen Ausführungen zusammen. Mit der „Virtuellen Entdeckungsreise“ ist ein Angebot entstanden, das den Bedarf an sprachlichen Übungsangeboten und Informationen zum Eintritt in die Erwerbstätigkeit deckt. Gleichzeitig unterstützt es Migrantinnen und Migranten bei ihrem Weg in den Arbeitsmarkt – unabhängig von Ort und Zeit. Auf die offizielle Präsentation des Angebots durch den zuständigen Projektleiter Martin Pockrandt freue ich mich nun besonders und wünsche uns allen nun eine interessante Konferenz, spannende Beiträge, vor allem auch rege Beteiligung, die Formate lassen dies bereits erkennen, und vor allem auch einen guten und zielführenden Austausch unter- und miteinander!
 
Es gilt das gesprochene Wort.
 

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