Johannes Ebert am 12. Juni 2019
60-jähriges Bestehen des Goethe-Institut Brüssel

Grußwort zum 60-jährigen Bestehen des Goethe-Instituts Brüssel

 

Ich heiße Sie alle sehr herzlich willkommen zu unserer Goethe-Geburtstagsparty im „Jeux d’Hiver“.

Gemeinsam feiern wir in guter Stimmung 60 Jahre Goethe-Institut Brüssel in Kombination mit einer musikalischen Reise durch 60 Jahre Musikgeschichte animiert durch unseren DJ Hans Nieswandt aus Köln.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön, dass er den „weiten“ Weg von Köln nach Brüssel auf sich genommen hat!

Besonders freue ich mich, dass Dr. Rudolf Nunn, Institutsleiter von 1971 bis 1978, heute mit uns zusammen das Jubiläum feiert. In den „wilden Siebzigern“ hat er Großartiges geleistet - er hat mit der „Europalia Deutschland“ 1977 den Grundstein für das europäische Engagement des Goethe-Instituts gelegt und mit der Verleihung des allerersten Europalia Literaturpreises an den damals noch relativ unbekannten Lyriker Peter Huchel durch den König der Belgier für sein Institut königliche Weihen in mehrfacher Hinsicht erwirkt.

Ich möchte von ganzem Herzen allen bisherigen wie gegenwärtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Goethe-Instituts Brüssel meinen Dank aussprechen für Ihr wundervolles Wirken.

Danke, dass Sie seit 60 Jahren dafür sorgen, dass Deutschland und Belgien im konstruktiven, kooperativen und dialogischen Austausch stehen.

Danke, dass Sie seit 60 Jahren der „Magie des Augenblicks“, die kulturellem Erleben intrinsisch ist, so viele Räume eröffnen.

Danke, dass Sie seit 60 Jahren Räume gestalten für das Vermitteln fantastischer Facetten unserer deutschen Sprache – und zwar für Klein und Groß.

In der Tat sind 60 Jahre Einsatz für Sprache und Kultur ein großartiger Anlass, mit unseren Freunden, Partnern und Weggefährten in Brüssel zusammenzukommen.

Danke, dass Sie unsere Einladung angenommen haben!

Bei meinen häufigen Besuchen in Brüssel erlebe ich diese quirlige Stadt jedes Mal aufs Neue als einen beglückend weltoffenen Tummelplatz der Sprachen und Kulturen.

Da komme ich eigentlich sowieso immer gleich in Feierstimmung! Ich fühle mich sofort wohl, lausche nach allen Seiten und versuche, möglichst Vieles mit Auge, Ohr, Nase und Herz in mich aufzunehmen. Eine solche Stimmung wünsche ich uns allen für den heutigen Abend!

Unser hiesiges Institut fungiert seit 60 Jahren als anerkannter Kulturbotschafter der Bundesrepublik Deutschland in Belgien, ist Sprachvermittler, Impulsgeber, Bildungsagent, Ermöglicher, Kümmerer, Förderer, angesehener Partner. Wir gestalten Räume für eine vertrauensvolle und wertebasierte Zusammenarbeit und das immer und immer wieder neu mit einer ebenso lustvollen wie angstfreien Bereitschaft, auch ungewohnte und unbequeme Räume für Dialog und Kooperation zu öffnen.

Für mich schafft das Goethe-Institut hier in Belgien Freiräume, die unsere gemeinsame europäische Geschichte und unsere gemeinsame Verantwortung reflektieren, aber auch Rückzugsräume der gemeinsamen Erinnerung und Reflexion, Gestaltungsräume für unsere europäische Zukunft, die über das Binationale hinaus das Europäische mitbedenken, Diskursräume, die die gemeinsamen europäische Werte stärken und Menschen antreiben, diese immer wieder kritisch zu reflektieren, Lernräume, die das Erlernen der deutschen Sprache koppeln an das Erleben von wertschätzendem und weltoffenem Dialog untereinander, Erlebnisräume, die Kultur und Sprache mit allen Sinnen erfahrbar machen, Versammlungsräume, um (für mich einzigartig!) Zivilgesellschaft und europäischer Politik eine Plattform des konstruktiven und kooperativen Austauschs zu bieten.

Wir feiern aber heute nicht allein unsere Institution und alle kulturellen Lebensräume, die sie gestaltet. Wir feiern vor allem die Menschen, die diese Institution prägen. Der heutige Anlass bietet daher auch einen Blick hinter die Kulissen unserer Räume: der brandneue Imagefilm und eine Diaschau mit Archivbildern aus 60 Jahren Goethe-Institut Belgien geben Gelegenheit auf gemeinsam Geleistetes zurückzublicken sowie die „Goethe-Menschen“ kennenzulernen.

Und – last but not least – wir schauen – ganz goetheianisch – auch bereits auf das Kommende. Und nun ist dann doch einmal Zeit für ein unvermeidliches Zitieren unseres Namensgebers, auch wenn es sich nur um den Titel eines seiner Gedichte handelt: „Willkommen und Abschied“. Sie sehen hier das bisherige und das künftige Leistungs- und Leitungsteam des Goethe-Instituts Belgien.

Das bisherige Leitungsteam:
Frau Susanne Höhn, Institutsleiterin sowie Leiterin der Region Südwesteuropa und EU-Beauftragte des Goethe-Instituts von 2015 bis 2019 – demnächst Institutsleiterin des Goethe-Instituts Kairo und Regionalleiterin der Region Nordafrika/Nahost.
Frau Christina Nord, Leiterin Programmarbeit mit regionalem Fachauftrag von 2015 bis 2019 – demnächst Leiterin des Berlinale Forums.
Herr Klaus Brodersen, Stellvertretender Institutsleiter und Leiter Spracharbeit mit Regionalauftrag Südwesteuropa von 2015 bis 2019 – demnächst: Institutsleiter des Goethe-Instituts Algier.

Das künftige Leitungsteam:
Frau Elke Kaschl-Mohni – bisher Institutsleiterin des Goethe-Instituts Kairo und Regionalleiterin der Region Nordafrika/Nahost.
Herr Uwe Rau – bisher Institutsleiter des Goethe-Instituts Toronto.
Frau Alonia Elizalde-König – bisher Referentin für Literatur und Übersetzungsförderung in der Zentrale des Goethe-Instituts in München.

Ich wünsche Ihnen allen einen guten Neustart in Ihrem neuen Wirkungskreis und bedanke mich als Generalsekretär des Goethe-Instituts einerseits, aber auch ganz persönlich andererseits rückblickend und vorausschauend für ihre großartige Arbeit und Ihren unermüdlichen Einsatz.

Frau Höhn, Frau Nord, Herr Brodersen – sie verlassen Belgien, aber Sie nehmen auch Vieles mit, was dieses Land Ihnen geschenkt hat. Was Sie aus Belgien mitnehmen in ihren neuen Wirkungskreis sind ganz sicher prägende persönliche Verbindungen und das bleibende Interesse an dieser ihrer Heimat auf Zeit: Viel ‚Belgisches‘ wird – so bin ich mir sicher – über fachliche und räumliche Grenzen hinweg in Ihnen fort- und weiterwirken. Auf Vieles können Sie immer wieder zu Ihrer beruflichen wie zum persönlichen Weiterentwicklung zurückgreifen. Sie nehmen aber auch eine Haltung mit: einen charmanten Belgiencocktail aus ein bisschen Surrealismus, gewürzt ‚avec une ‚certaine‘ Nonchalance, einen verstärktem Drang zum Kompromiss, einem Faible für exzellentes Essen, eine gallo-flämische schalkhafte Debattierlust und sicher einen Hauch jenes singenden Windes und feinen Sandes, wie es Jacques Brel in seinem Chanson „Le Plat Pays“ schildert. Ausstrahlen auf Ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger wird die politisch-strategische Positionierung des Goethe-Instituts Belgien gegenüber den europäischen Institutionen.

Das Institut hat sich unter Ihrer SchirmFRAUschaft als Europabeauftragte des Goethe-Instituts, liebe Frau Höhn, in den letzten fünf Jahren zu DEM Think Tank für eine künftige Verortung der Kultur im Europäischen Einigungswerk und in den Außenbeziehungen der Europäischen Union entwickelt. Fortwirken wird der unermüdliche Einsatz für Sprach- und Kulturaustausch auf Topniveau, den Sie alle drei - flankiert von einem kreativen und fantasievollen Team – in den letzten fünf Jahren für das Goethe-Institut geleistet haben: „dank u wel“ – „merci mille fois“!

Wenn man, meine sehr verehrten Damen und Herren, - wie ich – erlebt hat, wie unser Brüsseler Leitungsteam das Institut in den letzten fünf Jahren mit Verve und Elan vorangebracht hat, so muss ich sagen: „Chapeau“.

„Abschied und Willkommen“ – BE-Nostalgie und BE-Spannung:

Frau Kaschl-Mohni, Herr Rau, Frau Elizalde-König, diesen „Chapeau“, den möchte ich Ihnen symbolisch anstelle des üblichen Staffelstabes weitergeben und Ihnen für Ihren neuen Wirkungskreis in Belgien alles erdenklich Gute wünschen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Das gesamte Team des Goethe-Instituts Belgien und ich wünschen Ihnen einen wunderbaren Abend!

Es gilt das gesprochene Wort.
 

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