Literacy – Lese-und Schreibkompetenz

Lese- und Schreibkompetenz sind Schlüsselqualifikationen in Schule und Beruf. Die Erziehung zum Umgang mit der Schriftkultur beginnt lange vor der Einschulung. Familie, Kindergarten und Vorschule sind hier die wichtigsten Erfahrungsräume.

„Literacy bedeutet übersetzt „Lese- und Schreibkompetenz“. Literacy umfasst aber auch Kompetenzen wie Textverständnis, Sinnverstehen, sprachliche Abstraktionsfähigkeit, Lesefreude, Vertrautheit mit Büchern, Schriftsprache oder sogar Medienkompetenz. Es geht im Kindergarten insbesondere um das Interesse an Schriftsprache und den Umgang mit Büchern und Schrift. Sich mit Büchern über interessante Themen informieren, Schrift in der Umgebung erkennen und Spaß am Ausprobieren von Schrift haben, dies sind wichtige Elemente einer ersten Anbahnung an Literacy im Kindergarten.“

Das Vorlesen von Märchen und Geschichten und das gemeinsame „Lesen“ und Besprechen von Bilderbüchern führen das Kind in die Lese- und Schriftkultur ein. Das geschieht besonders dann, wenn beim Vorlesen und Erklären explizit darauf hingewiesen wird, zum Beispiel wenn das Bild eines Baums mit dem Schriftzug „Baum“ in Verbindung gebracht wird. Das Kind sieht einzelne Buchstaben und Buchstabenkombinationen zum wiederholten Mal, auch in unterschiedlichen Kontexten, und versteht sukzessive, dass die Schrift ein nützliches Verständigungsmittel ist. Neben dem Bild ist die Schrift nun ein neues, weiteres Darstellungs- und Kommunikationsmittel. Beim Versuch, Buchstaben zu „malen“ oder zu schreiben entwickelt ein Kind erste Schriftkompetenzen. Es versteht, was Schrift bewirkt, und wird motiviert, sich dieses neue Werkzeug anzueignen. So kann es frühzeitig Freude und Interesse an Texten entwickeln, die beste Vorbereitung auf das künftige selbstständige Lesen.

Beispielprojekt „Lesestart“

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Stiftung Lesen haben 2011 die Initiative „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“ ins Leben gerufen. Das bundesweite frühkindliche Leseförderprogramm begleitet Kinder und Eltern in den entscheidenden Jahren bis zur Einschulung. Dreimal erhalten Kinder in ihren ersten sechs Lebensjahren über das Lesestart-Programm ein Buch, die Eltern bekommen begleitend Informationen zur Sprach- und Leseerziehung sowie Hinweise auf regionale Angebote, zum Beispiel in Bibliotheken. Eine andere Möglichkeit, die kindliche Lust am Lesen zu fördern, sind von Eltern oder Lehrkräften gegründete Leseclubs. Hier können zum Beispiel Schulkinder sich und den Mitschülerinnen und Mitschülern, aber auch jüngeren Kindern, die noch nicht lesen können, ihre Lieblingsbücher vorstellen und ihnen daraus vorlesen.
Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen
 
Natürlich können auch frühe Fremdsprachenangebote die Möglichkeiten von Literacy (auch: Literalität) nutzen. Wenn eine Geschichte vorgelesen wird, kann das Kind neben dem Inhalt auch den besonderen Klang der Fremdsprache aufnehmen. Durch das Betrachten von Bildern, die durch kurze Texte ergänzt oder untertitelt sind, erkennt es Zusammenhänge zwischen bildlicher Darstellung und dem fremdsprachlichen Schriftbild.

Hinweis
Allerdings sollten Eltern und Erzieher den Kindern nur in der Sprache vorlesen, in der sie sich am sichersten fühlen, also normalerweise in ihrer Muttersprache.
 

Praxis-Tipp: Leseabenteuer mit der Vorleseschlange

Kinder lieben es, wenn ihnen spannende Geschichten oder Märchen vorgelesen werden. Gleichzeitig sind sie wahre Mal- und Bastelkünstler, hier lassen sie ihrer Fantasie gern freien Lauf. In einem Wettbewerb um die längste „Märchen-Vorleseschlange“ werden spielerisch Hören und Verstehen, Sprachentwicklung, Spaß und Kreativität miteinander verbunden: Erzieherinnen beziehungsweise Lehrkräfte lesen den Kindern ein ausgewähltes Märchen vor. Anschließend werden die Kinder selbst aktiv, indem sie möglichst viele Bilder zu der vorgelesenen Geschichte malen, gestalten und aneinanderreihen. Das Konzept lässt sich gut mit mehreren Gruppen/Klassen verwirklichen. Die Gruppe mit der längsten „Vorleseschlange“ gewinnt.
So lernen Kinder erfolgreich Deutsch

 

Quellen

Wirts, Claudia (2013): Sprache und Sprachförderung im Kindergarten.