Philosophie
Nacht der Philosophie

Filosofian yö
Bild: Helsingin juhlaviikot

beim Helsinki-Festival

Kiasma

Erobern Sie das nächtliche Kiasma und erleben Sie Philosophie in einem neuen Licht.

Die Nacht der Philosophie bietet ein 12-stündiges Programm mit außergewöhnlichen Reden, freien Ideen und Kunsterfahrungen von 19 Uhr bis 7 Uhr am nächsten Morgen. 20-minütige Vorträge, überraschende Performances und Musik gestalten die Nacht; für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Zu den Teilnehmern gehören finnische und internationale Spitzen-Philosophen.

Die Nacht der Philosophie hat bereits Nachteulen in New York, Paris, London und Berlin begeistert. Die Veranstaltung ist eine Idee der französischen Philosophin, Dramaturgin und Theaterdirektorin Mériam Korichi.

Lassen Sie sich vom Zufall führen oder entscheiden Sie sich im Voraus für die reizvollsten Aspekte der Nacht.
 

Damien Cadio: P is Not Dead


Damien Cadio
Bild: Damien Cadio
Der Künstler Damien Cardio (geb. 1975 in Frankreich)  liefert einen 12-stündigen Soundtrack zur „Night of Philosophy“. Er arbeitet seit 25 Jahren als Maler und Videograf und hat eine Vielzahl von Soundtracks für Filme und Installationen anderer Künstler aufgenommen. Seine Arbeit ist suggestiv und beeindruckend, gespenstisch und mysteriös.

Cadio hatte bereits zahlreiche Einzelausstellungen in Institutionen wie CAP Saint-Fons, Micro-Onde Velizy-Villacoublay, MDA Grand-Quevilly, CRAC Alsace und dem Institut français Berlin. Seine Arbeiten waren Teil internationaler Gruppenausstellungen im La Maison Rouge Paris, CAC Meymac, SongEun Seoul, La Staion Nice, La box Bourges, Art Center Vilnius, Coca Torun, MASP Sao Paulo und dem Museo Berardo Lissabon.

19-7 Uhr | Kiasma Lobby
 

CIA RINNE: notes for soloists und l’usage du mot 

 
Cia Rinne
Bild: Cia Rinne
Cia Rinne präsentiert Sequenzen ihrer visuellen und konkreten Poesie, die v.a. auf Englisch, Deutsch und Französisch verfasst sind. Angeregt durch ein tiefes Misstrauen gegenüber der Sprache und ihrer Anwendung untersuchen ihre kurzen Texte die kleinsten Teile der Sprache und deren Rhizom, phonetische Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen und Bedeutungsverschiebungen, um nicht selten humorvoll auf den Punkt zu kommen. Die minimalistischen Texte sind das Ergebnis einer steten Reduzierung gen Nichts und dienen gleichsam als Partituren für die Performance.

Cia Rinne ist eine finnlandschwedische Lyrikerin und Autorin, die in Berlin lebt. Ihre visuelle, akustische und konzeptuelle Poesie in verschiedenen Sprachen wurde international ausgestellt und veröffentlicht. Ihr neuestes Buch, das auch die Reihe l’usage du mot enthält, erscheint 2016 bei kookbooks (Berlin). 

2.45-3.15 Uhr | Kiasma Theater
 

Wolfram Eilenberger: War Heidegger ein Sith? Einige Gedanken zur dunklen Seite der Macht


Wolfram Eilenberger
Foto: Michael Heck
Es besteht kein Zweifel, die Macht war stark bei Heidegger. Und ganz wie Anakin Skywalker (aka Darth Vader), vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxie, verfiel der „Meisterdenker“ aus Meßkirch in Deutschland der dunklen Seite auf verhängnisvolle Weise, als er zu Beginn der 1930er Jahre der NSDAP beitrat und Hitlers Aufstieg als das Erwachen einer neuen weltrettenden Macht pries. Die wahren Gründe, die Heidegger (und Anakin) auf den Pfad der dunklen Seite führten, bringen uns zum Wesen der Philosophie selbst.

Wolfram Eilenberger, geboren 1972, ist Philosoph, Publizist und Autor. Er ist Chefredakteur des Philosophie Magazin, ein gefragter deutscher Intellektueller und gern gesehener Talkshowgast. Er hat acht Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Finnen von Sinnen“, der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Er lehrte an der University of Toronto (Kanada), der Indiana University (USA) und lehrt heute noch an der Berliner Universität der Künste. Eilenberger besitzt eine DFB-Trainerlizenz und schreibt seit 2015 die monatliche Fußballkolumne „Eilenbergers Kabinenpredigt“ auf ZEIT ONLINE. Seit 2013 ist er Mitglied der Programmleitung des Philosophie-Festivals phil.Cologne. Er ist verheiratet mit der Fennistin und ehemaligen finnischen Basketballnationalspielerin Pia Päiviö und lebt mit seiner Familie in Berlin und Kopenhagen.

Website (deutsch)

00.45-1.15 Uhr | Kiasma Theater
 

Nora Kreft: Was ist Liebe?

Nora Kreft
Foto: Nora Kreft
Nora Kreft entwickelt eine sokratische Idee der Liebe als das Verlangen nach einer bestimmten Art von Dialog mit dem/ der Geliebten. Sie will damit aufzeigen, dass diese Darstellung der Liebe eine aussichtsvollere Lösung für das so genannte Problem der Unersetzlichkeit bietet als konkurrierende Darstellungen – eine Lösung, die sowohl die psychologischen, als auch die normativen Dimensionen der Unersetzlichkeit des Geliebten ernst nimmt. Auch wenn Sokrates‘ Theorie der Liebe oft dafür kritisiert wurde, dass sie die Unersetzlichkeit des Geliebten nicht erklären konnte, so argumentiert Kreft, dass sie eigentlich schon die Ansätze einer Lösung dieses Problems enthält.

21.40-22.10 | Kiasma Theater
 

Wolfgang Kienzler: Keine Überraschungen bitte! – Warum die Philosophie keine Überraschungen mag


Wolfgang Kienzler
Bild: Wolfgang Kienzler
Wolfgang Kienzler unterrichtet seit 1995 Philosophie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er hat Bücher zum mittleren und späten Wittgenstein und eins zum frühen und mittleren Frege geschrieben. Zurzeit arbeitet er an einem ausführlichen Kommentar zu Wittgensteins Tractatus. Zu seinen Forschungsinteressen gehören: frühe analytische Philosophie, Hume und Kant, die Beziehung zwischen traditioneller und moderner Logik, die Vielfalt der Bedeutungen von Repräsentationen (einschließlich literarischer Stile), die in der Philosophie genutzt werden, sowie das Auflösen von Paradoxen. Ein größeres Forschungsprojekt untersucht die Arten von Propositionen oder Sätzen, die von den verschiedenen Typen moderner Philosophie als legitim anerkannt sind. Seine liebste philosophische Frage ist: Was ist Philosophie?

Motto: „Wenn es dich überrascht, dann hast du es noch nicht verstanden.“ (Wittgenstein über Überraschungen in der Mathematik)
Wieso mögen Philosophen keine Überraschungen in der Philosophie? Die Antwort ist: Wir sind von etwas überrascht, wenn es anders ist, als wir es uns vorgestellt haben. Philosophen hingegen mögen es, wenn die Dinge so sind wie sie denken, dass sie sind. Oder, um es anders auszudrücken, Philosophen wollen denken wie die Dinge wirklich sind. (Es ist nicht nur das: Philosophen betrachten ewige Dinge, und Überraschungen sind nur temporär.)
Wenn Philosophen zu einem Ergebnis kommen, das überraschend klingt, haben sie das Gefühl, sich erstens für die Überraschung entschuldigen zu müssen, und zweitens dafür sorgen zu müssen, dass die Überraschung verschwindet. Nur wenn sie es schaffen, die Überraschung zum Verschwinden zu bringen, können sie als philosophierende Menschen betrachtet werden.
Philosophen können bisweilen Überraschungen - wenn andere überrascht sind - als ein Phänomen analysieren, aber sie mögen es nicht, selbst überrascht zu werden.

Philosophen wie Berkeley, der die scheinbar wildesten Auffassungen vertritt, bestehen regelmäßig darauf, dass die Vorstellungen ihrer Zeit von uneinheitlichen Vorstellungen, die von schlechter Philosophie herrühren, verzerrt wurden. Jetzt stellen sie einfach nur das natürlichste aller Systeme wieder her.
Menschen, die für überraschende Vorstellungen über die Welt werben und bekräftigen, dass diese in der Tat überraschend seien, können daher nicht als Philosophen betrachtet werden. Jede Art von Sensationslust ist mit dem Praktizieren von Philosophie nicht vereinbar, genauso wenig wie Spitzfindigkeit, die die Menschen verblüffen soll. (Eine „verblüffende Doktrin, verblüffend präsentiert“ – das bedeutet: was immer es ist, es ist nicht Philosophie.)
Philosophie kann somit praktisch wie folgt definiert werden: Philosophie ist die Tätigkeit des sehr geduldigen Vertreibens von Überraschungen.
P.S. Das scheint für mehr oder weniger alle Varianten der Philosophie zu gelten.

23.15-23.45 Uhr | Kiasma Theater

Details

Kiasma

Mannerheiminaukio 2
Helsinki

Sprache: Englisch
Preis: Eintritt frei

+358 9 6126 5100 info@helsinginjuhlaviikot.fi