Johannes Ebert am 11. Mai 2019
Berliner Theatertreffen

Grußwort von Johannes Ebert zum Empfang des Goethe-Instituts beim Berliner Theatertreffens ins Berlin
 

Lieber Thomas Oberender, liebe Yvonne Büdenhölzer,

vielen Dank für die vertrauensvolle, langjährige Zusammenarbeit mit den Berliner Festspielen beim Theatertreffen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste, Ihnen allen ein herzliches Willkommen im Namen des Goethe-Instituts!
 
Wie der kubanische Theatermacher Carlos Celdran zum Welttheatertrag 2019 formulierte:
„Die Tradition des Theaters ist horizontal. Niemand kann behaupten, dass es irgendeinen privilegierten Mittelpunkt in der Welt gibt, in irgendeiner Stadt, in irgendeinem Gebäude. Das Theater, wie ich es mir zuteilwurde, erstreckt sich auf unsichtbarem Gelände, welches das Leben der Theatermacher und das Theaterhandwerk in derselben vereinenden Geste miteinander vermischt.“
 
Und so ist auch das Theatertreffen 2019 wieder dieses „Gelände“, in dem sich internationale Erfahrungen mischen und austauschen. Am Rande der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen treffen sich nicht nur Theatermacherinnen  und Theatermacher mit Kulturschaffenden aus Deutschland, sondern  Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. In diesem Jahr sind es wieder an die 100 internationale Gäste, die vom Goethe-Institut eingeladen, vermittelt und betreut werden. Klar im Fokus steht hier das große gemeinsame Interesse an internationalen Netzwerken.
 
Vertreten sind dabei wieder die Gäste des Internationalen Forums: Dort reflektieren junge Theatermacherinnen und Theatermacher die Produktionen des Theatertreffens und tauschen sich darüber aus, wie sich unser Theater von ihrem unterscheidet und unter welchen Bedingungen sie jeweils arbeiten. Aus persönlichen Begegnungen entwickeln sich Neugier und Vertrauen, entstehen Kooperationen und künstlerische Freundschaften.
 
Außerdem begrüßen wir die internationalen Gäste des Besucherprogramms der Bundesrepublik Deutschland, eingeladen vom Auswärtigen Amt. Und natürlich die über 30 Kolleginnen und Kollegen der Goethe-Institute aus aller Welt, die zum Seminar im Rahmen des Theatertreffens und in diesem Jahr parallel auch zum Festival Augenblick mal! angereist sind.
 
Für unseren Empfang steht in diesem Jahr das Thema „Theater als kollektives Ereignis“ im Mittelpunkt:
Ab 13:15 Uhr wird Elena Philipp das Gespräch mit Valerie Göhring und Matthias Pees unter dem Titel „Was hat das mit Dionysos zu tun? -Theater als kollektives Ereignis“ führen. Gleichzeitig ist dieses Gespräch eine Einführung zu der anschließenden zehnstündigen Inszenierung „Dionysos Stadt“ der Münchner Kammerspiele. Erlauben Sie mir hierzu einige kurze Gedanken zur Bedeutung der Dionysien:
Bei den Großen Dionysien handelte es sich um eines der größten öffentlichen Polis-Feste Athens, gewidmet Dionysos, dem Gott der Ektase, aber auch dem Gott der Teilhabe. Wenngleich von einem Tyrannen installiert, ist es für das Hier und Jetzt äußerst spannend, sich bewusst zu machen, dass die damalige antike Kulterfahrung zur Herstellung eines politischen Körpers beitrug, indem sich die teilnehmenden Bürger tatsächlich als „Bürger“ definierten. Die Dionysien waren ein Fest, das von Bürgern für Bürger ausgerichtet wurde, auch wenn diesem demokratischen Element ein imperialer Gestus gegenübertrat und sich Athen dabei nicht zuletzt auch als Führungsmacht in einem politischen Bündnis inszenierte.
 
Da für das Goethe-Institut die Stärkung der Zivilgesellschaft eines der wichtigsten Ziele ist, ist es gleichsam von Bedeutung, gedanklich an die Wiege der Zivilgesellschaft zurückzukehren.
 
Liebe Gäste des Theatertreffens und des Goethe-Instituts, in diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns einige dionysische Stunden!
 
Vielen Dank.

Es gilt das gesprochene Wort.
 

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