Johannes Ebert am 13. November 2020
Amtsübergabe der Präsidentschaft des Goethe-Instituts

Rede von Johannes Ebert anlässlich des Wechsels im Präsidentenamt

Sehr geehrte Frau Staatsministerin, liebe Michelle Müntefering, liebe Frau Prof. Dr. Lentz, lieber Herr Prof. Dr. Lehmann, sehr geehrte Abgeordnete des deutschen Bundestages, lieber Thomas Stumpp Vertreter der Arbeitnehmer, liebe Gäste und Freunde des Goethe-Instituts, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wir alle haben uns die Amtsübergabe der Präsidentschaft des Goethe-Instituts ein wenig anders vorgestellt. Zumindest gilt das für den Kaufmännischen Direktor des Goethe-Instituts Rainer Pollack und mich – in unser beider Namen spreche ich heute. Wir hatten eine rauschende Feier in den Münchner Kammerspielen geplant mit Persönlichkeiten aus Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, ein Fest mit regem Austausch bei Kaffee und Sekt. Und natürlich eine Begegnung zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und dem scheidenden Präsidenten und der neuen Präsidentin.

Es ist anders gekommen. Warum, ist allen bekannt. Nun bin ich schon damit zufrieden, dass ich hier, in der Bibliothek des Goethe-Instituts, zumindest die beiden Ehrengäste des heutigen Tages in persona vor mir habe: Carola Lentz, die zukünftige Präsidentin des Goethe-Instituts, und Klaus-Dieter Lehmann, den scheidenden Präsidenten. Die digitale Variante gibt uns jetzt die Möglichkeit, auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der ganzen Welt live zuzuschalten.

„Das schönste Ehrenamt der Welt“ – so hat Jutta Limbach einmal die Präsidentschaft des Goethe-Instituts bezeichnet. Natürlich, es gibt – zumindest in normalen Zeiten – lehrreiche Reisen zwischen Madrid und Myanmar, Peking und Porto Alegre. Das Präsidentenamt hält bereichernde Begegnungen mit Künstlern, Intellektuellen, Politikerinnen und dem globalen Publikum bereit. Und natürlich mit unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der ganzen Welt.

Darüber hinaus liegt jedoch die eigentliche Schönheit des Amtes – zumindest habe ich das bei allen Präsidentinnen und Präsidenten so wahrgenommen – in der Chance, Verantwortung zu übernehmen: Verantwortung für das Goethe-Institut, eine der größten und im Ausland einflussreichsten Kultur- und Bildungseinrichtungen Deutschlands - mit heute 157 Außenstellen und über 3800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese Verantwortung, die der Präsident oder die Präsidentin im Konzert mit der Mitgliederversammlung, dem Präsidium, dem Vorstand und der Mitarbeiterschaft übernimmt, macht die wahre Schönheit dieses Amtes aus.

Ein Teil dieser Verantwortung liegt in der Repräsentation: Das Goethe-Institut in der Öffentlichkeit, in Kultur, Gesellschaft und Politik zu repräsentieren. Und zwar so zu repräsentieren, dass die sinn- und friedensstiftende Rolle des Goethe-Instituts als unabhängiger Kulturmittler unseres Landes in der Welt deutlich wird. So zu repräsentieren, dass das Goethe-Institut als zukunftsweisender Akteur der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik anerkannt und gefördert wird.

Der zweite Teil dieser Verantwortung liegt im Vorsitz des Präsidiums, des Aufsichtsorgans des Goethe-Instituts. Hier gilt es, die Pläne, Programme und Strategien, die der Vorstand mit der Mitarbeiterschaft ausarbeitet und vorantreibt, zu begleiten, zu unterstützen und manchmal auch kritisch zu hinterfragen.

Der dritte Teil dieser Verantwortung ist die Wirkung in die Institution hinein. Die Präsidentin oder der Präsident steht nach Innen für unser Institut, für unsere Haltung und für unsere Vision.

Das Goethe-Institut hat sich gerade in den vergangenen 15 Jahren umfassend modernisiert und verändert. Es hat sich strukturell neu aufgestellt. Es hat Antworten auf Krisen erarbeitet und ist wichtige Zukunftsthemen angegangen. Ich nenne nur Begriffe wie Europäisierung, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, die Verbindung von Innen und Außen, Diversität, Migration und vieles mehr. Und es hat dabei eine hohe Bereitschaft und Fähigkeit zur Veränderung und Weiterentwicklung gezeigt. Ich bin gerade in der COVIDZeit, die uns vor große und unerwartete Herausforderungen stellt, sehr beeindruckt von der Leistungsfähigkeit und Innovationskraft unserer Institution. Veränderungsprozesse werden auch in Zukunft unsere Arbeit stark bestimmen. Denn in dem Tempo, in dem sich die Welt verändert, muss auch das Goethe-Institut agieren, reagieren und neue Weichen stellen.

Lieber Herr Lehmann,
da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Ich fange mal bei einem Foto an von einer Reise nach Kuba. In der Mitte ein riesiger alter amerikanischer Straßenkreuzer. Auf der einen Seite eine strahlende Frau Lehmann, auf der anderen Seite Klaus Dieter Lehmann in Jeans, die fremde Umgebung sichtlich genießend, offen um nicht zu sagen lässig. Ein anderes Foto: Klaus Dieter Lehmann - im Frack, hochoffiziell, ernst – macht als Mitglied des Premium Imperiale dem japanischen Kaiserpaar seine Aufwartung. Zwischen diesen Fotos liegen unzählige Facetten einer Persönlichkeit, die das kulturelle Leben der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren nachhaltig geprägt hat.

Sie waren und sind in Ihren Ämtern und als Kulturpolitiker weithin anerkannt und in außerordentlichem Maße geschätzt. Sie haben die Verantwortung als Präsident des Goethe-Instituts in vollem Umfang angenommen und erfüllt. Sie sind ein nahbarer Präsident gewesen, offen für alle innerhalb und außerhalb des Goethe-Instituts. Ein begnadeter Kommunikator, freundlich und doch umsetzungsstark.

Ich möchte an dieser Stelle aber auch ganz ausdrücklich Ihrer Frau danken, die Sie auf allen Stationen Ihres Weges begleitet hat. Vielen Dank, liebe Frau Lehmann.

Ich möchte gar nicht viel mehr dazu sagen, denn Ihr Wirken wird hier in anderer Form beleuchtet: Als wir überlegt haben, was wir Ihnen zum Abschied schenken sollen, kamen die üblichen Ideen: Festschrift und so weiter. Als ich dann mit unserer Vizepräsidentin Christina von Braun dazu telefonierte, hatte Frau von Braun einen viel besseren Einfall: Warum machen wir nicht einen Film? Ich war begeistert und rief beim Kollegen Peter Limbourg an, dem Intendanten der Deutschen Welle. Wir waren uns gleich einig: ein gemeinsamer Film über 30 Jahre kulturelle Entwicklung der Bundesrepublik am Beispiel des Wirkens von Klaus-Dieter Lehmann sollte es werden. Der Film „Lehmann – der letzte Kulturdiplomat“ wird bei diesem Festakt in verkürzter Form Premiere haben. Mein Dank geht an Peter Limbourg, die Autoren Rainer Traube und Willie Schumann und die Teams von Deutscher Welle und Goethe-Institut.

Wir dachten dann aber, dass es so ganz ohne Publikation auch nicht geht. Gemeinsam mit Olaf Zimmermann, dem Geschäftsführer des deutschen Kulturrates und Herausgeber der Zeitung „Politik und Kultur“, haben wir deshalb die Stationen der Auswärtigen Kulturpolitik in den letzten zehn Jahren beleuchtet. Und zwar anhand von Artikeln von Ihnen und von wichtigen Weggefährtinnen und Weggefährten. Mein herzlicher Dank geht an Olaf Zimmermann und an unsere Teams, die die Umsetzung ermöglicht haben. Wenn Sie den Band mit dem einprägsamen Titel „AKBP“ durchblättern, werden Sie sich an die eine oder andere Debatte erinnern.

Lieber Herr Lehmann,
wir haben mehr als acht Jahre eng zusammengearbeitet. Deshalb vielleicht auch einige persönliche Worte. Ich glaube, wir haben unsere Rollen als Präsident und Vorstand des Goethe-Instituts in diesen Jahren sehr engagiert, erfolgreich und in großem gegenseitigem Vertrauen ausgefüllt. Wir haben Krisen überwunden und neue Weichen gestellt. Auch wenn es – selten genug – Meinungsverschiedenheiten gab, haben wir diese offen besprochen und ausgeräumt. Ich habe viel von Ihnen gelernt und wusste immer, dass sich der Vorstand auf Sie verlassen kann. Dafür und auch für die persönliche Nähe und das Vertrauen möchte ich mich herzlich bedanken.

Und ich möchte mich auch im Namen von Rainer Pollack und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der ganzen Welt ganz herzlich dafür bedanken, dass Sie das Präsidentenamt so vollständig und verantwortungsvoll ausgefüllt haben.

Wir wünschen Ihnen viel Glück, Gesundheit und Kraft bei den vielen Dingen, die Sie jetzt vorhaben.

Liebe Frau Lentz,
ich möchte Sie im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Ihrem neuen Amt als Präsidentin des Goethe-Instituts ganz herzlich beglückwünschen. Wir sind sehr froh und dankbar, dass Sie sich dazu bereit erklärt haben, diese für uns so wichtige Funktion zu übernehmen. Gerade auch, weil die Umstände, unter denen Sie in der kommenden Woche Ihr Amt auch ganz formal antreten werden, andere, schwierigere sind als im vergangenen Sommer, als das Präsidium Sie einstimmig gewählt hat. Dazu gehören Mut und Zuversicht. Ich freue mich: Denn ich habe Sie in den Gesprächen, die wir in den vergangenen Monaten geführt haben, als mutige und zuversichtliche Person kennengelernt.

Sie sind nach Jutta Limbach die zweite Präsidentin an der Spitze der Institution und ich finde, das ist ein wichtiges Signal, das wir damit aussenden. Sie sind die erste Präsidentin, die selbst lange im Ausland gearbeitet hat: Als Ethnologin im Rahmen ihrer Forschungsprojekte unter anderem in Afrika und Südamerika. Gerade in Zeiten, wo sich die Welt zu einem multipolaren Gebilde hin entwickelt, wo wir noch besser und genauer zuhören müssen, um zu verstehen und gemeinsame Antworten zu erarbeiten, ist das eine wichtige Stärke für die internationale Arbeit des Goethe-Instituts. Sie sind eine hervorragende Wissenschaftlerin, neben vielen anderen Funktionen waren Sie zuletzt Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie und Vizepräsidentin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Die Klaviatur der Gremienarbeit – eine wichtige präsidiale Funktion – ist Ihnen aus diesen und anderen Kontexten gut vertraut. Ich freue mich in diesem Zusammenhang, dass Sie jetzt in den Stiftungsbeirat der Kulturstiftung des Bundes berufen wurden. Sie bringen ein breites wissenschaftliches Netzwerk in unsere Institution ein. Das wird uns inhaltlich bereichern und weiterführen.

Wir hatten in den vergangenen Monaten zahlreiche Begegnungen und Gespräche über das Goethe-Institut. Ich habe dabei Ihre tiefen Kenntnisse in Wissenschaft und Kultur, die weit über Ihr eigenes Fachgebiet hinausgehen, Ihre Wissbegierde, Ihre Offenheit, Ihren Tatendrang und Ihre Bereitschaft im Team zu spielen, kennen und schätzen gelernt.

Liebe Frau Lentz,
Ich freue mich auf unsere zukünftige Zusammenarbeit und wünsche Ihnen viel Kraft, Mut und vor allem eine glückliche Hand als neue Präsidentin des Goethe-Instituts.

Vielen Dank!
 

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