FILM Coming out

Coming Out ©DEFA Stiftung, Wolfgang Fritsche

Do, 23.11.2017

Goethe-Institut Ghana

GoetheKino|GoetheCine

Regie: Heiner Carow, Farbe, 112 Min., 1989
 
Ostberlin, gegen Ende der achtziger Jahre: Philipp, ein junger Lehrer, beginnt eine Liebesbeziehung mit seiner Kollegin Tanja. Seine wirkliche sexuelle Neigung hat er jahrelang verheimlicht, bis in ihm die Wiederbegegnung mit seinem einstigen schwulen Freund Jacob die unterdrückte Sehnsucht erneut bewusst macht. In einer Schwulenkneipe lernt Philipp Matthias kennen und verliebt sich in ihn. Von da an führt der Lehrer ein Doppelleben: Tanja soll nichts von Matthias erfahren, vor Matthias hält er die Beziehung zu Tanja geheim. Das geht nicht lange gut. COMING OUT war der erste und einzige Spielfilm der DDR, der sich offen mit dem Thema Homosexualität beschäftige – uraufgeführt am 9. November 1989, am Abend, als die Berliner Mauer fiel.

Ein Rettungswagen rast durch Ostberlin, er bringt Matthias in Krankenhaus. Der junge Mann hat einen Selbstmordversuch unternommen; jetzt pumpen die Ärzte seinen Magen aus: eine sehr drastische Sequenz, in der der Schauspieler tatsächlich einen Schlauch schlucken muss und gegen das Würgen ankämpft, bis ihm der Schweiss in Strömen vom Gesicht läuft. Regisseur Heiner Carow versucht gar nicht erst, die Tortur mit Schnitten vorzutäuschen. In seiner Inszenierung herrscht ein Realismus, der mitunter auch dem Zuschauer wehtut. „Warum haben Sie das getan?“, fragt eine Ärztin. Matthias heult: „Ich bin schwul!“ Wie es zu diesem versuchten Suicid kam, davon erzählt COMING OUT.
 
Philipp stellt sich einer Schulklasse als neuer Lehrer vor. Am Flur stößt er mit seiner künftigen Kollegin Tanja so schmerzhaft zusammen, dass er sich um ihre blutende Nase kümmern muss. Auch dies ist ein prophetisches Bild. Die beiden gehen miteinander aus, verlieben sich, schlafen miteinander, bald zieht Philipp bei ihr ein. Er ist ein guter, idealistischer und leidenschaftlicher Lehrer, manchmal so unkonventionell, dass seine Chefin streng und stur eingreift. Im Subtext zeigt der Film erhebliche Zweifel an der Obrigkeit. Mitunter reagiert Philipp, der unbewusst den Widerstand gegen die Verhältnisse sucht, ziemlich wütend auf angepasste und leidenschaftslose Arbeiten seiner Schüler. 
 

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