Erst in den letzten Jahren ist der Prozess der Annäherung langsam in Gang gekommen – durch den Ausbau der berlintypischen landschaftlichen Attraktivitäten und die damit verbundene Migration der Arbeitskräfte aus dem Westen. Diese Arbeitskräfte machen sich sofort die regionalen Sitten und Gebräuche zu eigen und sind schon nach kurzer Zeit als Wessis nicht mehr erkennbar. So erfuhr ich, als ich mit diesem Kapitel fertig war, dass mein tätowierter Steuerberater, der so perfekt berlinern konnte, in Wirklichkeit aus Heidelberg kam. Ein Schock.
susesu: Berlin ist eine Stadt, mit einem Bürgermeister, da ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis sich alle Berliner als Berliner fühlen. Egal ob sie im Osten oder Westen wohnen. Also ich glaube, dass die Veränderung, von der Herr Kaminer spricht, von der politischen Einheit ausgeht. Natürlich hat auch die Tatsache, dass Berlin wieder Hauptstadt ist, damit zu tun. Die Regierung sitzt in Berlin, auch das eint!
m.richter: Ich glaube eher, dass die Annäherung durch Migration kommt. Wie viele Berliner gibt es denn noch in Berlin? Nicht nur Westberliner sind wegen der billigen Mieten in den Osten gezogen, auch Bayern, Hessen, Türken, Polen und Italiener. Die haben die DDR nicht miterlebt, für die sind nur die billigen Mieten und das billige Essen wichtig. Deshalb verändert sich Berlin und wächst zusammen, Berlin ist nicht mehr Ost und West. Berlin ist multikulti und das ist gut so.