FILM Wir sind jung. Wir sind stark.

Wir sind jung. Wir sind stark. ©Stephan Rabold / teamWorx Television & Film GmbH

Do, 30.11.2017

Goethe-Institut Ghana

GoetheKino|GoetheCine

Regie: Burhan Qurbani, Farbe u. s/w, 128 Min., 2013/2014
 
Rostock-Lichtenhagen, im August 1992: In einer Plattenbausiedlung kämpfen arbeitslose Jugendliche gegen ihre Langeweile und ihre Frustrationen. Nachts randalieren sie gegen Polizei und Ausländer. Die Auseinandersetzungen werden so bedrohlich, dass sich die Behörden entschließen, die in einem Asylbewerberheim untergebrachten Roma aus Rumänien zu evakuieren. Als potentielle Opfer bleiben die Vietnamesen im sognannten Sonnenblumenhaus zurück. Die Krawalle eskalieren, doch die Polizei zieht sich zurück, es kommt zu einer Nacht der Gewalt – vor den Augen einer gaffenden und applaudierenden Menge. Mit WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK rekonstruiert der junge Filmemacher Burhan Qurbani die berüchtigte Nacht einer nationalen Schande.

Am Morgen des 24. Augusts 1992: Das Radio berichtet von mehreren hundert Randalierern, die mit Gewalt gegen die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge (ZAST) in Rostock-Lichtenhagen vorgegangen sind. Noch sind vor allem die Roma aus Rumänien gefährdet. Doch die Vietnamesin Lien, die mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin im sogenannten Sonnenblumenhaus lebt und in einer Wäscherei arbeitet, lässt sich helle Strähnen in ihr Haar färben – als könnte sie damit weniger auffallen. Ihr Chef schätzt die „Asiaten“ - wegen ihrer „Arbeitsmoral“. Der Lokalpolitiker Martin Boll diskutiert mit Kollegen, wie die Behörden mit den fremdenfeindlichen Aggressionen umgehen sollen. Martin hat vorerst keine Ahnung, dass sich sein Sohn Stefan längst einer gewalttätigen Gang angeschlossen hat. Meist treffen sich die Jugendlichen auf einer öden Wiese: Philipp erinnert sich an die alten Zeiten in der DDR, als er und sein Vater noch Arbeit hatten. Seine Kumpane, unter ihnen der neurotisch gewalttätige und skrupellose Robbie, nehmen ihn nicht ernst. Enttäuscht verlässt Philipp die Gruppe – er wird Suicid begehen. Der rechtsradikale Sandro, der sich als Anführer fühlt, will aus dem Toten einen patriotischen Märtyrer machen. Robbie liest amüsiert aus dem Abschiedsbrief des Selbstmörders vor und bestiehlt ihn. Am Nachmittag werden die Romas aus ihrem heillos überfüllten Heim evakuiert – unter dem Beifall gaffender Bürger. Allmählich füllen sich die Freiflächen vor dem ZAST und dem Sonnenblumenhaus mit Schaulustigen, die ihre Klappstühle mitbringen und auf weitere Aktionen warten. Aber die Polizei zieht sich vorübergehend zurück. So eskaliert am Abend die Gewalt endgültig, vor den laufenden Kameras einiger Fernsehteams. Steine fliegen auf das Sonnenblumenhaus, Molotow-Cocktails durchschlagen die Fenster und setzen die Wohnungen in Brand, immer noch unter dem Beifall der Gaffer. Stefan, Robbie und Goldhahn steigen in das Haus ein, legen weitere Brände und zerstören alles, was sie finden. In ihrer Todesangst haben sich die letzten Vietnamesen auf das Hausdach zurückgezogen, von dort retten sie sich in ein Nachbarhaus. Von einem Balkon aus winkt Stefan der jubelnden Meute zu. Endlich ist auch die Polizei wieder da.
 

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