Zithermusik mit Büroklammern
Christof Dienz macht Musik. Mit chinesischen Essenstäbchen, Stimmgabeln, Büroklammern oder anderen Dinge, die er findet. Wichtigster Begleiter dabei: die Zither.
Anders. Schräg. Experimentell. So könnte man die Musik von Christof Dienz beschreiben. Bei all seinen Projekten und mit all seinen Musikgruppen spielt er Musik abseits des Mainstreams. Er musiziert nicht nach den klassischen Regeln und nach dem typischen Handwerk. Ein Beispiel dafür ist die Gruppe Quadrat:sch in der Besetzung einer typischen Stubenmusik (Hackbrett, Zither, Gitarre und Kontrabass). Nach Volksmusik klingt Quadrat:sch allerdings nicht. Schon eher nach „intensiver Kammermusik mit hohem Improvisationsanteil, mit unerhörten Klängen und verschiedenen Rhythmen“, wie es auf ihrer Homepage heißt. Diesem Musikstil hat sich Christof Dienz auch als Zitherspieler verschrieben.
Experimentelle Zithermusik ist erfolgreichBegonnen hat das alles mit einem Kompositionsauftrag. Für das Tiroler Festival zeitgenössischer Musik „Klangspuren“ hat Christof Dienz ein Solo für Zither mit Loopgenerator komponiert. „Es war unbefriedigend für mich, weil es technisch nicht funktioniert hat“, sagt Dienz. Deshalb beschloss er, das elektronische Zitherspiel selbst zu versuchen. Von Bekannten borgte er sich eine Zither aus und begann, zu experimentieren.
Mit chinesischen Essenstäbchen, Büroklammern oder Bottlenecks (Gitarrenzubehör, das über das gesamte Griffbrett der Gitarre gleitet) schlägt er die Saiten an und macht damit Musik. Und das mit Erfolg. „Diese Art von Zithermusik ist bei meinen Auftritten sehr gut angekommen, auch die CD war ein Erfolg“, erzählt Dienz. Die Erfolgsgeschichte dauert nun schon zehn Jahre, sein Zitherspiel hat er weiterentwickelt. Heute verwendet er zum Musizieren auch Effektgeräte wie bei einer E-Gitarre.
„Der Job hat mich nicht voll erfüllt“
Der gebürtige Tiroler Christof Dienz hat ursprünglich Fagott an der Uni Wien studiert. Von 1997 bis 2000 war er als Fagottist im Bühnenorchester der Wiener Staatsoper tätig. Das Fagott kommt nur noch sehr selten zum Einsatz, er verdient sein Geld momentan als Komponist und Zitherspieler. An seine allererste Komposition kann sich Dienz noch ganz genau erinnern: „Es war eine kleine Sonate für Blockflöte und Klavier.“ Ein Weihnachtsgeschenk für seine Eltern, vorgetragen von ihm und seiner Schwester. Damals war er 14 oder 15 Jahre alt. „Ich habe relativ spät zu komponieren begonnen. Mozart beispielsweise hat das bereits viel früher gemacht“, erklärt Dienz schmunzelnd. Im Durchschnitt braucht er zwei bis drei Monate bis ein Werk fertig komponiert ist, sechs Monate hat er für sein bisher aufwendigstes Stück - eine Komposition für das Brucknerorchester Linz - gebraucht.
Kein Messias der Zither
Christof Dienz hat wie fast jedes Kind Blockflöte und Klavier gelernt. Er merkte jedoch relativ schnell, dass aus ihm kein großer Pianist werden wird. Da zu dieser Zeit im Schulorchester ein Fagott fehlte, hat er mit 18 Jahren seine Fagott-Karriere begonnen. Zitherspielen hat er nie gelernt, „richtig“ kann er es also nicht. „Das ist gut für meine Zithermusik, da ich einen unvoreingenommenen Zugang habe.“
„Richtige“ Zitherspieler würden seine Art von Musik nicht machen, da es passieren kann, dass dadurch das Instrument beschädigt wird. „Berufsrisiko“, wie es der 44-Jährige nennt. Dass durch seine Musik junge Menschen auf die Zither aufmerksam werden und Interesse an diesem Instrument bekommen, glaubt er nicht. „Ich sehe mich nicht als Messias der Zither“, sagt Dienz. Wichtig ist ihm aber, mit Vorurteilen aufzuräumen. Mit einer Zither kann nicht nur Volksmusik gemacht werden, es ist auch möglich, damit zu experimentieren.
Wenn seine gewöhnungsbedürftige Musik dann auch noch den Zuhörern gefällt, ist Christof Dienz glücklich.