Johannes Ebert am 21. Februar 2022 in Sarajevo
Eröffnung des neuen Gebäudes des Goethe-Instituts Sarajevo

Grußwort von Johannes Ebert bei der Eröffnung des neuen Gebäudes des Goethe-Instituts Sarajevo am 21. Februar 2022 in Sarajevo

Sehr geehrter Herr Kulturminister Avdić, sehr geehrte Frau Bildungsministerin Hota-Muminović, sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Karić, sehr geehrte Frau Botschafterin Uebber, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste.

Die politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und natürlich kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Bosnien und Herzegowina reichen weit in die Vergangenheit zurück. Sie sind von der wechselvollen Geschichte unserer beiden Länder geprägt. Getragen von der Idee des Dialogs wirkt das Goethe-Institut in Bosnien und Herzegowina seit nunmehr 22 Jahren an Projekten für eine länderübergreifende Begegnung und Vernetzung. Es begleitet Prozesse für eine starke Anbindung und Annäherung an die Europäische Union, indem es sich unter anderem aktiv an Ausschreibungen und EU-geförderten Projekte beteiligt. Themenschwerpunkten sind dabei die „Stärkung von Bildungschancen“, die „Stärkung kultureller und zivilgesellschaftlicher Akteure“ die „Unterstützung von Mobilität“ sowie die „Förderung von Nachhaltigkeit“.Das Goethe-Institut ist offen für die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und den öffentlichen Institutionen – dieser Aspekt ist uns besonders wichtig. Ein klarer Fokus liegt dabei vor allem auf der Verbesserung von Perspektiven für junge Menschen in Bosnien und Herzegowina und in der ganzen Westbalkan-Region.

Insgesamt stellen wir fest, dass zurecht in vielen Aspekten eine hohe Erwartungshaltung aller Westbalkanstaaten bezüglich einer  deutschen Unterstützung besteht. Diesen Erwartungen möchte das Goethe-Institut mit seinen Handlungsfeldern der Kultur, Sprache, Bildung und Vernetzung mit einer klaren Agenda gerecht werden und verstärkt mit diesem schönen und neuen Institutsgebäude seine Präsenz in Sarajevo.

Ich freue mich sehr, zur Eröffnung des neuen Hauses hier sein zu können und die Strahlkraft des neuen Gebäudes in die Stadt, das Land und die Region selbst erleben zu dürfen. 2020 wurde eine Vereinbarung mit einem privaten Bauherrn über eine Anpassung der Baupläne eines 5-geschossigen Geschäfts- und Wohnhauses für das Goethe-Institut mit Lage im Geschäfts- und Regierungsbezirk Centar getroffen.

Seitdem ist viel passiert: Ein Gestaltungskonzept des dänischen Architekturbüros Schmidt Hammer Lassen wurde umgesetzt für die Bibliothek als Ort der Begegnung, des Lernens und des kulturellen Austausches. Im September 2021 konnte dann der Umzug des Goethe-Instituts in diesen angemieteten Neubau erfolgen. Das Institut verfügt jetzt über einen multifunktionalen Veranstaltungsraum und das nachhaltig bewirtschaftete Café Goethe by Kawa im Erdgeschoss, das heute eröffnet und vegetarische Speisen, leckeren Kaffee und gesunde Getränke anbieten wird, während auf den oberen beiden Etagen die Klassenräume, das Lehrerzimmer und die Büroräume untergebracht sind.

Besonders hervorheben möchte ich außerdem das Media&Art Lab, das sich im Untergeschoss befindet, und das im Sinne einer Black Box als Multimedia-Studio und für Ausstellungen genutzt werden wird. Hier werden künftig Fotos, Filme, Nachrichten entstehen und schon heute können sie dort einen Teil der aktuellen Ausstellung sehen.

Unterstützung bei der Möblierung der Büroflächen, der Terrassengestaltung und der Begrünung der Bibliothek kam vom Münchner Bau- und Projektentwicklungsbüro SBP.

Hier möchte ich Carolin Döpfer und ihrer Kollegin Karina Rinas von SBP danken, die auch die Innengestaltung der Zentrale des Goethe-Instituts in München bereits eng begleitet hatten. Ebenso danke ich vielmals dem früheren Institutsleiter Martin Schumacher, der diese Neuunterbringung für das Goethe-Institut in Sarajevo gefunden und mit großem Enthusiasmus bis zum März begleitet hat. Mein Dank gilt selbstverständlich auch der Stadt Sarajevo und der Gemeinde Centar und natürlich meinen Kolleginnen und Kollegen hier vor Ort. Das Motto für die Eröffnung des neuen Hauses des Goethe-Instituts in Sarajevo heißt: "offen. innovativ. grün." – aus meiner Sicht ist Ihnen dies hier bestens gelungen!

Heute wird anlässlich der Eröffnung des neuen Gebäudes auch die Installation  "Die Verschwindende Wand"  am Veliki Park, hier gleich gegenüber, eröffnet. Die 6000 Holzklötzchen, die in der Konstruktion aus Plexiglas stecken, tragen Zitate deutscher und bosnisch-herzegowinischer Dichterinnen und Denker.Für die Verschwindende Wand hat das Goethe-Institut bis Mitte Januar nach denk- und erinnerungswürdigen Aussagen von Schriftstellern und Philosophen, Rock- und Popmusikern aus Deutschland und Bosnien und Herzegowina gesucht: eine Gedichtzeile von Johann Wolfgang von Goethe oder Ivo Andrić, ein Gedanke von Hannah Arendt oder Meša Selimović, ein Satz von Ingo Schulze oder Dževad Karahasan, den ich hiermit auch herzlich unter uns begrüßen möchte.
Es wurden je 100 Zitate aus der Hoch- und Popkultur Deutschlands und Bosnien und Herzegowinas in die jeweils andere Sprache übersetzt.

Die Gäste der Eröffnungsfeier und natürlich Passantinnen und Passanten können die Zitatklötzchen aus einem Plexiglasgitter herauszuziehen, lesen und zur Erinnerung mitnehmen. So wird die für „Grenzen“ zwischen Ländern und Kulturen stehende hölzerne Mauer nach und nach durchlässig bis sie schließlich ganz verschwindet.

Was bleibt, ist die Überzeugung, dass Kultur Grenzen überwindet und Grenzen in den Köpfen abbaut. Nach der Eröffnung der Verschwindenden Wand steht das neue Haus des Goethe-Instituts allen Besuchern offen und meine Kolleginnen und Kollegen stehen ihnen mit Informations- und Beratungsangeboten zur Verfügung. Als Willkommensgruß gibt es einen kostenlosen Kaffee mit Muffin und bei der großen Eröffnungstombola können sie über tolle 100 Preise gewinnen – darunter einen umweltverträglichen E-Roller.

Am Abend verwandelt das Berliner Künstlerkollektiv LiCHTPiRATEN den Neubau mit ihrer Licht-Sound-Installation „Grenzenlos“ in ein Symbol für „grenzenlose“ Verständigung. Anschließend laden bosnisch-herzegowinische DJs aus dem Berliner Musikprojekt UNITED WE STREAM BALKAN in der Garage zur Eröffnungsparty mit Cocktails und Berliner Curry-Wurst ein.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei unserem großen Eröffnungsprogramm an diesem besonderen Tag – dem 22.2.22- und gratuliere dem Institut zum 22. Geburtstag und beglückwünsche meine Kolleginnen und Kollegen zum Umzug in dieses schöne neue Haus.

Vielen Dank.

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