26. Februar 2015
Eröffnung „Wissenschaftsfilmfestival“ im Deutschen Museum München

Rede von Klaus-Dieter Lehmann zur Eröffnung des „Wissenschaftsfilmfestivals“
 
 

Sehr geehrter Herr Prof. Heckl, sehr geehrte Frau Dr. Pornpun, sehr geehrter Herr Söllheim, sehr geehrter Herr Rabe, sehr geehrte Damen und Herren,
 
es freut mich, das zehnjährige Jubiläum des Wissenschaftsfilmfestivals heute Abend an diesem besonderen Ort persönlich eröffnen zu können. Mein Dank gilt Herrn Prof. Heckl für diese Kooperation mit dem Deutschen Museum. Ich habe gehört, dass das heutige Nachmittagsprogramm mit Bühnenshows der zwei beliebten Kinderwissenschafts-Sendungen „Löwenzahn“ und „Sendung mit der Maus“ als erster Auftritt des Wissenschaftsfilmfestivals in Deutschland für Schulen aus dem Umkreis ein voller Erfolg war.  
 
Das ganze Projekt ist eine Erfolgsgeschichte des Goethe-Instituts im Bereich Bildung und Film. Initiiert wurde es 2005 in Bangkok als lokale Kooperation zwischen dem Goethe-Institut Thailand und dem „Institute for the Promotion of Teaching Science and Technology“ (IPST), einem Zweig des thailändischen Bildungsministeriums. Es freut mich ganz besonders, heute die Präsidentin dieses Instituts, Frau Dr. Pornpun, hier in München begrüßen zu dürfen und mich persönlich für dieses Jahrzehnt der guten Zusammenarbeit bedanken zu können. Die Besucherzahl des Festivals ist von knapp 5.000 im Jahr 2005 zu einer Reichweite von einer halben Million Schüler und Studenten in 13 Ländern gewachsen. Thailand macht dabei sage und schreibe die Hälfte des Publikums aus. Das ist wirklich beachtlich – und  nur durch die wirksame Vernetzung im Land mit Partnern wie dem IPST möglich.
 
Das thailändische Modell hat sich seit 2009 jedes Jahr weiter in Südostasien verbreitet und auch in anderen Ländern bewährt: Zuerst in Kambodscha, aber mittlerweile findet das Festival in insgesamt acht Länder der Region statt. Dort steigen nun auch die Besucherzahlen durch die immer engere Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und Ministerien, die von der Methodik des Festivals überzeugt sind: Nämlich Kinder und Jugendliche durch eine unterhaltsame Verknüpfung von Film- und Fernsehinhalten aus aller Welt und praktischen Lernaktivitäten für die Wissenschaft zu interessieren. Auf den Philippinen erreichte das Festival letztes Jahr als erstes Land außerhalb Thailands über 100.000 Besucher.  Ein Meilensteil – und der Beweis, dass effektive lokale Partnerstrukturen der Schlüssel zum Erfolg sind. Das Modell Thailand ist also übertragbar auf andere Länder und sogar andere Regionen.

Seit 2013 beteiligen sich auch weitere Weltregionen am Wissenschaftsfilm-festival, das nun in sechs weiteren Ländern in Nordafrika und im Nahen Osten stattfindet. Auch in diesem neuen kulturellen Umfeld  stößt das Projekt auf großes Interesse von Partnern vor Ort. Und auch die Reichweite ist im zweiten Jahr bereits noch größer – Tendenz steigend. Ziel ist es, die Erfolgsgeschichte in naher Zukunft auch in Ländern fortzusetzen, in denen bei jungen Menschen ein starker Wunsch nach Wissen vorherrscht, adäquate mediale Zugänge jedoch bislang fehlen. In Subsahara- Afrika sollen die Wissensprogramme für Kinder nun auf mobile Endgeräte adaptiert werden. Sie sehen, das Science Film Festival bietet viel Potential für die Zukunft!
 
Worin liegt der Schlüssel zum Erfolg? Die lokalen Partnerstrukturen habe ich bereits angesprochen. Eine besondere Stärke des Projektes ist darüber hinaus, dass es immer wieder eine Balance findet zwischen der Flexibilität, sich an lokale Bedingungen anzupassen, zugleich aber eine klare Identität als transregionales „Science Film Festival“ zu wahren. Das passt zu den Ansätzen des Goethe-Instituts. Das Festival erkennt Kultur, Bildung und Zugang zu Wissen als universale Menschrechte an und setzt sich für diese ein. Nicht durch den Import von Inhalten, sondern durch den Dialog und die gemeinsame Gestaltung mit lokalen Akteuren. Nur so können internationale Inhalte in einem bestimmten kulturellen Umfeld sinnvoll eingesetzt werden, um junge Menschen in einer globalen Wissensgesellschaft zu befähigen. Frei nach der Maxime: „Global denken, lokal handeln“.
 
Dem schließen sich auch unserer Partner aus der Wirtschaft  an, die den Wert und die Erfolge des Projektes als Teil ihrer unternehmerische Gesellschaftsverantwortung begreifen. Die Firma Siemens unterstützt die Initiative in Malaysia, Indonesien und Thailand seit mehreren Jahren. Seit 2014 ist Daimler Mercedes-Benz internationaler Hauptsponsor des Wissenschaftsfilmfestivals und als Schlüsselpartner in allen beteiligen Ländern mit dabei. Mein herzlicher Dank an Herrn Söllheim, der heute ebenfalls anwesend ist, für sein persönliches Engagement. Ich hoffe, die Partnerschaften vertieften sich über die kommenden Jahre noch weiter, verbunden mit der Ausweiterung des Festivals in neue Weltregionen.
 
Das Festival zeigt, wie wichtig Bildung für die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen und damit auch für die Zukunftsfähigkeit von Gesellschaften ist. Und eines ist mir dabei besonders wichtig: Bildung erwirbt man nicht nur im Klassenzimmer sondern auch durch andere Vermittlungsformen, auch durch die Eigeninitiative, durch nicht formalisierte Lernformen, durch spielerischen Umgang usw.
 
Mein “Lieblingsbeispiel” ist das TV-Wissensmagazin für Kinder „I Got It!”, die Erweiterung und logische Fortführung des Wissenschaftsfilmfestivals in Südostasien. In neun Ländern (Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, den Philippinen, Thailand und Vietnam) haben die Goethe-Institute zusammen mit staatlichen und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern ein internationales TV-Magazin entwickelt. Die jeweils zehnminütigen Sequenzen haben sich mittlerweile zur beliebten Marke entwickelt und erreichen Millionen Zuschauer pro Jahr. Pro Staffel werden davon ein bis zwei Sequenzen in jedem Land produziert, sodann in die anderen Landessprachen übersetzt und ASEAN-weit ausgestrahlt. Das Neue an diesem Format ist, dass die Protagonisten und Moderatoren Kinder und junge Leute aus Südostasien selbst sind und dass auch die Themen – im Unterschied zu den üblichen internationalen Importen – im unmittelbaren Zusammenhang mit der Erfahrungswelt der Kinder vor Ort stehen. Der Beitrag des Goethe-Instituts zu diesem Projekt ist die Vermittlung von erfahrenen Redakteuren und Redakteurinnen aus dem deutschen Kinderfernsehen, die zusammen mit jungen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der regionalen Fernsehanstalten die Filmproduktionen von der Themenfindung und dem Skript über die Dreharbeiten bis hin zur Postproduktion begleiten. In Workshops wird erarbeitet, wie spannende Themen für eine junge Zielgruppe entdeckt, Texte verfasst und eine geeignete Bildsprache gefunden werden kann, um Kinder auf Wissensthemen neugierig zu machen. Dabei werden Produktionstechniken und Formate entwickelt, die zeigen, dass qualitativ hochwertige Kinderprogramme auch mit kostengünstiger Ausrüstung und kleinen Teams umgesetzt werden können. Erst vor kurzem haben alle lokalen Partner von I Got It! ein MoU unterzeichnet, um 2015 bis 2017 eigenständig die Koproduktion fortzusetzen – ein Vorzeigebeispiel für die Capacity Building-Progamme des Goethe-Instituts.
 
Doch zurück zum Wissenschaftsfestival, ohne das I Got It! nicht möglich gewesen wäre. Was wäre das Wissenschaftsfilmfestival ohne die großartigen Filme und Fernsehbeträge, die jährlich aus 50 Ländern von Filmemachern und Sendern eingereicht werden. Ihre Inhalte bilden natürlich den Kern des Projekts. Dass Filmemacher, Produzenten und Rundfunkanstalten ihre Beiträge – über 270 Einreichungen im vergangenen Jahr – mit solchen Enthusiasmus beisteuern zeigt die Bedeutung, die Bildung und Zugang zu Wissen hat. Nach einem langen Prozess mit diversen Auswahlkriterien prämieren wir heute Abend die Gewinner der sechs Preise des Wissenschaftsfilmfestivals. Die Filme aus Schottland, Kanada, Japan und Deutschland sind ausgezeichnete Beispiele des Wissenschaftsfilms und -fernsehens für Jung und Alt, die letztes Jahr unter den 71 ausgewählten Beiträgen im Rahmen des Festivals gezeigt worden sind. Ich danke den Filmemachern und den Repräsentanten der Filme, die zum Teil einen weiten Weg auf sich genommen haben, um heute Abend dabei zu sein, für ihre großartigen Beitrage und ihre Teilnahme an der heutigen Veranstaltung.
 
Heute Abend zeigen wir auch einen ein eigenes filmisches Resümee des Festivals 2014, um Ihnen einen Eindruck des Wissenschaftsfilmfestivals „in Aktion“ zu geben.
 
Nun wünsche ich Ihnen einen unterhaltsamen Abend und dem Festival weiterhin viel Erfolg. In diesem Jahr dann mit dem Fokus „Licht“, im Internationalen Jahr des Lichts.
 
Es gilt das gesprochene Wort.
 
 

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