Integriertes Sprachenlernen (CLIL)
FRÜHES FREMDSPRACHENLERNEN: GRUNDSCHULE

Der Kontakt zu einer Fremdsprache kann um ein Vielfaches erhöht werden, wenn sie zusätzlich als Unterrichtssprache im Sachfachunterricht verwendet wird. Bekanntermaßen hängt der Sprachlernerfolg stark mit der Dauer und der Intensität der Beschäftigung mit der Fremdsprache zusammen. Daher sprechen sich sowohl Vertreter des frühen Fremdsprachenlernens wie auch des Sachfachunterrichts, für die stärkere Integration der Fremdsprache in die Lebenswelt der Kinder aus. Dies betrifft auch den Unterricht in den anderen Lernbereichen, wie den Sachfächern, in Kunst, Musik und Sport.
 
Integrierter Sprachunterricht (CLIL)
In ihrem Aktionsplan 2004–2006 zur Förderung des Sprachenlernens bekundet die Europäische Kommission den Willen zur Förderung des integrierten Lernens von Inhalten und Sprache (CLIL), „da CLIL einen wichtigen Beitrag zu den Sprachlernzielen der Union leisten kann“. Der Integrierte Sprachunterricht oder CLIL (Content and Language Integrated Learning) wird von der Europäischen Kommission auch schon für ganz junge Lernende empfohlen.

Aktuell wächst der Anteil des Fremdsprachenunterrichts an Grundschulen in Deutschland; so gibt es immer mehr Projekte mit mehr als drei Wochenstunden. Dies sind vor allem Projekte, in denen der Englischunterricht um fremdsprachliche Module im Sachunterricht erweitert wird, bis hin zu Immersionsklassen, in denen die englische Sprache zu über 50 % Unterrichtssprache in allen Fächern ist.

Nach einer Recherche des Vereins für Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen e.V. (FMKS) gab es 2014 in Deutschland 287 zweisprachige Grundschulen, an denen mindestens ein Sachfach in einer anderen Sprache als dem Deutschen unterrichtet wird. Die häufigsten der insgesamt 17 verschiedenen Sprachen an solchen bilingualen Grundschulen in Deutschland sind Englisch (44 %) und Französisch (13 %), gefolgt von Dänisch (13 %), Sorbisch (6 %), Italienisch (5 %), Griechisch (4 %), Spanisch (3 %), Japanisch und Russisch (je 2 %), Türkisch und Niederländisch (je 1 %). 2 % der Grundschulen bieten sogar zwei Fremdsprachen als Unterrichtssprachen an.

Der Sachfachunterricht bietet viele Möglichkeiten, dem Bedürfnis der Kinder nach praktischem Tun zu entsprechen. Handlungsorientiertes Vorgehen über Experimente, Basteln, (Mini-)Rollenspiele, Dialoge und Sketche trägt dazu bei, dass Kinder komplexere Sachinhalte auch in der Fremdsprache verstehen.

Vorschläge für den Einsatz der Fremdsprache Englisch des BIG Kreises der Stiftung Lernen:

 Heimat- und Sachunterricht Sportunterricht
Road safety A new game – rules
Healthy and unhealthy food Body and movements
Animals in winter My favourite sport
Growing plants A fitness programme – let’s stretch, bend and shake
The water cycle The Olympic Games
Sun, moon and stars  
Weather  

Eckpunkte einer CLIL-Unterrichtssequenz
  • Trotz des Terminus „bilingual“ müssen in einer bilingualen Unterrichtseinheit oder gar Unterrichtssequenz nicht zwei Sprachen zum Einsatz kommen. Die Wahl der Sprache und die Höhe des zielsprachlichen Anteils ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig (siehe im Folgenden: Planung von CLIL-Unterricht). 
  • Es ist möglich, die Sprache innerhalb einer Unterrichtsstunde zu wechseln („Code-Switching“). Code-Switching von Lehrerseite sollte jedoch reflektiert und begründet erfolgen. Innerhalb einer Unterrichtsphase sollte die Lehrkraft die Sprache möglichst nicht wechseln. 
  • Allerdings kann es in bestimmten Situationen auch notwendig und sinnvoll sein, ein ungeplantes Code-Switching durchzuführen (zum Beispiel zur Differenzierung in Einzelarbeitsphasen oder wenn die Erklärung in der Fremdsprache zu viel Zeit erfordern würde). Komplexe Arbeitsaufträge können nach Bedarf auch von leistungsstarken Schülerinnen und Schülern auf Deutsch wiederholt werden.
  • Schülerinnen und Schüler dürfen in jeder Unterrichtsphase in der Muttersprache Deutsch oder in der Fremdsprache reagieren, unabhängig davon, welche Sprache die Lehrperson in der jeweiligen Phase nutzt.
  • Neben den zu erweiternden Kompetenzen im Sachfach kann man bei der Unterrichtsplanung auch die Kompetenzen formulieren, die man im sprachlichen Bereich fördern möchte.
Planung von CLIL-Unterricht
Die Wahl der Sprache und die Höhe des zielsprachlichen Anteils sind abhängig von: 
 
  • den schulischen Rahmenbedingungen 
  • den Vorerfahrungen der Lernenden mit CLIL-Unterricht 
  • der Klassenstufe und dem jeweiligen Lernstand 
  • der Sprachkompetenz 
  • dem Unterrichtsfach 
  • dem Thema und Inhalt der Unterrichtssequenz 
  • der Unterrichtssituation 
  • der Möglichkeit zur didaktischen Reduktion 
  • der Möglichkeit zu zusätzlichen Visualisierungen 
  • der Möglichkeit zu kleinschrittiger Vorgehensweise
  • der Möglichkeit zur handlungsorientierten Umsetzung
  • der Möglichkeit zum verstärkten Einsatz von Mimik und Gestik

Quellen

Burmeister, Petra; Massler, Ute (2010): Erfolgsbedingungen für CLIL in der Grundschule. Braunschweig, Westermann.

Verein für Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen e.V. (FMKS)
Studie: Bilinguale Grundschulen in Deutschland 2014

Empfehlungen des BIG-Kreises in der Stiftung LERNEN (2011): In zwei Sprachen lernen. Die Fremdsprache in den Lernbereichen der Grundschule.

BIG Kreis: Stiftung Lernen.

Empfehlungen der Staatlichen Seminare für Didaktik und Lehrerbildung und Fachseminare in Baden-Württemberg.