Filmvorführung
Filmvorstellung: "Kirschknochen" von Evgenia Gostrer

Filmvorstellung von „Kirschknochen“ (2021) mit anschließendem Filmgespräch mit der Regisseurin und Animationskünstlerin Evgenia Gostrer

Mo., 01.12.2025
18:30 Uhr Goethe-Institut Berlin

In der dritten Veranstaltung unserer Reihe „Film ab!“ beschäftigen wir uns mit dem Animationsfilm „Kirschknochen“ (2021) von Evgenia Gostrer. Der Film wird auf Deutsch mit englischen Untertiteln gezeigt. Im Anschluss an die Filmvorführung steht die Animationskünstlerin für ein Filmgespräch zur Verfügung. Zudem geben wir einen spannenden Einblick in das Making-Of des Kurzfilms!

Zum Film

Der 18-minütige Animationsfilm „Kirschknochen“ von Evgenia Gostrer erzählt aus autobiografischer Perspektive von ihrer Migrationserfahrung als sogenannte "jüdische Kontingentflüchtende" aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland in den 1990er Jahren. Durch eine Kombination aus Knetanimation, Familienarchivaufnahmen und Tonaufnahmen mit ihren Eltern entsteht ein vielschichtiges Porträt über Herkunft, Identität, Sprache und künstlerischen Ausdruck. Der Film reflektiert zugleich die gesellschaftliche Unsichtbarkeit und die ambivalente Wahrnehmung postsowjetisch-jüdischer Migrant:innen in Deutschland. Gostrer verbindet persönliche Erinnerung mit kollektiver Geschichte und nutzt die Kraft der Animation, um ihr Publikum in einen transgenerationellen Dialog mitzunehmen. 

Kommentar der Regisseurin

"Mein Wunsch, den Film „Kirschknochen“ zu machen, war anfangs sehr persönlich – ich wollte meinen Eltern „Danke“ sagen. Vor allem dafür, dass ich das machen darf, was ich mache. Außerdem wollte ich für alle Entbehrungen danken, die sie dafür auf sich nehmen mussten. Indem ich die Form des Films wählte, und somit eine Auswertung vor einem Publikum, wurde aus einer persönlichen Äußerung eine öffentliche. Und damit ging die Erkenntnis einher, dass diese öffentliche Offenbarung notwendig ist, um die unsichtbare Generation, und somit einen Teil der Geschichte Deutschlands, sichtbar zu machen und gleichzeitig alle damit verbundenen transgenerationellen Zusammenhänge, die universell sind.

Was die Animationskunst für mich an dieser Stelle schafft – zumindest so meine Hoffnung –, ist im wahrsten Sinne eine Sichtbarmachung der Brüche, die sich den stereotypen, dominierenden Deutungsmöglichkeiten entzieht. Das Heranzoomen auf eine mikroskopisch kleine Einheit soll das Publikum so nah heranlassen, dass es kein Entkommen gibt. Die absolute Offenheit wirkt entwaffnend. Die Bilder aus der Kindheit, die assoziative Musik und die echten Stimmen können Herzen öffnen und auf einer Ebene verbinden, die sich nicht in Worte zu fassen vermag. Und auf diese Weise wird es möglich, eine Geschichte zu erzählen, die ihren Widerhall in jedem:r Zuschauer:in finden kann."
 

Zur Regisseurin

Geboren in Russland und im Alter von 15 Jahren nach Deutschland ausgewandert, hat Evgenia Gostrer einen Hintergrund im Grafikdesign und arbeitete früher für Designagenturen in München. Heute ist sie eine Animationskünstlerin, die mit analogen Techniken arbeitet. Sie absolvierte einen einen Master in Animation an der Hochschule für Kunst und Design in Kassel und einen Doktor an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Ihre animierten Kurzfilme wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt und mit Preisen ausgezeichnet.  Darüber hinaus ist sie nicht nur Mitglied des Kollektivs Sticky Frames, sondern auch Mitkuratorin des Festival of Animation Berlin und war bereits Mitglied verschiedener Filmfestivaljurys. In ihrer Forschung sucht sie nach narrativen und nicht-narrativen Möglichkeiten, das Menschsein emotional und abstrakt darzustellen. Zudem untersucht sie die Potenziale und Grenzen dokumentarischer Formate. 

Filmografie
2021 Kirschknochen
2018 Holland
2016 Frankfurter Str. 99a
2011 Im Rahmen
2009 Waves of Time

Technische Informationen

Titel: Kirschknochen
Sprache: Deutsch (mit englischen Untertiteln)
Produktionsland: Deutschland
Dauer: 17.35 Minuten
Genre: Dokumentarfilm / Animationsfilm aus Knete